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Und erlose uns von dem Bosen

Titel: Und erlose uns von dem Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Stellvertreter nahm uns mit, damit wir in die Transaktionen des Kontos 616479Q Einsicht nehmen konnten. So lief das mit dem Bankgeheimnis und der Sicherheit Schweizer Banken. Alles war prompt arrangiert worden.

104
    Ich hatte das Gefühl, wir waren mit effizienten ordentlichen polizeilichen Ermittlungen befasst. Selbstverständlich war mir klar, dass es nicht so war. Sandy, zwei ihrer Kollegen von Interpol und ich konnten sämtliche Transaktionen Corky Hancocks in einem kleinen fensterlosen Raum, irgendwo tief in den Gewölben der Züricher Bank durchlesen. Das Konto des ehemaligen CIA-Agenten war von hunderttausend US-Dollar auf etwas über zwei Millionen angewachsen. Ich pfiff anerkennend.
    Die letzten und größten Einzahlungen betrugen dreieinhalb Millionen und waren in diesem Jahr in vier Raten eingegangen.
    Ursprung dieser Zahlungen war ein Konto unter dem Namen Y. Jikhomirov. Wir brauchten ein paar Stunden, um alle Unterlagen zu durchforsten. Sie gingen bis ins Jahr 1991 zurück. Das Jahr, in dem der Wolf aus Russland herausgeschafft worden war. Zufall? An Zufälle glaubte ich nicht. Nicht mehr.
    Wir prüften genau die Abbuchungen vom Konto Jikhomirovs. Darunter waren Zahlungen an eine Leasingfirma für Privatjets. Regelmäßige Flüge mit British Airways und Air France. Hotels: das Claridge’s, das Bel-Air in Los Angeles, das Sherry-Netherland in New York, das Four Seasons in Chicago und Maui. Es gab telegrafische Überweisungen nach Amerika, Südafrika, Australien, Paris, Tel Aviv. Die Fährte eines Wolfs ?
    Ein Eintrag erweckte mein besonderes Interesse: der Kauf von vier teuren Sportwagen in Frankreich, alle von der Firma Riviera Motors in Nizza. Ein Lotus, ein Jaguar, Sonderanfertigung, und zwei Aston Martin.

    Â»Angeblich ist der Wolf ein Sportwagenverrückter«, sagte ich zu Sandy. »Vielleicht bedeuten diese Autos etwas. Vielleicht sind wir näher dran, als wir gedacht haben. Was meinst du?«
    Sie nickte zustimmend. »Ja, wir sollten Riviera Motors in Nizza mal unter die Lupe nehmen. Nizza ist wunderschön . Aber vorher Mittagessen in Zürich. Du hast es versprochen.«
    Â»Nein, du hast mich zu diesem Versprechen gezwungen, nachdem ich die blöde Bemerkung wegen des Offiziersmessers gemacht hatte.«
    Da ich Hunger hatte, war das Essen jedoch eine gute Idee. Sandy wählte den Veltliner Keller, eines ihrer Lieblingsrestaurants. Sie war sicher, dass es mir dort gefallen würde.
    Als wir Platz nahmen, erklärte sie mir, dass der Veltliner Keller seit 1551 ein Restaurant sei. Eine lange Zeit für jede Art von Geschäft. Für anderthalb Stunden vergaßen wir die Polizeiarbeit. Wir aßen Graupensuppe, zuppe engadinese , Veltliner Topf und tranken sehr guten Wein. Alles war ausgezeichnet: gestärkte weiße Leinenservietten auf weißem Tischtuch, Rosen in Silbervasen, Salz- und Pfefferstreuer aus Kristall.
    Â»Das war eine deiner besseren Ideen«, lobte ich Sandy, als sich unsere Mahlzeit dem Ende näherte. »Eine wirklich gute Ruhepause bei all dem Wirbel.«
    Â»So was nennt man Lunch, Alex. Du solltest es öfter mal versuchen. Komm doch mit deiner Freundin Jamilla nach Europa. Du arbeitest zu viel.«
    Â»Ich schätze, das sieht man.« »Nein, du siehst so gut wie immer aus. Du hältst dich besser als Denzel Washington – jedenfalls in seinen letzten Filmen. Irgendwie steckst du alles fantastisch weg. Ich habe keine Ahnung, wie , aber du schaffst es. Ich ahne aber auch, dass du innerlich furchtbar zerrissen bist. Iss, entspanne dich – und
dann fahren wir nach Nizza und schauen uns ein paar hübsche Sportwagen an. Es wird wie Urlaub sein. Möglicherweise fangen wir sogar einen Mörder. Und jetzt trink aus, Alex.«
    Â»Du hast völlig Recht«, sagte ich. »Vorher muss ich allerdings unbedingt für Jannie noch Schokolade kaufen. Einen Koffer voll. Auch ein Versprechen.«
    Â»Hast du nicht ebenso versprochen, den Wolf zu fangen?«, fragte Sandy.
    Â»Ja, das sowieso.«

105
    Nächster Halt ein Autohändler für Luxusschlitten in Nizza. Ich hatte das Gefühl, in einem Film von Alfred Hitchcock zu sein.
    Der Besitzer von Riviera Motors, der »Concessionnaire exclusif Jaguar, Aston Martin, Lotus«, schien, zumindest was das Design betraf, Sinn für Dramatik zu haben. Im Showroom stand eine lange Reihe glänzender schwarzer Autos. Die Luxuswagen waren von der

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