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Und erlose uns von dem Bosen

Titel: Und erlose uns von dem Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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später.
    Ich rannte zum Haupthaus, doch dann erlebte ich urplötzlich eine weitere Überraschung.
    Eine Seitentür des Bootshauses öffnete sich. Ein dunkelblauer Mercedes-Sportwagen tauchte auf und bretterte über den Kiesweg zur Hauptstraße. Ich hechtete zum nächsten zivilen Streifenwagen, der auf dem Rasen parkte, ließ den Motor an und nahm die Verfolgung auf.
    Es blieb keine Zeit, jemanden zu informieren, was ich tat. Nicht einmal Sandy. Ich war allerdings gespannt, ob der Streifenwagen mit einem aufgemotzten Mercedes mithalten konnte. Wahrscheinlich nicht. Nein, bestimmt nicht.
    Ich blieb hinter dem CL55 von Cap-Ferrat bis zur Basse Corniche. Auf der gewundenen Straße brachte ich mich fast um, vielleicht auch ein paar andere Leute, aber ich verlor den nicht, der vor mir dahinraste.
    Wer zum Teufel war in diesem Wagen? Warum floh jemand? Konnte es der Wolf sein?
    In Richtung Monaco war sehr viel Verkehr. Die Scheinwerfer
eines Lasters vor mir zeigten, dass der Trucker sich auf der engen Straße verschätzt hatte, so dass sein Anhänger quer stand. Das gab mir einen Hoffnungsschimmer. Der Mercedes musste in diesem Verkehr ebenfalls langsamer fahren. Doch plötzlich machte er mit quietschenden Reifen kehrt und fuhr nach Westen. Ich blieb an ihm wie Pech kleben.
    Wir rasten vorbei an unzähligen Werbeplakaten und Restaurants.
    Ich kam um eine Kurve. Vor mir lag die Bucht von Villefranche-sur-Mer. Ihre Schönheit war im Schein des Vollmonds darüber nahezu atemberaubend. Die Stadt erhob sich über der Bucht, die wie die Badewanne eines reichen Kindes mit Segelbooten und Jachten gefüllt war. Der Mercedes fegte mit manchmal hundertfünfzig Kilometern die steile gewundene Straße hinunter. Ich hatte irgendwo im Hinterkopf, dass dieser Wagen an die dreihundert PS hatte. Jetzt glaubte ich das.
    Wir kamen in den alten Hafen von Nizza. Langsam wurde die Lücke zwischen dem Mercedes und mir kleiner. Hier waren die Straßen sehr eng und ungewöhnlich belebt, besonders bei den Bars und Nightclubs. Gott sei Dank schien es die überall zu geben.
    In letzter Sekunde wich der Mercedes einem Haufen Betrunkener aus, die aus dem Etoile Filante Club torkelten.
    Ich drückte auf die Hupe und raste ebenfalls knapp vorbei. Die Fußgänger fluchten und drohten mir mit erhobenen Fäusten.
    Der Mercedes bog scharf nach rechts ab – auf die N7, die Moyenne Corniche, eine höhere Straße.
    Ich folgte ihm, so gut ich konnte, aber mir war bewusst, dass ich ihn bald verlieren würde. Wen verlieren? Wer fuhr den blauen Mercedes?
    Die Straße nach oben war unglaublich steil und kurvenreich.
Wir fuhren erneut in Richtung Monaco, aber hier war der Verkehr schwach und der Mercedes beschleunigte mühelos. Der Fahrer kannte diesen Umweg offenbar. Jetzt war der Mercedes so schnell, dass mein Streifenwagen unmöglich mithalten konnte.
    Nach etwa zwei Kilometern war ich ziemlich sicher, dass ich ihn verlieren würde. Wir waren wieder in Villefranche, aber im höchsten Teil der Stadt. Der Blick auf Cap-Ferrat und Beaulieu war atemberaubend. Unwillkürlich schaute ich hinab. Selbst mit dieser Geschwindigkeit sogen meine Augen alles wie ein Gemälde ein.
    Ich durfte ihn nicht entwischen lassen. Ich drückte aufs Gas, bis der Streifenwagen fast hundertfünfzig erreichte. Wie lange konnte ich den Kerl noch verfolgen?
    Dann kam ein Tunnel. Erst Dämmerlicht, dann fast stockdunkle Nacht – und am Ende des Tunnels ein verblüffender Anblick: ein mittelalterliches Dorf hoch am Berghang.
    EZE stand auf einem Schild. Ich wünschte, ich könnte easy fahren.
    Gleich hinter dem Dorf wurde die Straße noch gefährlicher. Es war, als sei die Moyenne Corniche auf die Klippen aufgeklebt. Tief unten wechselte die Farbe des Meers von Azur zu Opal und Silbergrau.
    Ich roch den Duft von Orangen und Zitronen. Meine Sinne waren geschärft. Angst bewirkt das.
    Aber ich verlor den Mercedes. Ich tat das Einzige, was ich konnte: anstatt vom Gas zu gehen, beschleunigte ich in der nächsten Kurve.

111
    Ich rückte dem Mercedes wieder ein bisschen näher. Ich drückte das Gaspedal bis zum Anschlag. Willst du Selbstmord begehen?, fragte ich mich.
    Plötzlich geriet der Mercedes außer Kontrolle, raste auf die Gegenfahrbahn und prallte mit der Seite gegen die Felswand. Eigentlich kein schwerer Unfall, doch bei dieser Geschwindigkeit schon. Der Wagen schleuderte

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