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Und ewig seid ihr mein

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Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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nicht mehr der kleine Ruben mit mir sprach, sondern jemand anderer, den er sich ausgedacht hatte. Etwas in ihm war mit dem Anschlag gestorben. Ein Teil seiner Persönlichkeit.
    Es schien so, als hätte er das frühere Leben abgelegt und sich ein neues zugelegt. Auch sein Name, Ruben, gefiel ihm nicht mehr. Er gab sich ständig neue. Überraschenderweise lebte er dadurch auf, wenngleich das nur ein Täuschungsmanöver war, um weiterleben zu können.
    Tja, und dann war er verschwunden. Als ich aus dem Urlaub zurückkam, war er weg. Eine Familie hatte ihn adoptiert, obwohl ich mich vorher, wohl wissend, dass so etwas jederzeit in einem Waisenhaus passieren kann, vehement dagegen ausgesprochen hatte. Er war einfach noch nicht so weit.»
    «Wer war die Familie?»
    «Ich weiß es nicht. Jemand mit Einfluss. Ein Politiker, nehme ich an. Die Akte war mit ihm verschwunden. Die Adoptiveltern legten wohl großen Wert darauf, dass vondem ganzen Unglück am Strand im Nachhinein nichts ans Tageslicht kommen sollte.»
    «Und Frank? Was passierte mit ihm?»
    Ein bitteres Lächeln huschte über Jouwers Gesicht. «Eine Tragödie. Zum zweiten Mal drohte er in Vergessenheit zu geraten, nachdem ihm sein Bruder bei der Adoption vorgezogen wurde. Es fehlte ihm nun an der Projektionsfläche für seine Schuldzuweisungen.
    Er suchte sich stattdessen neue. Er piesackte jeden mit bösen Streichen. Als er sich dann aber an einem kleinen Mädchen verging, mussten wir ihn aus der Gruppe herausnehmen.»
    «Was hat er dem Mädchen angetan?»
    Jouwer musste sich zwingen, die Worte in den Mund zu nehmen. «Er quälte es mit einem Messer.»

12
    Hortensia Michaelis verließ die Wohnung über dem Fronteingang um Punkt sieben Uhr dreißig. Ihr Wagen, ein dunkelblauer BMW, stand keine zehn Meter entfernt am Straßenrand.
    Levy beobachtete sie von einem Taxi aus. Er hatte dem Fahrer sein Vorhaben angekündigt, sodass der nicht alle zwei Minuten nach dem seltsamen Verhalten seines Fahrgastes fragte. Während der Taxameter lief, las der Taxifahrer zufrieden in einer Zeitung.
    Nachdem Michaelis den Wagen gestartet und gewendet hatte, kam sie ihnen entgegen. Levy machte keine Anstalten, sich zu verstecken, er rechnete damit, dass Michaelis mit ihren Gedanken ohnehin schon im Büro war.
    «Folgen Sie dem Wagen, aber in angemessenem Abstand», sagte Levy rasch.
    Der Taxifahrer legte gemächlich die Zeitung auf den Beifahrersitz und tat, wie ihm befohlen.
    Levy hatte den Rest der Nacht über nicht gut geschlafen, wenn überhaupt eine halbe Stunde. Anubis hatte es geschafft, ihn gehörig zu verunsichern. Levy wollte Gewissheit, sicher auch Beruhigung seines schlechten Gewissens, da er sich Michaelis als seine Todfeindin ausgedacht hatte.
    Um sicherzugehen, hatte er beschlossen, sie zu überwachen. Zumindest für einen Tag. Danach würde er vielleicht den Mut finden, sie anzusprechen und vor Anubis zu warnen. Oder, und das war wahrscheinlicher, er würde es ganz lassen, da sie ihm ohnehin nicht glauben würde – er glaubte ja selbst noch nicht mal richtig daran.
    Er hatte auch versucht, Demandt an diesem Morgen im Büro zu erreichen. Vielleicht konnte er mit ihm über seinen Verdacht sprechen. Doch Demandt war nicht da. Alexej wollte gleich gar nicht mit ihm sprechen, schaltete den Anruf gleich weiter zu Luansi, als er die Nummer auf dem Display erkannte. Luansi verneinte, niemand in der Abteilung wusste, wo Demandt war. Auf dessen Handy lief die Mailbox.
    Was hatte Anubis vor? Wollte er ihn mit der Ankündigung, dass einer von Levys Todfeinden das nächste Opfer sei, aufschrecken oder ihn auf eine falsche Spur setzen? Und es musste eine Frau sein, und Anubis wusste bestimmt, dass Michaelis und Levy sich nicht grün waren – und dass Michaelis perfekt in sein Beuteraster, das er ihm am Telefon genannt hatte, passte: Vorlaut und sie mischte sich in alles ein.
    Dann war da ja auch noch dieser Name, Frank de Meer, den Anubis genannt hatte.
    «Was jetzt?», holte ihn der Taxifahrer in die Gegenwart zurück.
    Levy orientierte sich.
    Michaelis’ Wagen hielt vor einem Park. Sie stieg aus und ging über einen Weg geradewegs auf eine Gruppe zu, die im Kreis auf dem Rasen spielte. Allem Anschein nach handelte es sich um körperlich und geistig behinderte Menschen. Jeder der Rollstuhlfahrer hatte einen Begleiter bei sich, der ihn zum Mitmachen animierte.
    Michaelis nahm eine junge Frau im Rollstuhl in den Arm. Sie herzte und drückte sie, wie Levy es sich in seinen

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