Und ewig währt die Hölle (German Edition)
Schaufenstern. Dunkles Kostüm, halbhohe Stiefeletten und brauner Lammfellmantel. Also, wenn das nicht gut aussah, dann wusste sie auch nicht. Sie sah auf die Uhr. 13.35 Uhr. Sie hatte bis sechzehn Uhr dienstfrei, aber sie wusste, dass Lykke am liebsten wollte, dass sie jederzeit verfügbar war.
Sie gab den Mantel an der Garderobe ab, steckte ein Läkerol mit Johannisbeergeschmack in den Mund und steuerte auf den Empfang zu. Das Restaurant war voller Leute in Vorweihnachtsstimmung. Parisa war erst wenige Male im Theatercafé gewesen, meistens zu irgendwelchen Geburtstagsfeiern, und sie merkte schnell, dass ihr dieses dichte Stimmengewirr gefiel. Ein junger Kellner mit südländischen Wurzeln erschien an ihrer Seite.
«Parisa?»
Sie nickte überrascht.
«Bitte folgen Sie mir.»
Er schleuste sie elegant an der Bar vorbei und zeigte diskret auf einen Zweiertisch am Fenster, ehe er taktvoll im Inneren des Lokals verschwand.
«Wie schön, dass du gekommen bist!»
Der Mann in blauem Jackett und Jeans erhob sich höflich und griff galant nach ihrer Hand.
«Bitte, nimm doch Platz.» Er zog den Stuhl hervor und blieb stehen, bis sie sich gesetzt hatte.
«Entschuldige mein Outfit, aber ich will noch in die Berge, nach Geilo.»
«Dieses Mal lasse ich es durchgehen», sagte Parisa lächelnd, während ihr aufging, was es bedeutete, in der Finanzbranche zu sein. Sie betrachtete ihren Tischherrn, während er seine weiße Damastserviette aufschlug und sie auf dem Schoß ausbreitete.
Er war etwas älter, als sie gedacht hatte, und nicht ganz so groß, eins achtzig vielleicht, aber er war definitiv auf der Plusseite.
«Entschuldige, falls ich zu offen bin», sagte er und blickte ihr direkt in die Augen, «aber das hier ist absolut neu für mich. Das erste Mal, um ehrlich zu sein.»
«Geht mir auch so.»
«Vielleicht sollten wir uns erst mal bekannt machen.» Er streckte die Hand aus. «Haakon Stang.»
«Parisa Sadegh.»
Sie bemerkte, dass zwei Kellner am Eingang zur Küche ständig zu ihnen herübersahen. Sie warten auf ein Zeichen, dachte sie. Wer um alles in der Welt war Haakon Stang? Die Ermittlerin in ihr gewann langsam, aber sicher die Oberhand.
«Ich habe mir erlaubt, unser Menü auszuwählen. Bachforelle. Filet natürlich, keine Gräten.» Er lächelte mit leicht geöffnetem Mund. Parisa bemerkte, dass seine Backenzähne nicht plombiert waren.
Einer, der es gewohnt ist, zu bestimmen und das zu bekommen, was er will, dachte sie.
«Hört sich wunderbar an.»
«Nicht wahr?» Er hob sein Weinglas und prostete ihr zu, und erst jetzt entdeckte sie das halbgefüllte Glas.
«Zum Wohl.»
Haakon Stang lächelte. Parisa suchte seine Augen, auch sie lächelten.
Wie aus dem Nichts erschien ein Kellner mit den Speisen an ihrem Tisch.
«Was machst du, wenn du dich nicht gerade mit Internet-Bekanntschaften triffst?»
Haakon Stang legte das Besteck beiseite, kaute zu Ende, schluckte und tupfte sich die Lippen diskret mit der Serviette ab.
«Das nenne ich mit der Tür ins Haus fallen», sagte er lächelnd.
«Wenn du so willst.» Parisa ließ ihn nicht aus den Augen.
«Wie ich schon in der Mail schrieb, bin ich in der Finanzbranche. Mir gehört die Hälfte einer recht gut gehenden Maklerfirma.»
«Aber du selbst arbeitest nicht mehr?»
Stang konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen.
«Das ist das Problem», sagte er. «In den letzten zehn Jahren habe ich so viel gearbeitet, dass ich völlig vergessen habe, wie es draußen in der normalen Welt zugeht.»
«Und deshalb versuchst du es übers Internet?»
«Möglich. Auf jeden Fall ist es eine zeitsparende Methode, Kontakte zu knüpfen.» Er fingerte an der Serviette. «Und du, was machst du so?»
«Ich bin bei der Polizei.»
«Polizei?»
Parisa beobachtete seine Reaktion aufmerksam. Etwas an seinem Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er nicht überrascht war.
«Dann muss ich mein Auto wohl heute Abend stehenlassen?»
Er hob sein Weinglas.
«Ich bin Ermittlerin im Dezernat für Gewalt- und Sittlichkeitsverbrechen. Also keine Panik …»
Stang drehte sich zum Kellner an der Bar um, und dabei entdeckte Parisa eine breite weiße Narbe, die sich vom Haaransatz bis in den Nacken zog und unter dem blauen Hemdkragen verschwand.
«Was steckt dahinter, wenn man Flugzeuge liebt?», fragte sie plötzlich.
«Ah, endlich!» Haakon Stang entblößte eine Reihe tadelloser Vorderzähne. «Du erinnerst dich daran?»
«Es gibt nicht viele bei match , die Flugzeuge als
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