Und erlose uns von dem Bosen
empor.
»Das war fantastisch! Mein Gott, was für ein Erlebnis. Besser als Sex! Ich kenne Frauen und Autos â ich ziehe Rennautos vor!«
Er betrachtete Ilya Frolov. Der Mann war leichenblass und zitterte leicht. Armer Ilya.
»Tut mir Leid, mein Freund«, sagte der Wolf leise. »Ich fürchte, für die nächste Fahrt hast du nicht genügend Mut. AuÃerdem weiÃt du, was in Paris geschehen ist.«
Er schoss dem Freund auf der Teststrecke mitten ins Herz. Dann ging der Wolf davon ohne zurückzuschauen. An Toten hatte er keinerlei Interesse.
71
Am selben Nachmittag besuchte der Wolf ein Bauernhaus, etwa fünfzig Kilometer südlich von der Teststrecke. Er kam als Erster und lieà sich in der Küche nieder, die er so dunkel wie eine Krypta hielt. Artur Nikitin hatte Befehl erhalten, allein zu kommen. Selbstverständlich gehorchte er. Nikitin war früher beim KGB und war stets ein loyaler Soldat gewesen. Er arbeitete für Ilya Frolov hauptsächlich als Waffenhändler.
Der Wolf hörte Artur auf der Hintertreppe. »Kein Licht!«, brüllte er. »Komm einfach rein.«
Artur Nikitin öffnete die Tür und trat ein. Er war groÃ, mit dichtem weiÃem Bart â ein Mann wie ein groÃer russischer Bär. Körperlich war er dem Wolf nicht unähnlich.
»Da ist ein Stuhl. Setz dich, bitte. Du bist mein Gast«, sagte der Wolf.
Nikitin gehorchte. Er zeigte keine Angst. Er hatte keine Angst vor dem Tod.
»Du hast in der Vergangenheit immer gut für mich gearbeitet. Das wird jetzt dein letzter Job sein. Du wirst genug verdienen, um dich vom Geschäftsleben zurückziehen zu können und dann zu tun und lassen, was du willst. Klingt das gut?«
»Klingt sogar sehr gut. Was du auch willst â ich werde es tun. Das ist das Geheimnis meines Erfolgs.«
»Paris bedeutet mir sehr viel«, fuhr der Wolf fort. »In einem anderen Leben habe ich dort zwei Jahre verbracht. Und jetzt bin ich wieder hier. Das ist kein Zufall, Artur. Ich brauche hier deine Hilfe. Noch mehr brauche ich deine Loyalität. Kann ich mich auf dich verlassen?«
»Selbstverständlich. Gar kein Zweifel. Ich bin hier , oder?«
»Ich plane, ein groÃes Loch in Paris zu sprengen, riesiges Chaos zu schaffen und dann stinkreich zu werden. Kann ich mich immer noch auf dich verlassen?«
Nikitin lächelte. »Absolut. Ich mag die Franzosen ohnehin nicht. Wer mag sie schon? Es wird ein Vergnügen sein. Besonders gefällt mir der âºstinkreicheâ¹ Teil.«
Der Wolf hatte den richtigen Mann für diesen Job gefunden. Jetzt erklärte er ihm sein Stück des Puzzles.
72
Zwei Tage nach dem Bombenattentat auf die Westminster Bridge flog ich zurück nach Washington. Auf dem langen Flug zwang ich mich, ausführliche Notizen darüber zu machen, was der Wolf wohl als Nächstes tun würde. Was konnte er tun? Würde er erneut zuschlagen und weitere Bombenanschläge in Städten begehen, bis er sein Geld bekam? Und welche Signifikanz hatten Brücken für ihn?
Eins schien mir ganz offensichtlich: Der Wolf würde nicht sang- und klanglos verschwinden. Er würde der Welt seinen Stempel aufdrücken wollen.
Schon ehe mein Flugzeug landete, erhielt ich eine Nachricht von Ron Burnsâ Büro. Ich sollte unverzüglich ins Hauptquartier kommen, sobald ich in Washington eintraf.
Aber ich fuhr nicht ins Hoover Building. Stattdessen eilte ich nach Hause. Die Bitte meines Arbeitgebers lehnte ich ebenso kühl wie höflich ab. Der Wolf würde morgen auch noch da sein.
Die Kinder kamen in Begleitung von Tante Tia nach Hause. Nana war ebenfalls da. Wir verbrachten die Nacht gemeinsam in unserem Haus, in dem Nana geboren wor-den war. Am Morgen würden die Kinder mit Tia zurück nach Maryland fahren. Nana würde bleiben â und ich auch. Vielleicht waren wir beide uns ähnlicher, als ich zugeben wollte.
Gegen elf Uhr abends kam jemand zum Vordereingang. Ich hatte im Wintergarten Klavier gespielt und war mit wenigen Schritten bei der Tür. Ich öffnete und stand Ron Burns gegenüber, der von zwei Leibwächtern beschützt wurde. Er schickte die Männer zurück ins Auto und trat ein.
»Ich muss mit Ihnen reden. Alles hat sich verändert«, sagte der Direktor, als er an mir vorbeiging.
Und so saà ich dann mit dem Direktor des FBI in meinem Wintergarten. Für Burns spielte ich allerdings nicht
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