Und ewig seid ihr mein
Zentrale, Alexej, konnte er jetzt nicht mehr behelligen. Demandt würde nicht so dumm sein, das Telefonat, das auf Alexejs Apparat eingegangen war, unter den Tisch fallen zu lassen. Alexejs Lippen waren für immer versiegelt.
Ab jetzt war er alleine.
Levy erhob sich, suchte Zerstreuung. In Form einer Flasche fand er sie. Wenn er jetzt in sein altes Muster verfiel, war er tatsächlich am Ende angekommen. Der gewohnte Impuls war stark, er hatte die Flasche bereits in der Hand, als ein anderes Gefühl sich meldete.
Stell sie weg. Du schaffst es auch ohne.
Levy ließ sich darauf ein. Es fiel ihm nicht leicht. Immer wieder kehrte der altbewährte Impuls zurück. Doch dieses Mal würde er sich nicht gehen lassen.
Er musste einen klaren Kopf bewahren
Eine Möglichkeit blieb ihm noch, eine letzte, wahnsinnige.
Wenn Anubis nochmals den Kontakt zu ihm suchen würde, dann hätte er noch eine Chance. Er würde ihm vorschlagen, dass sie sich beide trafen.
Doch wann würde sich Anubis wieder melden? Wenn überhaupt?
Er konnte nicht einfach dasitzen und darauf warten. Kurzerhand entschloss er sich, in die Offensive zu gehen. Was hatte der Hohepriester noch zu deren Kontaktaufnahme gesagt? Levy startete den Browser, gab den Suchbegriff ein und bestätigte.
Die erste Ergebnisseite listete ihm drei Foren auf.
Er klickte auf das nächstgelegene.
Newbies, bitte hier registrieren.
Levy tat es und schrieb anschließend seinen ersten Beitrag.
Gut gewachsener Mann, gesund und willig, sucht Anubis zwecks Übertritts in die Ewigkeit.
8
Der Cross-Check zwischen den Absolventen der Präparatorenschulen und der Liste der
Körperwelten
ergab eine nahezu hundertprozentige Deckung. Nicht, dass alle Absolventen der Schulen auch für die
Körperwelten
gearbeitet hätten, nahezu jeder aus der Mannschaft der
Körperwelten
hatte seinen Job auf einer der Schulen gelernt.
Es gab da nur zwei Ausnahmen.
Während das um zehn Ermittler aufgestockte Team die Treffer überprüfte, versank Sven Demandt ins Grübeln. Vor ihm auf dem Blatt Papier standen zwei Namen:
Gerd Rosenbauer und Frank de Meer.
Diese beiden hatten ihre Kenntnisse in der Präparationstechnik nicht auf einer der drei deutschen Schulen erworben. Wahrscheinlich im angrenzenden Ausland, in Österreich, der Schweiz oder in Holland. Er würde es gleich herausfinden.
Rosenbauers Adresse lautete auf Freiburg. Er tippte die Telefonnummer ein. Eine Frauenstimme meldete sich.
Demandt stellte sich vor, gab eine Routineanfrage als Grund seines Anrufes an und wünschte Gerd Rosenbauer zu sprechen.
«Da müssen Sie in Chicago anrufen», sagte die Ehefrau. «Ist er umgezogen?»
«Nein, er bereitet dort die Nachfolgeausstellung der
Körperwelten
vor.»
«Und seit wann ist er in Amerika?»
«Das sind jetzt gut drei Monate.»
Demandt überlegte. «Wie oft war er in der Zwischenzeit in Deutschland?»
«Kein einziges Mal. Er hat alle Hände voll zu tun.»
«Sind Sie sicher, dass er …»
«Natürlich. Wollen Sie meinem Mann etwas unterstellen?»
«Nein-nein. Ich muss nur sichergehen, dass alle Angaben korrekt sind.»
«Das sind sie. Wir telefonieren täglich.»
«Könnte er sich nicht von woanders bei Ihnen melden?»
«Nein. Ich rufe ihn an. Er wohnt im Hyatt, Zimmer 528.»
Wenn die anschließende Überprüfung bei den Fluglinien nichts anderes ergeben würde, dann schied Rosenbauer wohl aus.
Demandt bedankte sich und legte auf.
Frank de Meer. Dem Namen nach Holländer oder holländischer Abstammung.
Holland, fragte sich Demandt. Wurde der von Anubis entführte und schwer verletzte Junge nicht in der Nähe der holländischen Grenze in ein Krankenhaus eingeliefert?
Die Adresse zeigte, dass er in einem Ort namens Collinghorst wohnte. Demandt kannte diesen Ort von irgendwoher. Lag das nicht zwischen Papenburg und Leer, zwischen den Flüssen Ems und Leda?
Na klar, das war die Gegend, in der er und Levy die ersten Organe aus dem Wasser gezogen hatten, dort, wo Anubis zum ersten Mal in Erscheinung getreten war.
Nun, in und um Collinghorst wohnten noch andere Menschen als Frank de Meer. Zudem war die holländische Grenze auch nicht weit.
Konnte alles Zufall sein.
Demandt überprüfte die Tätigkeit und die Beschäftigungsdauer de Meers. Er war nur neun Monate als Praktikant beschäftigt.
Würde er heute noch immer in Collinghorst wohnen?
Eine alte Dame meldete sich, gemessen an der Zittrigkeit ihrer Stimme. Demandt wünschte Frank de Meer zu sprechen.
«Frank de Meer»,
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