Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
Vom Netzwerk:
es auch der Zorn über seine eigene Fehlleistung. Er wollte nicht mit leeren Händen nach Hause fahren. Nein, dafür war es zu spät. Alles ging seinen Weg. Er duldete keine Verzögerung. Einen neuen Plan auszuarbeiten würde ihn mindestens zwei Wochen kosten.
    Er wusste, wo sich die Kids vormittags trafen, wenn sie nicht gerade beim Skaten waren. Ein paar Straßen entfernt gab es ein Internetcafé. Dort spielten sie in Gruppen Ballerspiele. Irgendwelches hirnloses Zeug, um sich die Zeit zu vertreiben. Er beobachtete sie vom Auto aus durch die Glasscheibe des Cafés.
    Ein Junge war ihm ins Auge gesprungen. Er schien der Anführer zu sein. Wenn er einen aus der Gruppe belästigte, Geld oder Zigaretten für ein gewonnenes Spiel einforderte, wehrte sich keiner. Er war überheblich, herrisch und gemein.
    Ja, der passte.
    Anubis reagierte schnell, bevor es zu spät war. Er griff zum Handy. Auf dem Festnetzapparat des Cafés ließ er sich den Jungen geben. Er erzählte ihm von einem Handy der neuesten Sorte, das er auf dem Spielplatz gefunden hatte und das nach Aussage eines der Kids ihm gehören solle. Wenn dem so war, dann solle er herauskommen und es abholen.
    Anubis sah den Jungen zögern, doch dann ergriff ihn die Gier. Hinter einer Hausecke wartete er, bis der Junge zustieg. Er reichte ihm das Handy. Der Kleine war nicht blöd. Er protestierte wegen des gewöhnlichen Gerätes, wollte sofort den Wagen verlassen. Anubis griff nach der schweren Taschenlampe, die er unter dem Sitz bereithielt.
    Ein Schlag gegen die Schläfe genügte. Der Junge kippte zur Seite weg. Das Blut spritzte über die Front- und Seitenscheibe, aus seinem Ohr und der Nase floss weiteres.
    Als Anubis den Wagen auf die Straße setzte, sah er im Rückspiegel die anderen, die nach ihrem Anführer Ausschau hielten. Sie waren vermutlich zu weit entfernt, um das Nummernschild lesen zu können, aber für eine Beschreibung des Wagens reichte es allemal.
    Jetzt musste er sich beeilen. Der Hof lag rund vierzig Kilometer entfernt. Über die Landstraßen würde er mindestens fünfundvierzig Minuten benötigen. Das war viel zu lang. Er musste zu Hause sein, bevor die Polizei reagierte.
    Er entschloss sich für die Autobahn, auch wenn diese Route zwanzig Kilometer länger war. Er brauchte Vorsprung, schnell und viel.
    Der Junge an seiner Seite fiel mit dem Kopf auf Anubis’ Schoß, als er die erste Kurve nahm. Sein Blut drang durch den Overall. In seinem Schritt wurde es warm. Nicht so, wie er es sich hundertmal in seiner Phantasie vorgestellt hatte.
    Jetzt war es ihm unangenehm, mehr noch, der kleineWichser behinderte ihn beim Fahren und würde dazu beitragen, dass er womöglich noch geschnappt wurde.
    Er packte ihn fest beim Schopf, riss ihn nach oben und schleuderte ihn ans Seitenfenster.
    Das Blut zeichnete eine Rosette auf die Scheibe.

36
    Der Junge lag bewusstlos und schwer verletzt auf einem Tisch im Labor. Daneben die Wannen mit den Präparationsflüssigkeiten und das Kreuz, auf dem Tessa Fahrenhorst zuerst den Tod und dann zum ewigen Leben gefunden hatte. Anubis hatte die Blutungen an der Stirn und am Kopf mit einem Pressverband gestillt. Der Junge atmete noch, wenngleich jeder Atemzug mehr Leben aus ihm weichen ließ. Anubis gab ihm noch ein paar Stunden, danach würde sein Gehirn auf Grund der inneren Blutungen seinen Dienst einstellen.
    Anubis setzte sich. Auch sein Kopf tat weh. Weniger des Kampfes wegen, noch wegen der halsbrecherischen Fahrt über Autobahn, Seitenstraßen und Feldwege, um die Ringfahndung zu umgehen. Sein Kopf schmerzte, als hätte er drei Tage durchgefeiert. Doch für Selbstmitleid war nicht der Zeitpunkt. Er musste eine Entscheidung treffen. Die verursachte ihm die Schmerzen.
    Entweder ließ er den Jungen verbluten, oder er brachte ihn in ein Krankenhaus.
    Für Verblutenlassen sprach, dass der Junge ihn gesehen hatte, ihn also identifizieren konnte, sobald er sich erholt hatte. Das könnte allerdings Wochen, gar Monate dauern, wenn er überhaupt noch einmal zu Bewusstsein kam.
    Ihn ins Krankenhaus zu bringen hätte den Vorteil, dass er sich der unliebsamen Fehlentscheidung entledigte und keine Schuld auf sich lud, sondern Stärke zeigte, wo sie nötig war.
    Dieser Junge war eindeutig die falsche Wahl gewesen. Anubis hatte es erst bemerkt, als der Junge zu ihm ins Auto gestiegen war. Es war nur ein Gefühl, aber es sagte ihm, dass er sich geirrt hatte. Der andere, der sich zuvor beim Skaten den Arm gebrochen hatte, der wäre es

Weitere Kostenlose Bücher