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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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zu.
    „Pst!“
    „Wir müssen zu Mutter Örtlerin“, antwortete Katharina darauf laut. „Es eilt!“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und brüllte los: „MUTTER ÖRTLERIN, IHR WERDET DRINGEND GEBRAUCHT!“
    Die Stimmen im Saal verstummten, Köpfe wurden gewandt, neugierige Blicke fielen auf sie.
    „MUTTER ÖRTLERIN, SCHNELL!“
    Wieder hatte Katharina geschrien.
    Vor ihnen teilte sich nun die Front aus Nonnenleibern. Elisabeth schob sich in die Lücke, dicht gefolgt von Katharina und Mathilda, die die Gelegenheit ergriffen, einen Blick in den Raum zu werfen.
    „Was ist los?“ Die Stimme der Äbtissin klang hoch und alarmiert. „Wer ruft nach mir?“
    „Ich!“ Jetzt war es Elisabeth, die die Stimme laut erhoben hatte. „Ihr solltet dringend in die Krankenstation kommen. Schwester Waczenriederin und Vater Palgmacher auch.“
    Sie hatten die Türe erreicht, standen vor dem Trenngitter, das jetzt direkt vor ihnen aufragte. Rechts saßen die Nonnen dicht an dicht, links war mehr Platz. Dort saßen etliche Mönche, zwei aber standen. Vater Palgmacher und ein weiterer Mönch, älter, nicht sehr groß, nicht sehr schlank, Glatze. Das musste Bruder Sandizell sein. Auch er starrte Elisabeth an.
    „Was ist?“, fragte er. „Ist sie ...?“
    „Nein, noch nicht“, Elisabeth schüttelte den Kopf. „Aber sie hat aufgehört zu schreien, jetzt bekommt sie kaum noch Luft.“
    Da nickte Bruder Sandizell und sah zum Prior. „Ich komme mit.“
    „Damit der Pflicht genüge getan wird“, nickte dieser gewichtig.
    „Der Vortrag ist beendet“, rief in diesem Moment Schwester Öflerin energisch und klatschte in die Hände. „Alle in den Korridor zur Aufstellung.“
    Die Äbtissin schob sich nach draußen, die Infirmarin, Elisabeth, Vater Palgmacher und Bruder Sandizell im Schlepptau. Mathilda und die niedergeschlagene Katharina folgten ihnen auf den Korridor hinaus.
    „Ist alles für die Letzte Ölung vorbereitet?“, hörte sie noch einmal die Stimme der Äbtissin im Davoneilen. Die Antwort wurde durch die leisen Geräusche sich bewegender Leiber und aufgeregten Gemurmels verschluckt, als sich nun die anderen Nonnen im Korridor versammelten.
    „Candida stirbt“, raunten die einen.
    „Dass sein Vortrag so endet, hätte ich Bruder Sandizell nicht gewünscht“, flüsterte es aus einer anderen Richtung.
    Irritiert sah sich Mathilda um. „Was ist denn los?“
    Sicher, sie wusste, dass die schon lange schwerkranke Schwester Glaubrecht im Sterben lag. Aber was hatte das mit Sandizells Vortrag zu tun?
     
    Der Rückmarsch in den Frauenkonvent verlief um ein Wesentliches ungeordneter als der Hinweg. Die Priorin hastete einfach voraus und alle Nonnen, eher weniger denn mehr im Gänsemarsch, eilig hinterher. So fiel es niemandem auf, dass Katharina, Edeltraud und Mathilda nebeneinander gingen und sich leise unterhielten.
    „Candida Glaubrecht“, sagte Edeltraud gerade. „Sie war die Kammerzofe von Eva, Bruder Sandizells Frau, bevor sie alle drei ins Kloster eingetreten sind.“
    „WAS?“
    Eilig stieß Mathilda Katharina in die Seite. „Sei leise.“
    „Was?“, wiederholte die nun geflüstert. „Bruder Sandizell war verheiratet und seine Frau war auch im Kloster?“
    „Wusstest du das nicht?“, fragte Edeltraud und setzte hinzu, als sie Mathildas überraschtes Gesicht sah: „Das ist doch allgemein bekannt.“
    Im Finsteren Gang mussten sie hintereinander gehen und konnten sich nicht unterhalten, aber kaum hatten sie ihn hinter sich gelassen, schlossen sie wieder gleichauf.
    „Die Sandizells sind gemeinsam ins Kloster Maihingen eingetreten“, erklärte Edeltraud, als sie das Frauenkloster erreicht hatten. „Sie haben sich gegenseitig freigegeben und als Birgitten weihen lassen. Eva von Sandizells treue Zofe ist ihnen gefolgt und wurde ebenfalls Laienschwester. Die beiden Frauen haben hierher nach Altomünster gewechselt, direkt bei Klostergründung. Man sagt, dass Schwester Glaubrechtin den Sandizells immer besonders zugetan war.“
    Doch das war nicht exakt das, was Mathilda beschäftigte: „Bruder Sandizell lebt im Männerkonvent, und seine Frau, ob mit oder ohne Zofe – war im Frauenkloster? Gemeinsam und doch getrennt?“ Noch immer war sie völlig entgeistert.
    Hatte er sich vielleicht, genau wie Sebastian, für Gott entschieden und deswegen seine Frau – geopfert?
    „Naja, Bruder Sandizell hatte ja eine Mission“, gab Edeltraud zu bedenken. „Er wollte doch unbedingt ein neues Birgittenkloster

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