Und fürchtet keine Finsternis
retten. Oder ich hätte klug sein und wegspringen können, mich flach hinwerfen mit den Füßen in ihrer Richtung (was Pancho machte). Statt dessen benahm ich mich wie ein Idiot und hob sie auf.
Meine Erinnerung daran läuft in quälender Zeitlupe ab. Sobald ich sie aufgehoben hatte, wußte ich, daß ich das Falsche getan hatte. Dann, als ich herumschwang, um sie auf die näherkommenden Pioniere zu werfen, wußte ich, daß ich den zweiten Fehler begangen hatte; ich hätte sie einfach ein paar Meter weit den Graben entlang werfen sollen, und der Zickzack würde uns geschützt haben.
Sie muß ungefähr einen Meter von meiner Hand entfernt explodiert sein. Es tat nicht weh, bloß ein großes Brennen und ein blendender Blitz, und ich stürzte rücklings auf den Boden des Grabens, genau auf Pancho.
Ich hörte die Pioniere in den Graben springen, und dann hörte ich jemanden eine Pistole spannen und jemand anderes sagen: Verschwende sie nicht, er ist tot. Dann hörte ich die Gatling losgehen und langsam verklingen.
»Carl! Wach auf! Dios!« Ich erwachte in ein jähes Universum aus Schmerz hinein: meine Brust und mein Gesicht fühlten sich an, als wären sie abgekaut und wieder festgenagelt worden. Mein rechter Arm fühlte sich an, als würde er gerade tiefgefroren .Nur ein Auge arbeitete. Ich benutzte es dazu, um meinen Arm anzuschauen, und wurde beinahe wieder ohnmächtig. Daumen und Zeigefinger waren verschwunden; der Mittelfinger war abgebrochen und baumelte lose, von einem Fleischfetzen gehalten. Der ganze Arm sah wie ein gehäutetes Tier aus, dem man die Haut bei lebendigem Leibe abgezogen hatte. Blut spritzte heraus.
Pancho war dabei, eine Aderpresse anzulegen. Das Blut hörte auf zu spritzen, während ich noch zuschaute. »Ich muß Hilfe holen«, sagte er. »Halt dieses Messer fest.« Er führte meine linke Hand an das Grabenmesser, das er als Drehzapfen für die Aderpresse verwendet hatte. »Versuch nicht, dich hinzusetzen. Du hast ein Auge aus der Höhle, und ich weiß nicht, was ich damit machen soll.«
Mein Mund war so trocken, daß ich nicht sprechen konnte. Ich versuchte, ihm zu befehlen, weiterzugehen, ich sei tot, er solle nicht sich selbst und einer) Sanitäter in Gefahr bringen. Aber er war schon verschwunden. Ich schlief wieder ein. Hatte Pancho mir eine Spritze gegeben?
Das nächste, was ich sah, war Alegrias Gesicht. Sie lächelte. »Du wirst wieder in Ordnung kommen, Carl.« Ich war auf dem Truppenverbandplatz oben auf dem Hügel. »In einer Woche oder so kannst du deine Hand schon wieder gebrauchen.« Meine Sicht war verschwommen; ich berührte das verletzte Auge, und es tat weh, aber es war da.
»Sie haben das Auge wieder hineingeschoben. Du sahst ganz schön gruselig aus, als sie dich hier heraufbrachten.« Ihre Stimme zitterte. Ich fragte mich, ob sie geweint hatte.
»Wie geht's Pancho?«
»Kaum ein Kratzer. Und du kannst ihm dafür danken, daß er deinen Daumen und deinen Finger gefunden hat, während ihr auf die Sanitäter wartetet. Du hast Glück gehabt - es ... es ist alles in einem Stück abgegangen. Das hat die Knochentransplantation einfach gemacht.«
»>Kaum ein Kratzer?< Also ist er getroffen worden.»
»Er wurde ein bißchen verwundet, als die Granate, mit der du gespielt hast, hochgegangen ist. Nur ein paar Schnitte in der Kopfhaut; er hat sie nicht einmal bemerkt.«
Meine Sinne begannen zurückzukehren. »Sind wir allein?« flüsterte ich.
»Ja.«
»Schau mal, die werden mich zurück ins Hauptlazarett schicken, nicht wahr?«
»Ich vermute es .«
»Ich kann entkommen! Meinen Weg zurück in die Confederación finden.«
»So leicht ist das nicht. Miko hat es letzte Nacht versucht, und sie -«
Ich hörte, wie eine Tür sich öffnete.
»Kann er aufstehen?« sagte eine Stimme, die ich nirgendwo unterbringen konnte.
»Ich weiß es nicht, Herr Hauptmann«, sagte Alegria. »Ich glaube nicht, daß es gut für ihn wäre.«
»Er soll's mal versuchen.« Ich rollte auf einen Ellbogen und stemmte mich hoch, setzte mich dann auf dem Bett auf. Seltsamerweise tat nur mein Auge weh.
Die Stimme gehörte Hauptmann Forrestor. Er stand da mit einer Pistole in der Hand, locker an der Seite. Hinter ihm waren Pancho und Miko, die Hände auf dem Rücken zusammengebunden, und Feldwebel Meyer, mit einem Gewehr hinter ihnen.
Ich ließ meine Füße auf den Boden herunter und stand benommen auf. Alegria hielt mich an meinem unverletzten Arm fest. »Was ist denn los?« fragte ich. »Herr
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