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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Zwangsstörung. Er hatte panische Angst vor Höhen und Tiefen, und dennoch fühlte er sich von ihnen angezogen. Erverspürte den nicht mehr zu kontrollierenden Drang zu springen, wenn er einer Tiefe ausgesetzt war.
    Wie auch ich es gelernt habe, gibt es neben der medikamentösen Erstbehandlung eigentlich nur eine Methode, die auf Dauer Linderung verspricht.»
    «Die kognitive Verhaltenstherapie», ergänzte Demandt.
    «Richtig. Also, Rocco und Frank stiegen aufs Dach. Frank exponierte ihn an der höchsten Stelle und forderte ihn auf, dem Drang zu springen zu widerstehen.
    Rocco aber sprang. Er war sofort tot. Und Frank fiel nichts Besseres ein, als den Vorgang akribisch auf dem Patientenblatt festzuhalten. Keine Emotion, keine Trauer und keine Selbstvorwürfe quälten ihn. Er war ruhig und gelassen. Kalt wie ein Fisch. Er jagte mir an diesem Tag zum ersten Mal wirklich Angst ein.»
    Demandt ließ die Worte auf sich wirken. Dieser Frank schien die besten Anlagen zu besitzen, um in späteren Jahren zu einem reuelosen Killer aufzusteigen.
    «Sie sprachen vorhin von der permanenten Selbsterfindung Franks», griff Demandt auf. «Wie äußerte sich diese bei dem Jungen?»
    «Nach seiner kurzen, aber verhängnisvollen Tätigkeit als Psychologe schwenkte er um und widmete sich fortan einem anderen Teil der menschlichen Biologie.»
    Demandt ahnte, welche das war. «Die Anatomie.»
    Dr.   Renden zeigte sich wenig überrascht. «Richtig. Doch dieses Mal achtete ich sehr darauf, dass er seinen Wissensdrang nicht stillen würde. Dennoch gelang es ihm, Hilfspersonal zu überzeugen, das geeignete Material zu beschaffen. Sie besorgten ihm die Bücher und das Werkzeug. Erst als wir eine tote Katze im Keller fanden, wussten wir, dass Frank wieder in Aktion war.
    Das arme Vieh war völlig zerlegt. Sie hatte sich in denKeller zurückgezogen, um zu werfen. Fragen Sie besser nicht, was er mit den jungen, noch ungeborenen Kätzchen angestellt hat. Sie hingen wie ausgeweidete Wäschestücke auf einer Leine.
    Als ich Frank zur Rede stellte, kam es mir vor, als sei seine Krankheit in ein neues Stadium übergetreten. Er wünschte mit dem Namen Ruben angesprochen zu werden, bestritt jegliche frühere Identität als Frank.»
    «War das das erste Mal, dass Sie eine Identitätsstörung bei ihm feststellten?»
    «Ich hatte sie vorher durchaus in Betracht gezogen, aber nichts Eindeutiges diagnostizieren können. Als es so weit war, brachen alle Dämme. Er machte in dem folgenden Jahr einen Persönlichkeitswandel durch. Er ging völlig in der Rolle als Ruben auf, begann plötzlich den Hass, den Frank auf seinen Bruder projiziert hatte, aufzusaugen und in Zuneigung umzukehren.»
    «Hielt die Persönlichkeitsspaltung an?», fragte Demandt.
    «Eine ganze Weile, ja. Fast genau ein Jahr vor seinem achtzehnten Geburtstag kam der Durchbruch. Ich unterzog ihn, auf seinen eigenen Wunsch, einer hypnotischen Behandlung, um an die verschütteten und verdrängten Erinnerungen seines Unterbewusstseins zu gelangen. Es war ein langer und aufreibender Prozess, obwohl er aus medizinischer Sicht höchst erfüllend war.
    Ich konnte rund zehn Persönlichkeitsmuster diagnostizieren, die er sich im Laufe der Jahre zugelegt hatte. Jede einzelne war ein Rettungsboot, in das er flüchtete, wenn er ein Problem in einer anderen Persönlichkeit nicht lösen konnte.»
    «Sind Sie zu seiner Hauptpersönlichkeit, ich meine die des ehemaligen Frank de Meers, vorgedrungen?»
    «Nur in Ansätzen. Hin und wieder blitzte eine Erinnerungaus dem Dunkel auf. Sie hatte mit Gewalt, Erniedrigung, Hass und Feuer zu tun. Diese kleinen Fenster schlugen jedoch schnell wieder zu, und Ruben – oder wer auch immer für das Leid Franks dann einsprang – übernahm das Ruder erneut. Selten habe ich eine derart ausgeprägte und scheinbar nicht zu therapierende Störung an einem so jungen Menschen gesehen.»
    «Wieso sagen Sie
scheinbar nicht zu therapieren

    «Frank wurde kurz nach seinem Geburtstag als geheilt entlassen. Seitdem habe ich jeden Kontakt zu ihm verloren.»
    Für Demandt ging das alles zu schnell. «Entschuldigung, wie hat er das denn geschafft?»
    Dr.   Renden lächelte. «Wie ich schon sagte: Frank war ein äußerst aufgeweckter junger Bursche. Er hatte sich rechtzeitig und ausgiebig auf das jährliche Bewertungsgespräch vorbereitet. Zudem hatte er die Volljährigkeit erreicht. Ab dann war er für sich selbst verantwortlich, wie jeder Erwachsene sonst auch.
    Er kehrte zurück in

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