Und ewig währt die Hölle (German Edition)
öffnete hastig die Tür des Garderobenschranks und atmete erleichtert auf. Der Schrank war voller Schuhe, Stiefel und Winterjacken. Er wohnt hier, dachte sie, aber wer hat so wenig Persönliches in seiner Wohnung? Die Antwort lag auf der Hand: jemand, der darauf bedacht war, nichts von sich preiszugeben.
Oder jemand, der hier nicht mehr wohnte?
Ihr lief es kalt über den Rücken.
Sie bückte sich und griff nach einem Paar Sommerschuhe aus handschuhweichem Leder. Drehte sie um und musterte die Sohlen. Größe vierundvierzig.
«Wir sehen uns oben um.» Ted und Kuvås gingen die Treppe hinauf.
Parisa betrat die Küche. Auch sie aufgeräumt, geschmackvoll und unpersönlich. Automatisch begann sie, Schubladen aufzuziehen und Schränke auszuräumen. Der Inhalt landete auf dem Fußboden. Kühlschrank, Gefrierschrank. Parisa hörte erst auf, als alles geleert und durchsucht war.
Nichts.
Sie holte ihr kleines Werkzeugset aus der Umhängetasche und nahm die Kaffeemaschine auseinander. Anschließend schraubte sie die Abdeckung an der Rückseite des Kühlschranks ab, dann die Deckplatte des Geschirrspülers. Nichts.
Sie ging zurück ins Wohnzimmer. Blieb in der Tür stehen und musterte das Zimmer. Irgendetwas passte nicht ins Bild. Plötzlich wurde ihr klar, was es war. Zwei Musikanlagen? Sie starrte auf die große Geneva-Box. Die meisten, die sich MP3-Anlagen kauften, übertrugen ihre Musik auf den iPod und motteten die CDs auf dem Dachboden ein. Warum hatte Djogo beide Anlagen behalten? Möglich, dass es von einer Art Leidenschaft zeugte. Die nicht ins Muster passte.
Sie beugte sich über den iPod und drückte auf Play. Keine Reaktion. Nachdem sie die Stecker überprüft hatte, starrte sie auf das Display, als wartete sie auf ein Wunder. Nichts. Das Einzige, was die Stille durchbrach, waren Ted Eriksens leise Flüche in der oberen Etage.
Parisa zog wieder das Werkzeugset hervor, schraubte die Geneva-Box auf – und ihre Augen weiteten sich. Ihr Herz begann, schneller zu schlagen.
«Jungs, ich hab was!»
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Kapitel 78
Rolf Lykke erkannte rechter Hand die Abfahrt nach Tønsberg und warf einen Blick auf die Uhr. 16.58 Uhr. Die Polizei in Risør hatte im Grunde keine Chance. Vier Mann im Dienst und zwei weitere abrufbereit auf der Wache in Gjerstad, eine halbe Stunde von Risør entfernt. Sie sollten die Stadt nach Nora und einem Mann absuchen, der dort nicht wohnte. Lykke hatte ihnen Djogos Beschreibung durchgegeben, was nur wenig hilfreich war, solange sie nicht wussten, welche Kleidung er trug.
Es ist zu spät, dachte er. Nichts an den beiden anderen Morden deutete darauf hin, dass Djogo auch nur eine Sekunde gezögert hatte. Er war ein eiskalter Schweinehund, der mit militärischer Präzision und Entschlossenheit mordete.
Das Handy auf seinem Schoß klingelte. Auf dem Display erschien die Nummer des Polizeikommissars in Risør.
«Ja», meldete Lykke sich mit einer Stimme, der man anhörte, dass er auf das Schlimmste gefasst war. «Was Neues von dem Mädchen?»
«Das kann man wohl sagen», erwiderte der Anrufer.
Lykke umklammerte das Telefon.
«Und?»
«Hier sind vielleicht Sachen passiert, du glaubst es nicht.»
«Jetzt spuck es schon aus, verdammt noch mal!» Lykke brüllte so laut, dass Viker neben ihm zusammenzuckte.
«Schon gut, schon gut … Sie ist gerade vor zwei Minuten zur Tür hereingekommen.»
«Was?» Lykke richtete sich kerzengerade auf.
«Sie ist wohlbehalten nach Hause gekommen. Jetzt sitzt sie bei ihrem Vater auf dem Schoß und weint, aber ich glaube, es ist nichts Ernstes. Er heult auch.»
«Hat sie erzählt, was passiert ist?»
«Viel hat sie nicht gesagt, nur dass der Junge, mit dem sie sich treffen wollte, nicht dort war und dass sie von Tjenna nach Hause gelaufen ist.»
«Von wo?»
«Tjenna, das ist da, wo der Park liegt.»
«Ja, leck mich am Arsch, das ist ja wunderbar!»
«Was hast du gesagt?»
Er grinste.
«Ich rede mit mir selbst.»
«Ist sie okay?» Lasse Viker sah ihn unsicher an.
Lykke nickte und lächelte ins Telefon, spürte, dass er plötzlich wieder Luft bekam.
«Frag sie nur eine Sache», sagte er, «alles andere hat Zeit, bis wir da sind.»
«Gut.»
«Hat sie jemanden getroffen?»
«Moment.»
Er hörte Stimmen im Hintergrund. Gleich darauf war der Kollege wieder dran.
«Sie wiederholt nur, dass der Junge, den sie treffen wollte, nicht da war.»
«Danke.» Lykke starrte gedankenverloren vor sich hin.
«Hallo …?»
Er riss sich
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