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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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herübergerudert. Die Strömung war nicht sonderlich stark, sodass man das Unterfangen ohne störenden Außenbordmotor würde angehen können. Das Schilf bot von diesseits des Ufers ausreichend Deckung, um bei der Lieferung nicht gesehen zu werden.
    Die Ablagestelle erschien Levy perfekt. Anubis hatte ein gutes Händchen bewiesen. Wie so oft in den vergangenen Tagen. Es wurde immer deutlicher, dass es Levy mit einem gut organisierten Täter zu tun hatte.
    Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und genoss das Wechselspiel von Licht und Schatten auf seinen geschlossenen Lidern. Wie lange hatte er das schon nicht mehr gemacht? Sich an einem sonnigen Nachmittag ins Gebüsch zu schlagen und alle viere von sich zu strecken. Wie war es überhaupt so weit gekommen, dass er dem Tag die Nacht vorzog? Das musste inzwischen Jahre so gehen.
    Er dachte nochmals an das Telefonat mit Anubis. Er hatte es zwar erst eine Stunde zuvor revidiert, als er das Protokoll für die Michaelis erstellte, aber er hatte das nagende Gefühl, dass er etwas übersehen hatte, dass da noch etwas war, was sich nicht in die Verschriftung hatte zwingen lassen.
    Es war der Anflug von Traurigkeit in der Stimme des Meisters.Keine Überheblichkeit oder wirre Selbstbeweihräucherungen, mit denen er bei seinen Interviews mit Serientätern immer wieder zu tun hatte, sondern eine Niedergeschlagenheit, die ihm gänzlich ungewöhnlich vorkam. Normalerweise war die erfolgreiche Ausführung der Taten immer ein Grund für Stolz und Hochstimmung.
    Darüber hinaus verspürte Levy eine Art Anteilnahme, ein verstörendes Mitgefühl. Wieso empfand er das? Was war in den Worten Anubis’, dass sie ihn auf der Gefühlsebene ansprachen?
    Wurde er, wie so viele andere vor ihm, von seinem Gegenpart in die Tiefe gezogen, wie es bei Entführungen mitunter vorkam, wenn das Opfer eine emotionale Bindung zu seinem Peiniger aufbaute?
    Levy verbannte diese Überlegungen aus seinem Bewusstsein. Er setzte sich auf, konzentrierte sich wieder auf den Fall. Jede einzelne Erkenntnis der letzten Tage würde er wie eine Perle auf einen imaginären Faden auffädeln, um am Schluss eine Kette in der Hand zu halten.
    Zuvorderst war da der Umstand, dass er es mit einem Mann zu tun hatte, der nichts dem Zufall überließ, also planend vorging. In dieser Konsequenz folgte die Auswahl der Opfer, sie waren aller Wahrscheinlichkeit und Erfahrung nach nicht zufällig, sondern gezielt. Was die Frage aufwarf: Welche Kriterien erfüllten Eberhard Finger und Tatjana, um ausgewählt worden zu sein?
    Was Levy bisher über Finger in Erfahrung gebracht hatte, war das Bild eines Hallodris, der es bis kurz vor der Hochzeit nicht lassen konnte, fremden Röcken hinterherzusteigen. Sein Lebenswandel drückte sich in Form seines Berufes aus oder umgekehrt.
    Auf jeden Fall war es der eines Musikers, der die Hälfte des Jahres auf irgendwelchen Konzerten in irgendwelchenStädten verbrachte. Hatte er es damit geschafft, ins Visier des Meisters zu geraten?
    Tatjana. Sie war nach Aussage ihrer Eltern ein ganz normales Mädchen. Hübsch, dreizehn Jahre alt, mitten in der Pubertät, Robbie-Williams-Fan. Hobbys: Musik hören und Shopping. Sonst keine Auffälligkeiten. Weder zu Hause noch in der Schule. Eine Klassenkameradin beschrieb sie jedoch als hinterhältiges Biest, das es verstand, dem Deutschlehrer eindeutige Zeichen zu vermitteln. Für Levy war es die typische Schwärmerei eines jungen Mädchens für einen älteren, attraktiven Mann. Nichts Außergewöhnliches für dieses Alter.
    Und was sagte der Name Anubis aus?
    Er war in der Erinnerung Levys ein Gott der Ägypter. Wofür er stand, konnte er nicht sagen, er müsste sich schlau machen. Des Weiteren musste Anubis anatomische Kenntnisse besitzen. Wo und wann hatte er sie erworben?
    Dann der Kunststoff Epoxydharz, den Dragan an dem sichergestellten Organ in der Kühltruhe der Satanisten gefunden hatte. Zufall oder nicht, neben seiner weit verbreiteten Anwendung wurde Epoxydharz, so wie Falk es erwähnte, auch bei der Plastination, also bei der Präparation von Leichen oder Leichenteilen, benutzt.
    Levys erster Gedanke folgte dieser Überlegung, dass der Täter Präparator war. Dragan hatte es nicht ausgeschlossen, zumal ein Präparator auch anatomische Kenntnisse besitzen musste, um die Arbeit überhaupt bewerkstelligen zu können. Das passte, ergab Sinn. Er konnte bisher keinen Anhaltspunkt ausfindig machen, der dieser Theorie widersprach.
    Gleich, wenn er zur

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