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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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sonderlich ertragreich war, aber immerhin existierte. Es würde also möglich sein, mit moderatem finanziellem Aufwand einen neuen Konvent dort zu etablieren. Aus diesem Grund reiste ich abermals nach Rom. Noch immer Papst Innozenz empfing mich und übereignete mir am neunundzwanzigsten Februar 1488 die Besitzurkunde. Kloster Altomünster würde also fortan ein Birgitten-Doppelkonvent sein.“
    Während Mathilda sich Gedanken über das Alter Bruder Sandizells machte, seufzte dieser vernehmlich: „Dies war der einfache Teil der Klostergründung. Der schwierige und langwierige folgt jetzt.“
    Was denn? Das Kloster war doch bereits entstanden. Was konnte denn jetzt noch schwierig sein? Aufmerksam und neugierig reckte Mathilda den Kopf.
    „Ich war Laienbruder in Maihingen, wie Ihr wisst, ebenfalls ein Birgittenkloster. Dort wurde, wie hier heute auch, in strenger Klausur gelebt. Und was machten die, als ich mit dem neuen Kloster in der Tasche zurückkam? Statt sich zu freuen, warfen sie mir vor, der Klausurverpflichtung nicht nachgekommen zu sein, und sperrten mich in den Kerker.“
    Kerker? Mathilda war zusammengezuckt. Von welchem Kerker sprach Bruder Sandizell da?
    Nicht nur sie konnte nicht fassen, was Sandizell erzählte. Wieder waren erregte Stimmen zu hören. „Kerker? Wie das denn?“
    „RUHE“, donnerte auch gleich die Stimme Mutter Örtlerins durch den Raum.
    Sie würde heiser sein, wenn dies hier vorüber war, mutmaßte Mathilda einen Moment, ehe sie sich wieder ganz der spannenden Situation hingab, auf die Zehenspitzen stellte, und einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen suchte. Leider vergebens.
    „Ja, Kerker“, bestätigte Bruder Sandizell da aber schon. „Sie sperrten mich ein, damit ich meiner Klausurpflicht nachkommen könne.“
    „Was anderes ist Euch dann ja wohl auch kaum übrig geblieben“, gluckste Mutter Klöblins amüsierte Stimme durch die Türe heraus.
    „Ihr sagt es. Ich saß also da, in Zwangsklausur, und machte mir Gedanken darüber, ob das Altomünsterer Kloster das gleiche Schicksal ereilen würde wie der von Rom bewilligte Plan, eines in Landshut zu gründen.“
    „Aber zum Glück wurdet Ihr wieder aus dem Kerker entlassen“, half Mutter Klöblin freundlich nach.
    „Allerdings“, bestätigte Sandizell auch sofort. „Ich wurde nach Altomünster geschickt, um das Kloster bewohnbar zu machen. Sogar ein paar Brüder haben sie mir mitgegeben. Mein Plan sollte also in die Tat umgesetzt werden. Dass der nur dazu diente, mich loszuwerden, war mir, ehrlich gesagt, in diesem Moment völlig egal.“
    „Ihr wart zu unbequem für den Konvent dort“, kicherte die alte Nonne glücklich, die sich ganz offensichtlich glänzend mit Sandizell verstand.
    Mathilda fühlte eine Bewegung hinter sich, wo doch niemand mehr sein sollte. Erschrocken fuhr sie herum.
    „Elisabeth!“ In plötzlicher Verlegenheit riss sie die Hände nach oben. „Verzeiht, Schwester Jordanin!“
    Katharina, die sich bei diesem Ausruf umgedreht hatte, fiel Elisabeth sofort in die Arme.
    „Du bist da, du bist gekommen, du bist da!“, stammelte sie und strahlte, lachte und weinte gleichzeitig.
    Elisabeth hatte sich aus Katharinas Umarmung gelöst, dafür ihre Hände gefasst, die sie kurz drückte und dann wieder losließ.
    „Ich bin da“, murmelte sie, „aber nicht lange.“ Sie wies mit dem Kopf auf die Wand aus grauschwarzen Nonnenleibern.
    „Wie komme ich denn am besten da rein?“
    Verwirrt beobachtete Mathilda das glückstrahlende Gesicht Katharinas, das sich langsam wieder verdunkelte.
    „Was heißt das, du bist nicht lange da? Musst du wieder hinüber, in die Krankenstation?“
    „Ich habe Nachrichten. Für Mutter Örtlerin, Schwester Waczenriederin und Vater Palgmacher. Ich muss da rein. Sofort.“
    Elisabeth sah elend aus. Wachsbleich, mit dunklen Ringen unter den Augen. Sie wirkte unruhig und zerfahren.
    „Ich muss sofort mit den beiden sprechen“, wiederholte sie.
    „Kannst du nicht ein ganz kleines bisschen bleiben?“, bettelte Katharina. „Bis der Vortrag zu Ende ist?“ Sie deutete auf die Türe. „Bruder Sandizell ist schon ziemlich weit, glaube ich.“
    Doch Elisabeth schüttelte den Kopf. „Es geht nicht, Katharina. Es eilt wirklich.“
    „Wann wirst du wiederkommen?“ In Katharinas Stimme klang Verzweiflung mit. „Du wirst doch wiederkommen, oder?“
    „Sicher“, nickte Elisabeth. „Vielleicht schon bald.“
    Die Nonnen vor ihnen hatten die Unruhe bemerkt und wandten sich ihnen

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