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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Einladung. In dem schmalen Raum, der gerade einem Tisch, Stuhl, Spind und einer großen Tafel mit vielen Schlüsseln Platz bot, erkannten sie ein Fenster, das hinaus auf den Parkplatz ging. Es war zur Hälfte gekippt, sodass Frischluft hereinströmen konnte. Levy ging gleich darauf zu und schaute hinaus. Zur Babyklappe konnte er von dieser Position aus nicht sehen, dafür stand eine Häuserecke im Weg. Aber jeder Wagen, der den Parkplatz verließ, musste am Fenster vorbei.
    «Darf ich Ihnen etwas anbieten», fragte Aydin, «eine Tasse Cai und etwas Lukum?»
    «Gerne.»
    Während Aydin den Wasserkessel füllte und ihn auf eine der beiden elektrischen Kochhälften stellte, nahmen Levy und Naima am Tisch Platz, der direkt am Fenster stand. Auch Naima überprüfte die Sicht hinüber zur Klappe und auf die Ausfahrt. Sie kam zum gleichen Ergebnis wie Levy. Die Chance, dass Aydin etwas gesehen hatte, war minimal.
    «Ich habe schon davon gehört», sagte er.
    Aus dem Blechspind holte er eine Schuhschachtel hervor. Dann einen Teller, einen Zuckertopf und drei kleine Löffelchen. Die Gläser warteten gespült über dem Guss auf ihren Einsatz. Es waren schön verzierte und geschwungene Glaskrügchen ohne Henkel, die er mit einem Untersetzer aus Metall versah.
    «Es ist schrecklich, was sich die Menschen heutzutage alles antun», fuhr er fort. «Zuerst konnte ich gar nicht glauben, was dieser armen Frau widerfahren ist.»
    «Wo haben Sie sich zur betreffenden Zeit aufgehalten?», fragte Naima.
    «Sie meinen, als die Sache in der Klappe abgegeben worden ist?»
    Naima nickte.
    «Das muss gegen sechzehn Uhr gewesen sein oder ein paar Minuten später. Um diese Uhrzeit habe ich meinen Dienst angetreten. Der geht bis zweiundzwanzig Uhr. Da war ich hier im Büro, der Übergabe von der ersten zur zweiten Schicht wegen.»
    «Gab es irgendetwas Bemerkenswertes oder Außerordentliches, das Ihnen Ihr Kollege mitgeteilt hat, ich meine etwas, das sich da draußen auf dem Parkplatz abgespielt hat?»
    Aydin überlegte, während er gekonnt die drei Gläser mit der heißen Flüssigkeit aus der Teekanne füllte. «Nein,nichts, was das Geschehen außerhalb des Hauses angeht. Außer den ewigen Streitereien um die Parkplätze. Die sind natürlich nie ausreichend.»
    «Gab es die an diesem Nachmittag auch?»
    «Bestimmt, aber die muss mein Kollege geklärt haben. Er hat mir nichts dazu gesagt.»
    Aydin stellte jedem das Teeglas auf ein dünnes Metallplättchen. Dazu reichte er einen Teller mit allerlei Süßigkeiten. Naima und Levy griffen zu.
    «Von hier aus haben Sie einen ausgezeichneten Blick auf den Parkplatz», sagte Levy, der nun mit der Geschmacksexplosion von Zucker und Honig in seinem Mund kämpfte.
    «Es gehört zu meinen Aufgaben, immer ein Auge darauf zu haben. Wie ich schon sagte, laufend zanken sie sich um freie Plätze, und dann kommen auch noch andere, ich meine betriebsfremde Personen, die ihren Wagen parken wollen. Da muss ich schnell sein, bevor derjenige das Fahrzeug verlässt und verschwindet.»
    Auch Naima hatte offensichtlich schon lange kein Lukum mehr gegessen. Sie kaute mühsam. «Wie war es heute Nachmittag, um vier, als Sie hier im Büro waren? Haben Sie etwas gesehen oder gehört, was außergewöhnlich war?»
    Der süß duftende Tee, bernsteinfarben und heiß, musste mit viel Luft gekühlt werden. Levy pustete, damit er das Lukum hinunterspülen konnte.
    Aydin dagegen wartete, bis sein Tee trinkfertig war, und schlürfte die oberste Schicht konzentriert in sich hinein. «Wenn ich hier im Zimmer bin, habe ich ja automatisch immer ein Auge nach draußen. Nein, alles war wie sonst, ich könnte nicht sagen, dass es etwas Unregelmäßiges gegeben hat.»
    «Denken Sie in Ruhe darüber nach», sagte Levy, «selbst das kleinste Detail ist wichtig.»
    Wieder lief schlürfend die oberste, erkaltete Schicht des Tees über Aydins Lippen. Er zwinkerte, weniger weil er sich Lippen und Zunge verbrannt hätte, sondern weil er versuchte sich zu erinnern, was um vier Uhr war, als er die Übergabe erledigt und sich für den Dienst angezogen hatte.
    «Ja, doch, da war was. Ein schwarzer   … na, wie heißen diese Dinger noch, ein englisches Wort   … heute fahren sie besonders Familien, weil sie so geräumig sind.»
    Naima reagierte als Erste. «Ein Geländewagen?»
    Aydin schüttelte den Kopf, griff zum Lukum und schob nachdenklich ein Stück in sich hinein. Er gab nun das Bild eines gastfreundlichen Beduinen ab, der zum Cai

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