Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
Füße.
Pfui Teufel.
Ich übergab mich gleich mit.
Anneliese begann lautlos zu lachen oder zu weinen, das konnte man nicht so genau feststellen.
»Sympathiekotzen«, sagte ich und versuchte nicht zu lachen, um nicht zu viel fauligen Geruch einzuatmen. Wir waren nahe dran, ganz, ganz hysterisch zu werden.
»Ich hab dir doch versprochen, dass du die Erste bist, die’s erfährt«, sagte Anneliese.
»Danke«, antwortete ich gerührt. Das mit dem Kotzen hätte sie sich aber sparen können. »Wer hätte das gedacht.«
Anneliese sah mich schief von der Seite an.
»Na ja«, verteidigte ich mich. »Bei den wenigen Spermien.«
Anneliese zuckte mit den Schultern. Sie schien auch nicht mehr zu atmen, jedenfalls wurde sie ganz bleich.
»Ich glaub, der Schaller ist jetzt weg. Jetzt kannst schauen«, schlug sie vor und kniff die Augen zusammen.
»Wie bitte?«, fragte ich böse. »Du meinst doch nicht, ich schau nach, was da so stinkt. Ich hab jetzt schon den Roidl gefunden.«
Das reichte.
»Ich bin schwanger«, rechtfertigte Anneliese ihre Unlust, Leichen finden zu wollen.
»Dann speibst ja eh hin und wieder«, erklärte ich wenig einfühlsam.
Anneliese sah aus, als müsste sie sich gleich wieder übergeben.
»Wir schicken den Schorsch«, sagte sie schließlich. »Dann schaust noch schnell ins Forsthäusl, und dann schaun wir, dass wir heimkommen …«
Das mit dem Schorsch erledigte sich von selbst. Gerade in dem Moment kamen nämlich meine zwei Hunde vom Wildern zurück und fanden den Geruch auch wahnsinnig toll. Die Anneliese kreischte plötzlich wie am Spieß und hüpfte mir fast um den Hals. Ich hatte richtig Angst, dass sie sich in die falsche Richtung übergeben würde, nämlich auf mich drauf. Aber sie behielt alles bei sich.
Dann sagte sie ganz sachlich und ruhig: »Der Mane, der Depp, der. Der hat da einen Luderplatz.«
Dafür kreischte jetzt ich, aber mehr deshalb, weil die blöden Hunde beschlossen hatten, sich mit dem Geruch des Luderplatzes zu parfümieren. Im letzten Moment konnte ich beide am Halsband schnappen und davon wegziehen. Irgendwie sah es aus wie eine halbe Katze, was da lag. Konnte der nicht für die Füchse Hundefutter ausstreuen? Das stank nicht so und sah auch nicht derart unappetitlich aus.
»Das ist bestimmt verboten. Halbe Katzen. Wenn das nicht mal die von der Nachbarin ist.« Anneliese schüttelte angewidert den Kopf. »O.k. Dann lass uns mal schauen, was die in dem Haus haben.«
Ich hatte plötzlich das ungute Gefühl, dass wir anschließend auch halbiert auf dem Luderplatz landen würden. Vielleicht sollten wir die Ermittlungen doch der Polizei überlassen. Vorsichtshalber band ich beide Hunde fest, da ich ihnen schon ansah, dass sie im nächsten unbewachten Moment zum Luderplatz zurückkehren würden. Denn schnell schauen ging nicht, da wir erst einmal über den Maschendrahtzaun klettern mussten. Das war eine höchst schwierige Angelegenheit und forderte leider Opfer. Der Schaller würde nach unserer Aktion wieder ausreichend an diesem Zaun zu tun haben.
»Wir klären einen Mord auf«, sagte Anneliese. »Da darf man nicht zimperlich sein.«
»Hm«, machte ich nur und hoffte, dass Max das nie erfahren würde.
»Die Fenster haben sie ja alle vergittert. Dummerweise. Da hilft es auch nichts, wenn wir sie einwerfen. Was machst du da eigentlich?«, fragte sie mich schließlich, als ich in halb gebückter Haltung vor ihr stand. »Du glaubst doch wohl nicht immer noch diesen Schmarrn mit der Selbstschussanlage?«
»Siehst du was?«, wechselte ich das Thema.
Wir starrten eine Weile in das dunkle Zimmer. Häkeldecken, so weit das Auge reichte.
»Sie weckt also nicht nur Gallensteine ein, sie häkelt auch noch wie eine Wahnsinnige«, stellte ich fest.
Anneliese seufzte. »Das ist der Kaffee. Schau, da sind die ganzen Kaffeepackerln.«
Mit Häkeldeckchen abgedeckt zwar und nicht auf Anhieb zu erkennen, aber tatsächlich. Rote Päckchen mit weißer Schrift … ich strengte meine Augen ein wenig mehr an. Douwe-Egberts-Aroma-Rood-Kaffee. »Den bringt sie immer mit, weil die im Altenheim den so gerne trinken. Hat sie meiner Mama verzählt«, erklärte mir Anneliese. Da hatte sie ja wirklich mal zugeschlagen – so wie das aussah, brachte sie das Zeug palettenweise mit.
»Vielleicht sollte sie mal auf Rheumadecken umsteigen«, schlug ich vor. »Anscheinend kriegt sie den Kaffee gar nicht mehr los.«
»Meinen Kindern hat sie manchmal Rademaker Haagsche Hopjes mitgebracht«, sagte
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