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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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spät hatte er erfahren, dass nur die vorbehaltlose Liebe ihn retten konnte.
    Egal, wie es an der Oberfläche seiner oder aller anderen Familien aussah, im tiefsten Inneren hielt sie diese eine Naturkraft zusammen. Gegen sie war kein Ankommen, letztlich nur ein Einsehen und Annehmen.
    Er war ein Blinder gewesen, ein Saul, der erst durch die Gnade der neuen Lehre zum Seher wurde. Es hatte nicht gleich beim ersten Mal geklappt, als er seine Familie unter Anleitung dieses Dummkopfes, der sich Psychologe integrativer Therapien nannte, aufstellen sollte. Er war zu sehr in sich selbst gefangen, hatte auf die leisen Töne und Ahnungen der Stellvertreter nicht gehört, sie als Lügner und geltungssüchtige Selbstdarsteller verhöhnt.
    Dann traf er ihn, der, der ihn erlösen würde.
    Die Tür knarrte im Erdgeschoss. Jan ging hinaus zur Treppe und rief nach unten. «Du kannst gerne erst ein Bad nehmen, nach der langen Reise. So wie früher. Fühl dich wie zu Hause.»
    Im Badezimmer fiel eine Flasche zu Boden. Sie barst mit einem lauten Knall.
    «Lass liegen, Mama, ich komme gleich und wische es auf.»
    Als Jan die Treppe hinunterlief, schmiegte sich Sheila, die schwarze Katze, ans Treppengeländer. Ihr Miauen zeigte, dass sie auf ihr Abendessen wartete.
    «Eins nach dem anderen», sagte Jan und ging ins Badezimmer.
    Als er Ordnung geschaffen und die Eltern zu Bett gebracht hatte, kehrte Ruhe im Haus ein.

32
    Anubis überlegte, Levy anzurufen. Es war spät geworden, und er war sich nicht sicher, ob Levy noch auf war. Er wollte ihn nicht stören, denn er wusste, dass Levy mit seiner Identifizierung beschäftigt war.
    Dennoch, das Spiel reizte ihn. Er konnte von jeder Stelle auf dieser Erde aus jemand kontaktieren, ohne dass er fürchten musste, aufgedeckt zu werden. Er war eindeutig im Vorteil. Es bereitete ihm ein gutes Gefühl, mit Levy spielen zu können. Schon bald würde er dessen Schicksal in die gewünschte Richtung lenken. Er kannte Levys Schwachstelle, und er würde sein Wissen genau zum richtigen Zeitpunkt ausnutzen. Levy sollte genauso leiden, wie er es getan hatte. Dann würde er spüren, was es hieß, von allen verlassen der Hölle entgegenzugehen.
    Das war der einzige Weg, um das Unrecht, das ihm widerfahren war, ungeschehen zu machen. Erst danach würde sich der Phoenix aus seiner eigenen Asche erheben, sofern er dies wollte. Die Entscheidung hing allein von ihm ab, Levy würde um Gnade bitten müssen.
    Das Notebook war bereits hochgefahren. Er setzte ein Headset auf und wählte einen der Proxyserver an, die ihmweltweit zur Verfügung standen. Dann öffnete er ein Programm, das eine Weltkarte zeigte. Mit dem Mauszeiger fuhr er gen Süden nach Italien, über das Mittelmeer, nach Ägypten. Er doppelklickte Alexandria. Alphabetisch geordnet liefen Namen über den Bildschirm. Er wählte eine Adresse, hinter der er eine ausländische Firma erkannte, und bestätigte. Das Display zeigte den Rufaufbau an, die Leitung stand. Es tutete, ein ums andere Mal. Niemand schien noch zu arbeiten.
    Er startete ein zweites Programm. Es setzte sich auf die Frequenz der aufgebauten Leitung. Auch hier rannten Zeichenkolonnen über den Bildschirm, bis die Software den Gegenapparat identifiziert hatte. Den Rest erledigte eine Reihe von unterschiedlich hohen Frequenzen, die die Telefonanlage für ein ausgehendes Gespräch aktivierte. Dann wählte er Levys Nummer.
    Es klingelte lange.
    Als er schon auflegen wollte: «Ja   …»
    «Ich bin es», antwortete Anubis. «Ich hoffe, es ist für eine kleine Unterhaltung noch nicht zu spät.»
    Es dauerte einen Moment, bis Levy ihn erkannt hatte. «Kommt darauf an.»
    «Hat Ihnen meine kleine Geschichte von dem Jungen am Strand gefallen?»
    «Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich damit anfangen soll.»
    Anubis stutzte. Verärgerung über die lapidare Antwort keimte in ihm auf. War das ein Trick?
    «Das glaube ich Ihnen nicht», sagte Anubis, bemüht, die Emotion zu verbergen. «Ich wette, Sie haben in jener Nacht von mir geträumt.»
    «Jeder träumt. Das ist nichts Besonderes.»
    «Von dieser Nacht und ihren Ereignissen aber schon.»
    «Ich glaube, Sie überschätzen sich.»
    Das war eindeutig zu viel. Anubis würde ihn lehren, Respekt vor ihm zu haben. «Sie gehen auf dünnem Eis. Ich kann Sie zu jeder Zeit, die mir beliebt, fertig machen. Ich bin es, der Sie in der Hand hat.»
    «Das behaupten viele.»
    «Zum Teufel mit Ihnen», brach es aus Anubis heraus. «Sie sind ein überhebliches

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