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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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begann er mit zusammengebissenen Zähnen.
    „Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und Seiner Barmherzigkeit. “
    Wiederum blieb Arno nichts anderes übrig, als den provozierend leiernden Tonfall des Priesters zu ignorieren. „Amen.“
    Es war doch auch kein Problem. Es ging gar nicht um den Ort der Beichte oder um die Person des Paters, der sie abnahm. Es ging um Arnos ehrliche Reue – vor seinem Gott.
    „Ich habe gesündigt “ , eröffnete er das eigentliche Beichtgespräch. „Ich habe mich dem Laster der Neugierde hingegeben. “  
    Dass sein Gegenüber – hörbar – die Augen verdrehte, war schon ziemlich stimmungserschwerend. Nun, der Generalbeichtvater hielt Arnos Sünde für keine – aber das änderte nichts an der Tatsache, dass es eine war. Das wusste Arno, und das wusste Gott.
    Sich auf den harten, kalten Steinboden unter seinen Knien konzentrierend, senkte er den Kopf noch weiter.
    Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt, sprach er Gott direkt an. „Ich habe die Rechte der Büßenden verletzt, indem ich mich der Neugierde hingegeben habe.“ Und fügte wiederum mit wahrer Inbrunst still hinzu: Ich bin schwach und unfähig und erbärmlich, vergib mir diese Schuld, oh Herr! Das bereue ich zutiefst, und ich werde alles tun ...  
    „Und weiter, mein Sohn? “, drängte sich Palgmacher unsensibel dazwischen. „Welchen Gedanken hast du dich noch hingegeben? “  
    Klar, das war dem 'Vater' nicht dramatisch genug gewesen. Arno unterdrückte ein abfälliges Schnauben. „Das ist eine unverzeihliche Verletzung des Rechts der Büßenden “, belehrte er den Prior. „Das darf mir als Beichtvater nicht passieren. Und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um diese liederlichen und verachtenswerten Impulse, die sich meiner in den letzten Tagen bemächtigt haben, mit aller Gewalt zu unterbinden. “  
    Das gelobte er in aller Ehrlichkeit. Gott – Palgmacher war dabei überflüssig. Naja, es schadete dem nicht, dass er das mit anhörte.
    „Damit ich wieder imstande zu sein werde, neutral und ohne persönliche Präferenz, Neugierde oder ...“ Er bekreuzigte sich hastig und schloss rasch: „Diese und alle meine Sünden tun mir von Herzen leid. Mein Jesus, Barmherzigkeit.“  
    Palgmacher schwieg – wahrscheinlich um Arno zum Aufblicken zu bewegen und ihm seine genervte Enttäuschung zukommen zu lassen: Und dafür habt Ihr meine Ruhe gestört?  
    „ Ego te absolvo a peccatis tuis in nomine patris et filii et spiritus sancti. ”  
    “ Amen.”  
    Schnell sprang Arno auf die Füße und entfernte sich vom provisorischen Beichtstuhl, der Tür entgegen. „Ich danke Euch, Prior.“
    „Wayden, Ihr stellt zu hohe Ansprüche an Euch. “ Mit einem betont kummervollen Seufzen erhob Palgmacher sich ebenfalls, sich demonstrativ den angeblich schmerzenden Rücken haltend. „Macht Euch doch keinen Kopf um so etwas Menschliches wie Neugierde. In der Tat werdet Ihr keinen einzigen Priester auf der Welt finden, der völlig gleichgültig auf seinem Beichtstuhl sitzt. Macht Euch das Leben doch nicht so schwer. “  
    Arno war schon draußen. Trieb seine Beine fort, den Gang entlang, zurück in die Halle, durch die Hintertür in den Innenhof. Mit schnellen Schritten nahm er den kürzesten Weg quer über die Wiese.
    Natürlich war auch er nie gänzlich unbeteiligt. Und sicher, es gab immer Schicksale, die ihn besonders anrührten. Die Geschichte zwischen Katharina Greulich und Elisabeth Jordan zum Beispiel – mit all dem damit verbundenen Leid – hatte er auch mit Anteilnahme verfolgt. Diese Anteilnahme jedoch war nie eine egoistische, eine sich an der Schwäche der Anderen ergötzende gewesen. Sondern – ja, er hatte diese Impulse in sich ohne Schonung seiner selbst erforscht – dieses Interesse hatte ihm geholfen, sein Inspiriertsein von Gott umso umfassender in den Dienst der armen Sünderinnen zu stellen und ihnen somit noch effektiver zu helfen.
    Er hatte den Seiteneingang der Kirche erreicht, trat hinein in den Versorgungsgang zwischen Außen- und Innenmauern des Kirchenschiffes und weiter zum Beichtstuhl diesseits des Beichtgitters.
    Auch bei den Forschungen um Mathilda von Finkenschlag ging es in keinster Weise um seine Person. Sondern ausschließlich darum, sie besser einzuschätzen und gegebenenfalls eher einschreiten zu können, wenn sich aus ihrer Wesensart Schwierigkeiten ergäben. So ihre Seele in Gefahr geriete, zum Beispiel. Sich in dieser

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