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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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zurück.
    Mathilda hob die Augenbrauen. Fragend. Aber nicht unsicher, sie lächelte.
    Arno nickte. Schickte ein Lächeln nach. Wartete, bis Mathilda sich zuerst wegdrehte.
    Jemand hustete. Er schreckte auf. Wie lange hatten sie hier miteinander ...? Er war wahnsinnig, sie beide waren es. Seine Priesterwürde zusammenraffend, wirbelte er herum und lief zurück in den Männerchor.

Sprachunterricht
     
     
    „Katharina. Ich muss ...“
    Mathilda war so aufgeregt, dass sie auch dann nicht weiter hätte sprechen können, wenn sie beide alleine gewesen wären. Sie warf der Freundin einen bedeutungsvollen Blick zu, den diese nickend – und mit einem ebenso nervösen Seufzen – erwiderte. Gleich würde sie ihrerseits aufstehen und bitten, ins Skriptorium zu dürfen. Natürlich nicht, um dort zu übersetzen.
    „Viel Glück!“ Sie hatte nur die Lippen bewegt.
    Mathilda nickte und schluckte. Es tat so gut, in dieser Zeit eine Vertraute zu haben. Eine, mit der sie über das Kommende reden konnte. Was seit gestern jeden Anstrich eines großen Abenteuers verloren hatte. Es ging nicht nur darum, dass sie mit dem Mann, den sie liebte, von hier fortging, um ein gemeinsames Leben zu beginnen. Es ging auch nicht darum, dass Katharina und Elisabeth nach einem Weg suchten, wie sie ungestraft zusammen sein konnten. Was sie alle zu tun gedachten, war schwer verboten und konnte mit ihrem Tod enden. Diese Tatsache so unverblümt vor Augen geführt bekommen zu haben, hatte sie die ganze Nacht schlaflos herumwälzen lassen. Dabei war sie zu dem Fazit gelangt, dass sie die Wahl hatte. Hier zu bleiben und sich einem Leben beugen, dessen Regeln sie sich nicht beugen konnte – oder eben zu gehen und den Preis zu zahlen bereit zu sein, den dieser Schritt nun einmal kosten konnte.
    Was gleichbedeutend damit war, dass sie eben keine Wahl hatte. Sie musste gehen. Aber nur mit Arno! Sollte der sich im letzten Moment umentscheiden ... Diesen Gedanken durfte sie keinesfalls zulassen, denn er brachte den Boden unter ihr zum Wanken.
    Gleich, bei ihrer Verabredung, hätte er die erste Gelegenheit dazu. Sie stöhnte auf. War das normal, dass sie solche Angst hatte, er könnte sie versetzen?
    Er war so ... distanziert gewesen heute Morgen, wie er da jenseits des Kommunionfensters aufgetaucht war, in seiner Rolle als Priester. Er hatte ausgesehen, wie er immer ausgesehen hatte. So, als ob alles nicht geschehen wäre, als ob er sie niemals bemerkt hätte, nie angelächelt, nie umarmt. Ihn so zu sehen, hatte sie kaum aushalten können. Auch da hatte sie nicht anders gekonnt. Hatte starr in der Reihe der Nonnen gestanden und fieberhaft nach einem Weg gesucht, wenigstens einen kurzen Blick auf den wahren Arno zu erhaschen, sich ganz kurz zu vergewissern, dass es ihn noch gab. Und dann war er so erschrocken. War sie doch zu weit gegangen? Sie hatte ihn Luft einsaugen hören und gesehen, wie er für einen kurzen Moment die Augen geschlossen hatte. Weil er mich auch liebt , hatte sie im ersten Moment gedacht. Doch könnte das nicht auch nur der Schock über ihre Dreistigkeit gewesen sein? Naja, er war nicht wütend gewesen, danach. Sondern hatte sogar gelächelt. Wieder und wieder hatte sie den Moment in ihrer Erinnerung ablaufen lassen und war ziemlich sicher, dass von seiner Seite her alles in Ordnung gewesen war. Ziemlich sicher.
    Selbst das allerdings war keine Garantie dafür, dass er in den Stunden seitdem – ihr wurde bewusst, dass sie die Luft anhielt – womöglich doch zu der Entscheidung gelangt war, dass es Wahnsinn wäre, sein Priesteramt niederzulegen, um eine Schülerin zu heiraten.
    Katharinas dunkle Augen im Rücken wissend, erreichte Mathilda mit klammem Herzen die Äbtissin, die eine Stickarbeit in den Händen hielt, mit der sie offenbar ihre Rekreationszeit zu verbringen gewillt war.
    „Darf ich wieder vorgehen?“, fragte Mathilda mit vor Beklommenheit rauer Stimme, als sich die grauen Augen Mutter Örtlerins zu ihr gehoben hatten.
    „Aber ja, mein Kind“, nickte diese sofort.
    Mathilda neigte demütig lächelnd den Kopf, wandte sich ab und strebte raschen Schrittes aus dem Refektorium. Jetzt hatte sie ein neues Problem. Das begierige Aufglänzen in den Augen der Äbtissin war deutlich zu sehen gewesen. Was leider mit ziemlicher Sicherheit bedeutete, dass sie ihr folgen würde, sich ihrer 'Vision' vergewissern.
    Das war – ganz furchtbar schlecht! Würde Mutter Örtlerin bemerken, dass sich in der Kirche eine weitere, sogar männliche

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