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Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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wiederholten Mal bei Mainz-Glas gewesen, um die Mitarbeiter zu befragen, und war die letzten Stunden nicht im Präsidium gewesen. «Nichts Neues unter der Sonne», antwortete Tanja. «Die anderen haben schon wunde Finger vom Telefonieren. Ich hoffe mal, daß der sich irgendwann von selbst meldet, es sei denn, er hat Dreck am Stecken und ist untergetaucht. Dann können wir’s vergessen, es sei denn, Kommissar Zufall ist auf unserer Seite.» «Sei mal still, da tut sich was!» Arne startete den Opel. Tanja richtete sich auf. Eben war Christian Vogel aus dem Haus getreten. «Wie sieht denn der aus?» fragte sie verwundert. Vogel trug einen Anzug und steuerte zielge-richtet auf einen alten Ford Fiesta zu, der am Straßenrand parkte. «Wo will der denn mit der Schrottkiste hin, die paßt ja nun wirklich nicht zum Anzug», meinte Arne. Mühsam und nach einigem Hin und Her gelang es Vogel, seinen Wagen aus der eigentlich großzügigen Parklücke zu manöv-rieren. «Der fährt zur Autobahn», sagte Tanja. «Haben wir genügend Benzin im Tank, nur für den Fall, daß der jetzt nach München will?» «Das schafft der mit dem Fiesta nicht», meinte Arne, «der bricht ihm noch vor Würzburg  auseinander.» Unbeirrt fuhr Christian Vogel auf die Schier-steiner Brücke und ordnete sich links ein. «Der will nicht nach München, der will nach Wiesbaden», erkannte Tanja.
    In der Tat fuhr Vogel zielsicher geradeaus nach Wiesbaden hinein, blinkte dann nach rechts und bog ab. «Will der zum Hauptbahnhof?» rätselte Arne. Aber Vogel hatte sich schon wieder links eingeordnet. «Der fährt Richtung Oper», sagte Tanja. «Da muß er sich aber beeilen, du Kulturbanausin», entgegnete Arne, «um die Zeit hat schon alles angefangen, da lassen sie ihn, wenn er Glück hat, noch in der Pause rein».
    Doch Christian Vogel wollte nicht in die Oper. Geschickt lenkte er seinen Fiesta in eine Seitenstraße. «Der kennt sich aus», bemerkte Tanja. Arne konnte den Wagen noch schnell auf einen reservierten Hotelparkplatz stellen. Dann folgten sie dem Neffen. «Wir hätten es uns denken können», bemerkte Arne. Christian Vogel war unbeirrt und eiligen Schritts zum Casino gelaufen. «Der spielt, Tanja. Und der spielt um viel Geld.» Tanja und Arne schauten einander an.
    Sie waren beide in Jeans und T-Shirt. «Die lassen uns höchstens zu den einarmigen Banditen durch», meinte Arne.
    «Aber der wird hier noch länger sein, jede Wette. Wir fahren jetzt zurück nach Mainz und ziehen uns um.» «Was soll ich mir denn bitteschön anziehen?» fragte Tanja, «ich kann nur eine schwarze Jeans anbieten. Ich besitze kein Abendkleid.» Arne schaute sie kopfschüttelnd an: «Wie soll es denn da mit deiner Karriere als Polizeipräsidentin laufen, liebe Tanja … aber im Ernst. Hast du keine Freundin, die dir auf die Schnelle einen Fummel leihen könnte?» Tanja überlegte.
    Dann holte sie ihr Handy heraus. «Hallo Susanne, hier ist Tanja. Hast du irgendein Abendkleid, das auch mir passen könnte? Schon gut, spar dir die blöden Bemerkungen, ich sag jetzt auch nichts …?
    Es darf schlabbern, klar, Hauptsache es sieht halbwegs solide aus … ich sagte doch, spar dir die blöden Bemerkungen … Ja, wir kommen sofort vorbei …
    Nein, ich habe keinen neuen Lover, ich komme mit Arne, und die ganze Sache ist dienstlich, du hilfst gerade bei einer polizeilichen Ermittlung, der Staat dankt dir.»

    * * *
    Eine Stunde später betraten Arne und Tanja das Spielcasino in Wiesbaden. Tanja lief ein wenig unsicher. Sie hatte zwar dieselbe Schuhgröße wie Susanne, und mit einiger Mühe hatten sie aus einem Stapel ganz hinten im Kleiderschrank («Die ziehe ich seit Jahren nicht mehr an, viel zu langweilig die Dinger, habe ich damals zum 90. meiner Tante gekauft, ein totaler Fehlschlag, aber ich kann mich einfach nicht von ihnen trennen, nein, flachere hab ich nicht, wieso?») ein Paar schwarze Pumps hervorgezogen, die nur vier Zentimeter Absatz aufwiesen. Für jemanden, der sonst nur in bequemen Schnürschuhen herumlief, waren das vier sehr hohe Zentimeter. «Hoffentlich meinen die nicht, ich hätte schon einen im Tee», jammerte Tanja. Ein schwarzes Wickelkleid von Susanne stand ihr erstaunlich gut. «So könntest du öfter zum Dienst erscheinen», lästerte Arne.

    «Klappe, Kollege», fauchte Tanja, um sich im nächsten Moment an Arnes Arm zu klammern. Sie war es wirklich nicht gewöhnt, mit Pumps zu laufen. «Du solltest mit dem Whisky sparsamer sein, Liebste», flötete

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