Und ewig seid ihr mein
Rituale eingesetzt hat. Sie sollen sich nie persönlich begegnet sein, so Sauter, wenngleich die Übergabe an seinem Grundstück stattgefunden hat.»
«Moment», unterbrach Michaelis. Sie verstand die Zusammenhänge nicht.
Levy berichtete von der Vernehmung Sauters, von Anubis, der Übergabe und dessen E-Mail -Adresse. Auch, dass er am Nachmittag an der Übergabestelle auf Sauters Grundstück war und die Richtigkeit der Angaben überprüft hatte.
«Es ist durchaus glaubhaft, dass es sich so abgespielt hat, wie Sauter es uns erzählt. Mit einem Ruderboot ist die Anlegestelle leicht vom gegenüberliegenden Ufer erreichbar. Ein Boot oder zumindest eine Spur vom Anlegen konnte ich nicht finden. Das müsste noch überprüft werden.»
«Und was ist mit der E-Mail -Adresse? Wer steckt dahinter?», fragte Michaelis.
«Ich bin dran», antwortete Alexej knapp. «Aber dieses Mal ist es kein Kinderspiel. Der Postserver steht in China,und die haben einen oder zwei Rechner davorgeschaltet. Bisher gelingt es mir nicht, die Barrieren zu überwinden.»
«Brauchst du Unterstützung?», fragte Michaelis.
«Habe ich schon organisiert. Ein Freund vor Ort hilft mir.»
«Wo kriegst du nur alle deine Freunde in den verschiedenen Ländern her?», hakte Michaelis nach.
«Wir sind eine kleine eingeschworene Gemeinde, die sich über das Internet gefunden hat.»
«Zu welchem Zweck?»
«Um das Netz nicht den großen Firmen und Politikern zu überlassen. Das Internet ist unsere Heimat, und die werden wir gegen die, die sie für sich haben wollen, beschützen.
Chaos rulez
.»
Eine Pause trat ein. Jeder sammelte sich nach dem Bekenntnis Alexejs.
Schließlich ergriff Levy das Wort. «Ich möchte Ihnen ein erstes und kurzes Fazit meiner Überlegungen zu diesem Fall geben.
Beginnen wir mit dem Täter. Meines Erachtens handelt es sich um einen Mann, der über sehr gute anatomische Kenntnisse verfügt. Zudem verschleiert er seine Identität hinter Proxyservern und E-Mail -Adressen im fernen Ausland. Ich gehe davon aus, dass es sich nicht um einen Normaluser handelt, der uns in die Irre führt. Dazu gehört weit mehr.»
Alexej nickte stumm.
«Nachdem Dragan Spuren eines bestimmten Harzes am Herzen vom Schweizer-Hof gefunden hat, neige ich dazu, dass unser Mann im Berufsfeld der Präparatoren zu finden ist.»
«Was machen Präparatoren genau?», fragte Naima.
«Sie präparieren Leichen oder Leichenteile von Tieren oder Menschen für die Lehre, also zum Beispiel für Hochschulenund Museen. Dieser Beruf muss im Normalfall erlernt werden. Meiner Recherche nach gibt es drei Schulen in Deutschland, die diese Ausbildung anbieten. Es würde mich nicht wundern, wenn unser Mann in deren Archiven zu finden ist.»
«Was macht Sie so sicher, dass er Präparator ist?», fragte Michaelis.
«Es gibt mehrere Hinweise. Zum einen verfügt er über professionelle Kentnisse in der Anatomie, theoretisch und inzwischen auch praktisch. Dragan hat mir zugestimmt, dass die Hand, die das Messer beim letzten Fund führte, überlegt und erfahren war. Selbst ein Mediziner hätte das nicht besser hingekriegt, vielleicht ein Chirurg. Zum Zweiten nennt er sich selbst Anubis, der Meister. Anubis war ein Gott der Ägypter, der bei der Vorbereitung der Leichen für das Totenreich Pate stand.
Die Schulbildung, die er zweifelsohne genoss, muss gut, aber nicht sehr gut gewesen sein. Ansonsten hätte ihn das Diplom für die Arbeit eines Chirurgen qualifiziert. Dass er das nicht ist, leite ich aus dem Umstand ab, dass er zu jung dafür ist. Ich schätze, die Stimme, die mich letzte Nacht angerufen hat, war nicht älter als vierzig. Zudem war seine Wortwahl nicht die eines Akademikers. Das hätte ich herausgehört.»
«Ihr Gesprächsprotokoll habe ich ans BKA weitergeleitet», fügte die Michaelis hinzu. «Mal sehen, ob die Sprachwissenschaftler uns weiterbringen.»
Verdammt, fragte sich Levy, was wollte sie damit bezwecken? Glaubte sie im Ernst, dass seine Exkollegen mehr herausbekämen, oder wollte sie ihn vor versammelter Mannschaft einfach nur demütigen?
Levy zwang sich zur Ruhe. «Unser Mann entsorgt die überschüssigen Leichenteile nicht einfach über die Verbrennungoder ein Grab. Stattdessen wählt er eine Zweitverwertung aus, die Satanisten. Wieso tut er das? Meiner Ansicht nach geht er nicht nur planend und detailversessen vor, sondern es steckt eine Idee, ein Konzept hinter dem, was er tut.»
«Zum Beispiel?», fragte Naima.
«Das weiß ich noch nicht. Doch
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