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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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ihre Stimme noch immer hell und klar, als er unten aus der 'Männertür' trat und sie mit gemessenen Schritten auf sich zukommen sah. Unvermindert glückstrahlend, als wäre die Liebe wirklich so einfach, wie sie sich bis eben noch angefühlt hatte.
    Arno sang nicht mehr, blickte ihr nicht mehr ins Gesicht. Wünschte sich plötzlich fort von hier, irgendwohin, wo es dunkel war und ruhig und einsam.
    Ruckartig wandte er sich ab, bevor sie ihn erreicht hatte, aus den Augenwinkeln verfolgend, wie ihr Lächeln aus ihrem Gesicht fiel.
    Da hatte er es! Nicht einmal für die Dauer dieser kurzen Verabredung schaffte er es, ihr zu genügen.
    Hastig zückte er den Schlüssel zum Versorgungsgang, zwängte ihn ins Schloss, drehte ihn und – ließ Mathilda, die ihm einen verstohlenen Blick zuwarf, an ihm vorbei hineingehen.
     
     
    Sie hatte nicht aufgehört zu singen – vorsichtshalber. Ein eventuell an der Türe lauschendes Ohr würde vielleicht nicht bemerken, dass die singende Stimme sich durch die ganze Kirche bewegte. Solange also jemand nur lauschte, mochte alles in Ordnung sein. Aber wenn jemand nachsehen kam – nur nicht daran denken!
    Da sah sie die Türe im Altarraum aufgehen und Arno im Rahmen stehenbleiben. Ihm nun endlich nahe genug, konnte sie den Ausdruck in seinem Gesicht erkennen – das Herz wurde ihr bang. Was war mit ihm? Zweifelte er? Hatte er es sich anders überlegt? War er nur gekommen, um ihr die endgültige Wahrheit ins Gesicht zu schleudern, dass er sich getäuscht habe und kein weltliches Leben führen wolle?
    Mit zitternden Knien folgte sie ihm zu einer kleineren Türe, die er aufschloss, aufstieß – und ihr den Vortritt in einen schmalen Gang ließ. Selbst in ihrer Angst registrierte sie, wo sie nun sein mussten: nahe des Beichtstuhles. Sie sah sich flüchtig um, richtig, dort drüben war die Nische mit dem Gitter – und der karge Holzschemel. Plötzliche Erinnerungsfetzen stellten sich ein: sie, auf der anderen Seite kniend, Arno ihr die Absolution erteilend. Und sie, dort drüben lauschend, während Arno und Heussgen hier ... ach ja, da waren die Bank und das Fenster.
    Sie wandte sich um, zu Arno, der, den Schlüssel in der Hand, hinter der Türe stehengeblieben war und sie anstarrte. Unheilvoll, wie ihr schien.
    Um ihrer Panik irgendwie zu begegnen, begann sie darauflos zu reden: „Mutter Örtlerin kontrolliert mich. Denke dir, sie hofft, ich hätte religiöse Visionen. Ich habe sie in dem Glauben bestärkt, um jederzeit Zugang zur Kirche zu haben.“ Damit ich dich treffen kann – ließ sie ungesagt.
    Zu ihrer Überraschung lächelte Arno kurz. „Wirkt es also noch immer?“
    „Was meinst du?“ Ermutigt machte sie einen Schritt auf ihn zu.
    „Ein Zufall, dem ich lediglich ein klein wenig auf die Sprünge geholfen habe“, murmelte Arno nur.
    „Du hast ihr gesagt, ich hätte göttliche Visionen?“, fragte Mathilda perplex.
    „Natürlich nicht“, verwehrte sich Arno dagegen. „Ich habe es lediglich nicht abgestritten, nachdem sie selbst die Idee hatte.“
    Als er sah, dass sie etwas darauf erwidern wollte, fügte er, schon wieder völlig ernst, schnell hinzu: „Aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr.“
    Oh Gott! Er wollte also tatsächlich ...? Das durfte nicht sein, sie musste etwas tun, sie musste ... Hilflos machte sie noch einen Schritt auf ihn zu.
    Er wich genau diesen vor ihr zurück.
    „Was hast du?“, fragte sie mit vor Panik wackliger Stimme.
    Statt einer Antwort schüttelte er nur stumm den Kopf.
    Sie öffnete die Arme, sah ihn flehend an. „Warum hast du mich hierher geführt?“ ... wenn nicht, um mich endlich wieder in die Arme zu nehmen und mir zu sagen, dass alles gut ist?  
    „Wir müssen etwas klären.“
    Nichts war gut. Gar nichts. Mathilda wappnete sich, versteifte ihren Rücken. Was jetzt kommen würde ... In ihrem Kopf begann es zu rauschen.
    „Willst du nicht mehr mit mir zusammen von hier weggehen?“, stieß sie hervor. Kaum, dass sie es ausgesprochen hatte, griff eisiges Entsetzen nach ihr. Was, wenn er jetzt ja sagte?
    Er sog Luft ein, verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, schien nicht zu wissen, wohin er sehen sollte. War das – ein Kopfschütteln?
    Mathilda japste vor Entsetzen. „Aber du bist doch zurückgekommen. Von deiner Reise. Zu mir.“
    Er nickte – schüttelte den Kopf – heftiger. Ihm war deutlich anzusehen, dass er sich mit aller Kraft um Ehrlichkeit bemühte.
    „Aber du bist zurückgekommen“, wiederholte sie. „Und

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