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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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der Aufwand, den er betreibt, ist viel zu hoch für eine schlichte Tötung und Entsorgung des Opfers.
    Kommen wir zum eben genannten Opfer. Eberhard Finger war, wie wir alle wissen, ein Mann, der ein seltsames Verständnis von Ehe hatte. Das scheint seine herausragende Eigenschaft gewesen zu sein. Laut seiner Ehefrau Anne hatte er andauernd außereheliche Kontakte. Auch wenn sie das herunterspielt.
    Die Frage, die sich mir nun stellt, ist folgende: Ist diese Eigenschaft Fingers der Grund gewesen, nach der der Täter ihn ausgesucht hat, oder gibt es einen anderen, persönlichkeitsprägenden Umstand, den wir bisher nicht herausgefunden haben?
    Ebenso verhält es sich mit der damals dreizehnjährigen Tatjana. Was war ihre charakterbestimmende Eigenschaft, die sie ins Visier von Anubis gebracht hat?
    In beiden Fällen müssen wir mehr über die Opfer erfahren, damit ihre Auswahl uns zum Täter führt. Ich schlage deshalb vor   …» Das Klingeln eines Telefons ließ Levy abbrechen. Es war das der Michaelis.
    «Ja», sagte sie forsch in den Hörer.
    Ihr Gesprächspartner schien ihr keine guten Neuigkeiten mitzuteilen, gemessen an den Furchen, die ihr Gesicht zog.
    Sie legte wortlos auf. «Das war Dragan. Er sagt, er hat neues Material für uns.»
    Levy schluckte. Hatte Anubis Wort gehalten?

23
    Der Fund war makaber, der Ablageort keinen Deut weniger.
    Levy war mit Naima zur Babyklappe des Bezirkskrankenhauses unterwegs. Die Dienst habende Schwester wartete auf sie, obwohl sie schon seit zwei Stunden Feierabend hatte. Levy hoffte, dass sie noch ansprechbar war. Der leitende Arzt hatte ihr zur Beruhigung zwei Milligramm Lorazepam verabreicht.
    «Was glauben Sie», fragte Levy Naima, die am Steuer saß, «wieso jemand so etwas tut?»
    «Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Das ist Ihr Fachgebiet. Die Frage müssten Sie selbst beantworten können.»
    Natürlich hatte sie Recht. Levy wollte lediglich ihre Meinung hören, bevor er seine eigenen Schlüsse zog. Doch was gab es da noch zu überlegen?
    In einem weißen Frotteehandtuch waren die Geschlechtsorgane einer Frau, bestehend aus Eierstöcken, Eileitern, Gebärmutter und Vagina, eingewickelt und in einer Babyklappe abgelegt worden.
    Die Schwester, die über den Überwachungsmonitor etwas in der Klappe sah, näherte sich nichts ahnend, nahm das kleine Bündel heraus und wog es in ihrem Arm. Da sie weder Gesicht noch Extremitäten des erwarteten Kindes erkannte, schlug sie vorsichtig das Handtuch zur Seite.
    Dass der Fund überhaupt bei Levy und seinem Team landete, war der Aufmerksamkeit des örtlichen Polizeidirektors zu verdanken, der von der Arbeit der Sonderkommission gehört hatte. Dragan hatte sich nach Überstellung sofort darum gekümmert, ob der Fund etwas mit demTäter, den inzwischen alle Anubis nannten, zu tun haben könnte.
    Der ganze Geschlechtsapparat war, laut Dragans Untersuchung, so sauber herausgearbeitet worden, dass er als perfektes Anschauungsmaterial für die Anatomiestunde von Medizinstudenten hätte dienen können. Die Eierstöcke haltenden Sehnen waren direkt am Becken gelöst worden, anstatt auf halbem Wege einfach durchtrennt worden zu sein. Genauso die Sehnen, die den Uterus hielten und über das Schambein verliefen. Auch hier kein einfacher Schnitt, sondern vorsichtiges Loslösen des Gewebes.
    Die Bewunderung, die Dragan für die vorliegende Arbeit von Anubis empfand, wollte niemand so recht nachvollziehen. Am wenigsten die Frauen im Team, Michaelis und Naima. Sie empfanden Ekel und Unverständnis. Nachdem sie den ersten Schock überwunden hatten, meinte Levy gar Zorn und Rachsucht bei ihnen festzustellen.
    Die Frau war nicht mehr die Jüngste gewesen. Dragan schätzte ihr Alter auf vierzig bis fünfzig Jahre. Sie war zumindest einmal schwanger gewesen. Der Tod sei ungefähr achtundvierzig Stunden zuvor eingetreten. Er war sich nicht sicher, ob das Opfer zur Zeit der Entnahme bereits tot war. Zu viel Blut sei noch im Inneren des Organs zu finden gewesen.
    Naima steuerte das Fahrzeug auf den Parkplatz, der für das Personal reserviert war. Von hier aus waren es nur ein paar Schritte zur Babyklappe. Wenn man das Fahrzeug indes nicht verlassen wollte, konnte man auch bis auf Armeslänge an die Öffnung in der Wand heranfahren, so hatte es eine Schwester berichtet, die Levy vor der Fahrt kontaktiert hatte.
    Auf Anonymität wurde großer Wert gelegt. In diesem Fall erwies sich die Grundvoraussetzung für die Abgabe eines Säuglings als denkbar

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