Und erlose uns von dem Bosen
glänzender Marmor, vier Herde im Zentrum. Ich sah eine groÃe Glasschüssel auf einem Tisch. Der Inhalt sah wie dunkle Nasen aus.
Feigen , stellte ich fest und musste über mich lächeln.
Dann rannte ich mit Sandy einen langen Korridor hinab. Bis jetzt war im Haus noch kein Schuss gefallen. Aber ansonsten viel Lärm.
Wir kamen in den Wohnraum. Platz für diplomatische Empfänge. Wunderbare Kristalllüster baumelten über unseren Köpfen, der Boden glänzender Marmor, ein halbes Dutzend dunkler Gemälde von französischen und holländischen Meistern.
Aber bis jetzt kein Wolf. Kein Zeichen von ihm.
»Feiert man hier Feste oder unterzeichnet man Verträge?«, flüsterte Sandy. »Alex, warum bekämpfen sie uns nicht? Was ist los? Ist er hier? «
Wir stiegen eine geschwungene Treppe hinauf und sahen, wie französische Soldaten Frauen und Männer aus den Schlafzimmern abführten. Die meisten trugen nur Unterwäsche, einige waren auch nackt. Keiner sah besonders sexy aus, aber alle waren offensichtlich total überrascht.
Ich sah niemanden, der der Wolf sein könnte, aber wer wusste schon genau, wie der Wolf aussah? Wie konnte das jemand wissen?
Die Verhöre begannen auf der Stelle auf den Korridoren. Wo ist der Wolf? ⦠Wer ist Aglionby?
Das gesamte Haus wurde nochmals sorgfältig durchsucht. Dann ein drittes Mal.
Marcel Aglionby war nicht im Haus. Das bestätigten uns mehrere Gäste. Er war auf Geschäftsreise in New York. Eine seiner Töchter war da. Es war ihre Party, ihre Gäste, ihre Freunde â allerdings sahen einige davon doppelt so alt aus wie sie. Ihr Vater sei ein angesehener Banker, versicherte sie uns. Nie und nimmer ein Verbrecher und schon gar nicht der Wolf.
Ist er der Banker des Wolfs? Und wohin führt uns das?
Ich hasste den Gedanken, doch stand es für mich fest: Der Wolf hatte wieder einmal gewonnen.
108
Wir durchkämmten Haus und Grundstück ein viertes Mal. Trotz des lautstarken Protests der Tochter nahmen wir alles Stück für Stück auseinander.
Ich muss gestehen, dass ich von der Villa beeindruckt war. Ãberall wertvolle antike Möbel und Kunstwerke. Sandy meinte, Aglionby wollte vielleicht mit der Villa La Fiorentina wetteifern, welche als das schönste Haus der Welt galt. Auf alle Fälle hatte der Banker einen sehr teuren Geschmack und konnte ihn sich gleichzeitig leisten. Handbemalte Stücke aus der Zeit Louis XVI., ebenso Louis XV.-Lüster, antike türkische Teppiche, chinesische Paravents, Gobelins, Gemälde, klassisch und modern, hingen an jeder Wand. Werke von Fragonard, Goya, Pieter Brueghel. Alles vom Wolf finanziert? Warum nicht? Er kann mit über zwei Milliarden Dollar um sich schmeiÃen.
Wir versammelten die »Verdächtigen« in den Billardzimmern, in denen drei Billardtische standen und beinahe so viele Couchen wie im Wohnbereich. Alles wirkte irgendwie maÃgeschneidert förmlich. Wusste in dieser Runde jemand etwas über den Wolf? Ich hatte nicht den Eindruck. Wahrscheinlich kannten diese Leute eher Paris und Nicky Hilton.
»Möchte jemand für die Gruppe sprechen?«, fragte der Kommandant der französischen Polizei.
Niemand meldete sich freiwillig, und keiner beantwortete irgendwelche Fragen. Entweder wussten sie nichts oder man hatte ihnen eingeschärft, nichts zu sagen.
»Nun gut, dann nehmen wir Sie uns getrennt vor. Wir fangen sofort mit den Verhören an. Einer wird schon den Mund aufmachen «, warnte der Kommandant.
Da man mich nicht aufgefordert hatte, an den Verhören teilzunehmen, wanderte ich über das Grundstück zum Wasser hinunter. Hatte man uns erneut auf eine falsche Fährte gelockt? Diese Spielchen des Wolfs, seine Strategien und Gegenstrategien waren von Anfang an gnadenlos gewesen. Weshalb sollte das jetzt aufhören?
Am Ufer stand ein hölzernes Bootshaus â ein ungewöhnlich langes Bootshaus. Es stand knapp hundert Meter vom Haupthaus entfernt. Aber hallo â was war das? Das Bootshaus war zu einer Garage für über dreiÃig edle Luxuskarossen umgebaut! Vielleicht brachte uns das vorwärts. Beweise, dass der Wolf diesen Besitz bewohnt haben könnte. Oder war das wieder ein Lockvogel, der uns an der Nase herumführen sollte?
Ich stand zwischen Bootshaus und dem Wasser, als die Hölle losbrach.
109
Er befolgte nur sein Stück des Puzzles, seinen Teil der schrecklichen
Weitere Kostenlose Bücher