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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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und er war entschlossen, die zu nutzen. Ihr Mann zu werden und sein Bestes zu geben, um sie glücklich zu machen.
    „Mathilda?“ Er musste sich räuspern. „Es wird gleich zu Sexta läuten.“ Seine Stimme schien ihm außerhalb seiner selbst zu sein, so als käme der Befehl von jemand anderem. Unwillkürlich umfing er sie noch fester.
    Was nicht nötig gewesen wäre, denn auch sie verstärkte die Umarmung prompt. „Hmmm ...“
    Sie grub ihr Gesicht in seinen Kragen, ihr Mund fand seine Haut, und der Schauer, der ihn durchlief, ließ ihn nach Luft schnappen, seine eigenen Lippen an ihre Wange drängen, ihre herbeilocken, einfangen, küssen. Seine Hände sich in den Stoff über ihrem Rücken krallen, damit sie nicht ...
    Oh Gott, er begehrte sie, er begehrte sie wie wahnsinnig. Wie hatte er dieses Verlangen all die Zeit vor sich selbst verbergen können?
    „Ich will nicht von dir weg“, murmelte sie an seinem Kuss vorbei.
    Seine Antwort legte er in die Bewegungen seines Mundes.
    Ehe er sich doch losriss; es wäre unverantwortlich zu riskieren, dass sie zu spät zur Hore ...
    Die Glocke, da war sie schon! Er sprang auf, sie mit sich ziehend, auf die Füße. „Los, mein Mädchen, schnell!“
    Sie stand, steif. „Wirst du wieder zweifeln, wenn ich weg bin? Wirst du heute Nacht ...?“ Ihre bange Stimme verhallte.
    Heftig zog er sie wieder in seine Arme, drückte sie an sich und dann von sich ab, bis sie sich in die Augen sehen konnten. „Es tut mir sehr, sehr leid, dass ich dich heute geängstigt habe, Mathilda, und das wird nicht wieder vorkommen, das schwöre ich. Von nun an kannst du dich auf mich verlassen. Hörst du?“
    Ihr Nicken war so glücklich. Es war wundervoll, sie glücklich zu machen. Wie hatte er in diese Zweifel geraten können?
    „Ich liebe dich, Arno, und ab morgen werden wir immer zusammen sein!“ Sie strahlte.
    „Du weißt, wo? Wann? Wie?“
    Ein neues Nicken. Lachen. Eifer. „Ich erinnere mich an jedes deiner Worte. Auch an die. Kein Gepäck, alle Kleidung, die ich finden kann, am Körper. Katharina hat den Schlüssel zur Tür von der Kirche zum Männerkonvent und den Lageplan. Wir werden zu deiner Zelle kommen, der ersten nach der Zwischentür im ersten Stock. Dort erwartest du uns nach Mitternacht.“  
    „Ich erwarte dich“, versprach er. „Zunächst werden wir nach Augsburg gehen. Und dort ...“ Er räusperte sich verstohlen. Das auszusprechen, war nun doch nicht so einfach.
    Ihr entging das natürlich nicht. „Und dort?“ Ihn nicht aus den Augen lassend, neigte sie leicht den Kopf.
    Er schluckte. „Ich dachte, wir könnten vielleicht Heussgen bitten ...“ Schluckte wieder.
    „Ja?“
    „Du musst los, Mathilda ...“
    Sie blieb. Lachend.
    „Uns zu trauen.“ Nun war es heraus.
    Und das Glück in ihrem Gesicht noch strahlender. „Ja, das werden wir tun. Heussgen traut uns. Das ist ein Ende wie im Märchen, nicht wahr?“
    Es brauchte noch einen Kuss, um sie beide endlich voneinander zu lösen.

Montag, 23. Januar 1522
    Hier gehe ich, ich kann nicht anders
     
    Mönchlein, Mönchlein, du gehest einen schweren Gang!
    Georg Frundsberg zu Martin Luther
     
     
    Arno schreckte auf. War auf den Beinen, noch ehe er realisiert hatte, dass er zwar eingenickt sein musste, jetzt aber wach war. Die Schritte draußen im Gang waren kein Traum. Die aufgeregten, gesenkten Stimmen. Zu laut. Und zu früh! Gerade erst hatte er die zweite Kerze nach Komplet angesteckt. Die Frauen konnten es noch nicht sein. Sein Herz raste.
    Dann das verabredete Klopfen. Ein Flüstern.
    „Arno!“
    „Johannes?“ Ein Raunen zurück durch den Türspalt. Arno blinzelte in die Düsternis. „Wieso ...?“
    Dort stand tatsächlich Heussgen, dem unförmigen Umriss nach zu urteilen, bereits in voller Ausrüstung mit Pelzstiefeln, Mütze und Mantel, und Hartwig war bei ihm. Arno riss die Tür vollständig auf.
    „Ich muss schnell aufbrechen, Ludwigs Männer werden jeden Moment da sein. Hartwig will jetzt mit – und auch Huber und Sommer sind schon bereit. Aber ich kann nicht mehr auf die Frauen warten.“
    „Woher ...?“
    „Konstantin, ein Freund von den Augustinern in Indersdorf, hat mich eben gewarnt, dass sie dort vorbei sind.“ Heussgen sprach leise und rasch, sich öfter nach links und rechts umsehend. „Jedenfalls werden sie gleich bei Preuß am Tor stehen.“
    In den umliegenden Kammern war es zum Glück still geblieben. Arno fingerte nach der Kerze, um seine Lampe zu entzünden. „Ich komme mit den

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