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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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...?“
    „Ich rechne es dir vor.“ Heussgen hatte sich tatsächlich an den Tisch gesetzt, der noch zum Mittagsmahl gedeckt war. „Komm, setz dich.“
    Arno stand, händeringend. „Johannes, du bist ...“
    „... noch eine ganze Weile in absoluter Sicherheit, hör zu.“
    Er erhob sich demonstrativ gemächlich, um einen sauberen Becher zu holen und die Wasserkaraffe neu zu füllen.
    Noch immer fassungslos ob seiner Ruhe folgte Arno ihm mit den Augen.
    „Selbst wenn der Bote Altomünster heute Mittag verlässt, so braucht er gut anderthalb Tagesritte bis München, wird also heute irgendwo einkehren, demnach frühestens morgen Abend dort ankommen ...“
    „Was stehst du hier herum und verhandelst?“, unterbrach Arno ihn ungeduldig. „Nimm deine Sachen und bring dich in Sicherheit! Wenn die dich erst einmal in ihre Kerker geworfen haben, ist es zu spät.“
    „Nicht bevor du dich endlich hergesetzt, etwas gegessen und getrunken – und mir erzählt hast, wie es dir mit deiner Entscheidung geht. Und“, als Arno den Mund zum Widerspruch öffnete, „mach dir keinen Kopf, wir haben doch wirklich Zeit. Unser Bote muss morgen Abend nach einem ganzen Tag auf dem Pferd erst einmal essen und ausruhen, ehe er einen Termin beim Herzog erbittet. So wichtig, dass die Ludwig aus dem Bett holen, bin ich nicht. Und selbst wenn er tatsächlich – was ich für sehr unwahrscheinlich halte – gleich übermorgen früh einen Termin bekommen sollte, so würden die Soldaten mit dem Haftbefehl München nicht vor dem Vormittag verlassen. Dienstag Abend. Wie gesagt: frühestens.“    
    „Was soll das, Heussgen?“ In seiner Verständnislosigkeit hatte Arno sich schließlich doch seinem Freund gegenüber niedergelassen.
    „Ich werde nicht allein gehen“, gab dieser zur Antwort. „Mindestens zwei Brüder werden mich begleiten – und ebenso zwei der Nonnen, zumindest hoffe ich das – für sie. Jedenfalls bedarf es einiger Verabredungen, ehe ich aufbrechen kann.“
    „Du wirst doch nicht dein Leben aufs Spiel setzen für Leute, die sehr gut auf sich selbst aufpassen können. Von mir aus geh vor nach Augsburg und erwarte deine Jünger dort!“
    „Außerdem erwarte ich einen wichtigen Brief, den ich ungern verpassen würde“, fuhr Heussgen fort, ohne sich um Arnos Sarkasmus zu kümmern.
    „Den sende ich dir nach, hör auf mit den Ausreden!“
    „Nicht zuletzt wollte ich eigentlich dich mitnehmen“, verblüffte Heussgen ihn da, und Arno suchte vergeblich nach dem Grinsen, welches den Scherz entlarvt hätte.
    „Ich gehe nirgendwohin“, stellte er richtig.
    „Wäre das nicht die Lösung all deiner Probleme?“ Nun war ein Mundwinkel ordnungsgemäß erhoben.
    „Mathilda!“ Für sie gab es eine Lösung. „Sie musst du mitnehmen. Ich bringe sie dir gleich, vom Unterricht aus, und dann könnt ihr ...“
    „Halt, Arno, halt! Das scheint mir doch ein wenig übereilt. Zuerst berichtest du mir, wie du zu dieser Entscheidung gekommen bist und wie es dann für dich hier weitergehen soll.“  
    Arno war aufgesprungen, musste sich gewaltsam davon abhalten, sich auf seinen unentschlossenen Freund zu stürzen und ihn zu schütteln. „Heussgen, du hast mir versprochen, für sie zu sorgen, wenn ich es nicht ...“
    „Ich verspreche dir, dass ich sie mitnehme und sie nicht eher verlasse, als sie versorgt und in Sicherheit ist.“ Heussgen war seinerseits aufgestanden und hatte Arno beschwichtigend seine Hand an den Oberarm gelegt. „Montag früh werde ich aufbrechen. Was überaus rechtzeitig ist, wie ich dir eben ausgeführt habe. Aber jetzt setzt du dich und sagst mir, was ich wissen will.“
    „Nach Sexta muss ich sie abfangen“, widersprach Arno ihm noch einmal.
    „Gut, ich achte auf die Glocke. Fang an.“ Er drückte Arno auf den Stuhl zurück und drängte ihm einen Becher Wasser in die Faust.
    Der nahm einen Schluck. Bemerkte erst da, wie durstig er war. Wie gut das Wasser der Altoquelle. Wie sehr er es vermisst hatte. Riss sich den Becher wieder vom Mund, denn er hatte doch keine Zeit, durfte auf keinen Fall zu spät loskommen.
    „Du hast dich also entschieden hierzubleiben – und Mathilda mit mir in die Welt zu schicken?“
    „Ich kann nicht mitkommen“, stellte Arno fest.
    „Dein Priesteramt ist dir wichtiger?“
    „Priester bin ich nicht mehr. Ich habe Gott verloren.“
    Natürlich widersprach Heussgen sofort. „Nein, Arno, das glaube ich nicht. Vielleicht bist du ihm im Moment fern. Aber das wird sich auch

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