Und ewig währt die Hölle (German Edition)
Hauptinteresse angeben.»
«Ja, das ist sicher richtig.»
Er musterte sie mit einer vorher nicht da gewesenen Neugier.
«Ich bin im Platåveien in Bærum groß geworden. Von unserer Terrasse aus konnte ich die Flugzeuge beim Landeanflug beobachten. In dem Jahr, als ich vier wurde, bekam ich zu Weihnachten ein Fernglas geschenkt. Im Sommer darauf kannte ich alle Flugzeugtypen, die Fornebu anflogen, einschließlich der Kleinflugzeuge.»
«Und heute hast du wohl selbst ein paar?»
Parisa nippte an dem staubtrockenen Weißwein.
«Ich bin am liebsten Passagier.»
Sie schenkte sich ein wenig Wasser ein und bohrte ihren Blick in seine Augen.
«Okay. Test.»
«Nur zu.» Stang öffnete sein Jackett und beugte sich eifrig vor. Wie ein Zwölfjähriger, der sich beweisen will, dachte Parisa und spürte widerwillig, dass es ihr gefiel.
«Mit welchem Flugzeugtyp bin ich in meinem Leben bisher am häufigsten geflogen?»
«Hm.» Er überlegte eine Sekunde. «Vermutlich mit der Boeing 737», sagte er. «Die hatte ihren Jungfernflug schon 1967.»
«Stimmt genau.» Parisa ertappte sich dabei, dass sie ihm über den Tisch hinweg zuzwinkerte.
«Nächste Frage.» Haakon Stang strahlte.
«Woher hast du die Narbe im Nacken?»
Sein Strahlen erlosch.
«Du vergeudest keine Zeit mit Nebensächlichkeiten, was?»
«Eigentlich nicht, nein.» Parisa schlug die Beine unter dem Tisch übereinander.
«Und du bist sicher, dass du nicht die Flügelspannweite eines Airbus A320 wissen willst?»
«Ganz sicher.»
«Okay», sein neckisches Augenzwinkern kehrte zurück. «Ich war in den Neunzigern als Blauhelm-Soldat auf dem Balkan.»
«Eine Granate?»
«Ja, tatsächlich.» Er blickte sie verblüfft an.
«Ich war drei Jahre Küstenjäger bei der schwedischen Armee», sagte Parisa. «Das ist dasselbe wie ein Marinejäger bei euch. Ich war Sprengstoffexpertin.»
In ihrer Handtasche auf dem Fußboden brummte es. Parisa warf einen schnellen Blick auf die Uhr. 14.30 Uhr, das war Viker. Sie hatte ihn gebeten, sie nach einer Stunde anzurufen, für den Fall, dass sie eine Entschuldigung brauchte.
«Erzähl mir mehr über dich», bat sie und ließ das Handy in der Tasche.
[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel 27
Rolf Lykke erhob sich von seinem Bürostuhl und machte eine kleine Runde durch den Korridor. Der Gedanke daran, dass Kvamme mit seiner zehnjährigen Tochter auf der Flucht war, ließ ihn keine Sekunde los. Noch bis vor wenigen Stunden hatte er große Zweifel gehabt, dass Kvamme in den Mord verwickelt war, aber jetzt war er sich da nicht mehr so sicher. Dass der Mann etwas zu verbergen hatte, lag auf der Hand, aber dass der penible Jurist imstande sein sollte, einen so grotesken Mord zu begehen …?
«Tag.»
Lykke erwiderte den Gruß des jungen Beamten, der am Kaffeeautomaten um die Ecke kam, mit einem kurzen Nicken. Auf die Schnelle fiel ihm der Name nicht ein, er wusste nur noch, dass dessen Vater auf der Polizeischule ein Jahrgang unter ihm gewesen war. Für einen Moment dachte er an den Plastikhefter zu Hause auf dem Wohnzimmertisch. War er stur und dumm, wenn er das Angebot ablehnte? Steckte dahinter vielleicht nur sein verbissener Widerwille, denen anzugehören, die er immer als neunmalkluge Schreibtischhengste betrachtet hatte? Polizeioberkommissar. POK. Er kaute auf dem Wort herum. Die beiden POKs im Dezernat für Gewalt- und Sittlichkeitsverbrechen, Molberg und Hermansen, waren verantwortlich für Neueinstellungen, Mitarbeitergespräche … Lykke hatte seit Jahren keinen der beiden im Außeneinsatz gesehen.
«Brauchst du mich heute Abend?» Parisa kam ihm auf dem Gang entgegen.
«Ich möchte dich hier haben, wenn wir Kvamme festnehmen.»
«Bin immer in der Nähe.»
Parisa schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. Lykke kannte niemanden, der so lächelte wie Parisa Sadegh, und er konnte es sich nicht verkneifen, ihr hinterherzublicken. Hatte sie sich in Schale geworfen? Seine Gedanken wurden von anhaltend wütendem Gebell unterbrochen. Als er in sein Büro kam, lag das neue Handy auf dem abgetretenen Fußbodenbelag und vibrierte wie ein Rieseninsekt im Todeskampf.
«Ja!»
«Du hast Idas Handschuhe und ihre Mütze in der Impfklinik vergessen.»
«Ach herrje.»
«Kannst du die Sachen abholen, bevor sie schließen?»
«Wann ist das, um fünf?»
«Ich glaube, samstags schließen sie um halb fünf.»
«Okay, dann bin ich um fünf zu Hause.»
«Kannst du eine Zucchini und ein paar Paprika mitbringen? Rote.»
«Mach
Weitere Kostenlose Bücher