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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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einer Rotte Wildschweine teils erheblich verwüstet wurden, schwankt zwischen Fassungslosigkeit und Wut. »Ich bin schockiert, wirklich schockiert«, sagt eine Frau, als sie an einer Reihe aufgewühlter Ruhestätten vorbeigeht.
    »Des hab ich gar ned g’sagt«, erläuterte Großmutter. »Ich hab g’sagt, wer den Krampf über Grabschänder erfunden hat, soll einmal nur hinriechen. Da weiß doch jeder, dass des die Wildsauen waren.«
    »Der Kare hat dich interviewt?«, fragte ich Großmutter, die mir aber nicht antwortete, sondern lediglich meinte, dass wir großes Glück gehabt hätten, dass die Wildschweine um unser Grab so einen großen Bogen gemacht hätten. Ich wollte lieber nicht erwähnen, dass unser Hund da einmal hingepinkelt hatte und dass ich zwar nicht meine Hand ins Feuer legen wollte, aber dass das durchaus ein Grund sein konnte.
    Der Knackpunkt ist allem Anschein nach die Buchenhecke an der Nordseite des Friedhofs. Durch die schlüpfte vermutlich die ganze Rotte Wildschweine. Bei der nächsten Gemeinderatssitzung soll beschlossen werden, ob das Gelände komplett eingezäunt wird.
    »Die wenn des mit Stacheldraht machen, dann tret ich aus«, erklärte Großmutter hinter mir und schüttete ihr Glas Wasser in die Grünlilie.
    »Wo trittst du aus?«, fragte ich nach. Großmutter war in keinem Verein und in keiner Partei. Sie konnte also nur aus der Kirche austreten.
    »Als wenn ein Grabschänder nach Wildschwein riechen würd«, schimpfte sie weiter vor sich hin und ignorierte meine Frage.
    Finanziell ist der Schaden nicht groß, aber die emotionale Belastung der Angehörigen, las ich vor, um sie abzulenken. »Schmarrn, emotionale Belastung«, korrigierte Großmutter von der Spüle her. »Die ganzen Sackln mit Erde, die du wieder herschleppen musst, des is eine Belastung. Und bei Aldi gibt’s keine Blümerln mehr. Da kannst dann in die Gärtnerei gehen und teure Schalen kaufen.«
    Die Gemeinde haftet nicht für Schäden, die durch nicht satzungsgemäße Nutzung der Friedhöfe, ihrer Anlagen und ihrer Einrichtungen durch dritte Personen oder durch Tiere entstehen.
    »Da reden die sich wieder raus«, murrte Großmutter.
    Die Anwohner wünschen sich nichts mehr als einen wildsicheren Friedhof.
    Großmutter schnaubte böse.
    »Da können wir richtig froh drum sein, dass der Metzger die Wildsau erschossen hat.«
    Die Wildsau erschossen. Ich klappte den Mund wortlos auf und zu. Der Metzger und der Troidl.
    »Der hat eine Wildsau erschossen?«, wollte ich wissen. »Auf dem Friedhof?«
    »Ja. Die Metzgerin hat g’sagt, sie lasst sich doch nicht noch einmal den Grabstein umschmeißen. Nur weil keiner was gegen die Wildschweine macht. Und da hat ihr Mann halt sein G’wehr genommen.«
    Jetzt kapierte ich auch, was mir Max hätte sagen wollen, wenn ich ihn denn noch besucht hätte. Da ich aber leider auf der Eckbank eingeschlafen war, konnte ich es mir jetzt nachträglich zusammenreimen. Der Metzger hatte tatsächlich den Grabschänder erschossen. Nur dass der Grabschänder ein ausgewachsener Keiler gewesen war, der es sich auf dem Friedhof gemütlich eingerichtet hatte.
    Als das Telefon klingelte, hatte ich die dumpfe Vorahnung, dass es Max war, der mit mir streiten wollte. Aber es war Anneliese.
    »Weißt du«, sagte sie ohne Begrüßung, »des hab ich dir doch gleich gesagt. Dass das ein Schmarrn ist mit dem Metzger.«
    Na ja. Ganz so war das ja nicht gewesen. Immerhin hatte sie ihn beschatten wollen.
    »Ich hab eine neue Strategie. Wenn wir den finden, der auf dich geschossen hat, dann haben wir den Mörder«, teilte sie mir freudig mit.
    Ach was.
    »Ich muss mich jetzt auf meine eigentliche Arbeit konzentrieren«, entgegnete ich, obwohl ich es sehr nett von ihr fand, dass sie sich jetzt, wo es um mein Leben ging, wieder voll einbrachte. »Ich muss meinen Artikel fertig machen. Ich kann mich nicht ständig um Mordermittlungen kümmern, die mich nichts angehen.«
    Eine Weile blieb es still am anderen Ende der Leitung.
    »Ist der Maarten schon da?«, wollte Anneliese wissen.
    »Nein«, sagte ich. »Und ich verlasse dieses Haus nicht mehr ohne Polizeischutz.«
    »Sonst könntest doch mal schauen, ob du bei der Reisingerin im Garten nicht noch Hinweise findest, weißt schon, der da auf dich geschossen hat …«
    »Nein«, erwiderte ich kraftlos. »Ich setze mich jetzt vor meinen Laptop.«
    »Meine Mama nimmt die Kinder. Ich geh jetzt einkaufen, danach komm ich bei dir vorbei. Und dann kriegen wir das raus. Du wirst

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