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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Erfolg. Wenn sie sich mit Demandt durchsetzte, war er verloren.
    «Da Sie ja so viel über mich und die Ermittlungen wissen, sagen Sie mir, wer das sein könnte», konterte Levy. Er spielte ein gefährliches Spiel.
    «Wenn Sie es so wollen, dann treffe ich die Entscheidung für Sie. Und nun unterbreite ich Ihnen meinen Teil des Handels.»
    «Nein, verdammt, Sie treffen keine Entscheidungen in meinem Namen. Ich will von Ihrem Handel nichts wissen. Ich   …»
    Doch der Handel schien perfekt. Zumindest für Anubis. In aller Ruhe fuhr er fort: «Gehen Sie zu einer psychotherapeutischen Praxis in Bremen. Sie heißt Safranski. Fragen Sie dort nach dem Patienten Frank de Meer.»
    «Warten Sie   …»
    Zu spät. Anubis hatte aufgelegt.

10
    «Wissende Felder», sprach Jan leise vor sich hin.
    Er schaute zum Fenster hinaus. Die Wiese erstreckte sich ins Dunkel hinein. Sie reichte bis an einen weit abgelegenen Ort, einen Gebirgspass in den Pyrenäen vor drei Jahren. Dort war im Zweiten Weltkrieg eine Gruppe Untergrundkämpfer zu Tode gekommen. Stundenlang war er auf einem Stein gesessen und hatte auf die Ebene vor ihm geblickt. Thijs hatte ihm befohlen, die Leere und zugleich die Fülle in diesem von saftigem Gras überzogenen und durch das Gebirge begrenzten Hügelland zu finden. So ein Unsinn. Wie sollte er beides in ein und demselben Ding ergründen? Allmählich fragte er sich, ob es tatsächlich eine gute Entscheidung war, Thijs hierher zu folgen. Er hatte ihm versprochen, den Weg zum inneren Frieden zu finden.
    Er hatte Thijs vor zwei Wochen in Holland kennen gelernt, wo dieser als Familientherapeut die geschundenenund entwurzelten Seelen zur Erkenntnis führte. Die Erfolge, die Thijs mit seiner Familienaufstellung erzielt hatte, waren beeindruckend und hatten ihm neue Hoffnung geschenkt.
    «Hat sich dir das Ganze bereits erschlossen?», fragte eine Stimme.
    Er drehte sich um. Es war Thijs. Er setzte sich zu ihm.
    «Ehrlich gesagt, nein.»
    «Wo liegt das Problem?»
    «Du weißt, dass ich deine Arbeit schätze und dass ich dir mit viel Hoffnung hierher gefolgt bin. Seit Tagen sitze ich nun auf diesem Stein und starre auf dieses leere, weite Feld vor mir. Genau so, wie du es mir geraten hast. Aber ich sehe nichts außer einer Wiese, Bäumen und ab und zu einer Herde blökender Schafe. Meinst du nicht, dass es langsam Zeit wird, mich in die Gruppe aufzunehmen?»
    Thijs schien die Beschwerde nicht fremd zu sein. «Der Anfang ist schwer. Doch ich kann dich nicht unvorbereitet in die Gruppe führen. Damit würdest du dir selbst keinen Gefallen tun. Meine Arbeit würde dann nicht wirken.
    Aber ich kann dir helfen. Stell dir Folgendes vor: Es führen zwei Wege zur Einsicht.
    Der eine Weg holt aus, will das bisher Unbekannte in jedem einzelnen Detail erfassen, seiner habhaft werden. So wie du es gerade tust.
    Der andere Weg hält stattdessen inne, geht weg vom Einzelnen und richtet den Blick aufs Ganze. Wenn du dich auf den zweiten Weg einlässt, spürst du, dass du gleichzeitig jede Einzelheit aufnimmst, ohne den Blick für das Ganze zu verlieren. Dadurch wird dein Blick sowohl voll als auch leer.
    Wenn du das beherrschst, wirst du wahrnehmungsfähig und wahrnehmungsbereit. Du erfährst nach einer Weile,wie sich das Viele um eine Mitte fügt, und du erkennst einen Zusammenhang, vielleicht eine Ordnung, eine Wahrheit oder den nächsten notwendigen Schritt.»
    Thijs wartete noch einen Moment. Dann stand er auf und ging zur Gruppe zurück.
    Er versuchte die Worte Thijs’ zu verstehen und umzusetzen.
    Er blickte auf das leere, weite Feld vor ihm, mit all seinen vielen Einzelheiten, ohne den Blick auf das Ganze zu verlieren. Es dauerte, aber nach einer Weile meinte er die grauenhafte Geschichte dieses Ortes erkannt zu haben. Er spürte, wie sich aus der Erde die Toten erhoben und ein Wehgeschrei anstimmten.
    Er hielt sich die Ohren zu und rannte weg.

11
    «Tee oder Kaffee?»
    Sven Demandt entschied sich für Kaffee. Er hatte ihn bitter nötig. Seit fünf Uhr in der Früh war er unterwegs, um Nils Jouwer nach Frank de Meer zu befragen.
    Der alte Mann, der in einem Vorort Groningens wohnte, konnte sich noch gut an Frank erinnern. Es war einer dieser Fälle gewesen, die man nicht so leicht vergisst, hatte Jouwer am Telefon gesagt.
    «Die beiden de-Meer-Brüder kamen an einem Sonntagmorgen zu uns», begann Jouwer, nachdem er Demandt eine Tasse Kaffee hingestellt und sich in einem blassgeblümten Ohrensessel niedergelassen hatte. Von

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