Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und fürchtet keine Finsternis

Und fürchtet keine Finsternis

Titel: Und fürchtet keine Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe & Jack Haldeman
Vom Netzwerk:
auf etwaige Handzeichen achtgab.
    Wir gelangten ohne Schwierigkeiten zum Ende des Grabens. Offensichtlich blieben heute nacht beide Armeen dicht in Heimatnähe, ein Schweineglück. Wir hielten eine geflüsterte Konferenz ab und beschlossen, bis zur nächsten Leuchtkugel im Graben zu bleiben; wenn diese erlosch, wollten wir um unser Leben laufen.
    Es schien ewig zu dauern, aber endlich platzte eine Leuchtkugel, und wir spannten uns für den Spurt an. In dem gespenstisch fahlen, tanzenden Licht konnten wir ein Warnschild über dem Graben erkennen:
     
    Warnung!
    Sie nähern sich jetzt der Begrenzungslinie.
    Kehren Sie sofort um. Das Verlassen
    des Niemandslandes wird mit dem Tod bestraft.
     
    Die Leuchtkugel erlosch, wir kletterten nach draußen und begannen zu rennen. Nach ein paar Schritten spürte ich einen stechenden Schmerz in der Brust. Ich hatte kaum Zeit, darüber erstaunt zu sein, als er plötzlich stärker wurde und mich auf die Knie warf. Pancho stolperte neben mir zu Boden.
    »Meine Brust«, ächzte er. »Dios!«
    »Meine auch. Wir müssen zurück.«
    »Zurück?« Er hatte immer noch nicht begriffen.
    »Komm.« Während wir den Weg zurückkrochen, den wir gekommen waren, ließ der Schmerz nach und verschwand schließlich ganz, als wir zurück in den Graben purzelten.
    »Ich glaube, jetzt verstehe ich«, wisperte er nach Luft ringend. »Sie haben uns etwas in den Körper eingepflanzt.«
    »Ja. Und die Begrenzungslinie gibt irgendeine Art Signal ab, das es auslöst.«
    »Ich bin sicher, es hätte uns getötet, wenn wir viel dichter herangekommen wären.« Er schüttelte den Kopf. »Was nun?«
    »Wie Jake sagte. Ein paar Tage am Leben bleiben. Dann noch ein paar Tage, nehme ich an. Jetzt müssen wir bis zur Dämmerung am Leben bleiben.«
    »Das ist ein sicherer Platz hier.«
    »Ich weiß nicht. Je länger wir bleiben, an desto mehr Blauen müssen wir vorbei, um zurückzukommen. Vorausgesetzt, sie haben mehr als zwei Heckenschützen und sechs Pioniere geschickt.«
    »Und wenn sie das nicht haben, sind wir überall sicher«, sagte Pancho, irgendwie mit einer Mischung aus Hoffnung und Sarkasmus in der Stimme.
    Ich stand auf. »Wir gehen zurück, halb so schnell und doppelt so leise.«
    »Und versuchen, nicht zu töten?«
    »Das würde ich - verdammt!«
    »Was ist los?«
    »Ich habe den Bolzen nicht aus dem Gewehr des toten Heckenschützen genommen. Wenn der, den ich gewürgt habe, aufwacht, wird er einfach die Waffen wechseln.«
    »Wenn er dableibt. Wenn ich er wäre, würde ich mich in Richtung meines eigenen Hügels davonmachen.«
    Wir verfolgten unseren Weg in völligem Schweigen zurück und begegneten niemandem. Im Durchgang lagen nur fünf Pionierleichen, aber wir fanden die sechste auf dem Boden des ersten Grabens. Der tote Heckenschütze hatte immer noch einen Bolzen in seinem Gewehr; ich entfernte ihn. Der, den ich gewürgt hatte, war verschwunden.
    Ich wollte über die Wand steigen, aber Pancho packte mein Bein. »Nein, Amigo«, flüsterte er. »Wir sind hier unten sicherer vor unserem eigenen Feuer als im Furchengraben.«
    Er hatte recht. Wir ließen uns dort in einer Nische nieder, und dann brach die Hölle los.
    Zunächst gab es mehrere gedämpfte Granatenexplosionen, alle binnen ein paar Sekunden. Dann sporadisches Gewehrfeuer und das tiefere, schnellere Krachen von Pistolen. Menschen schrien, brüllten Befehle, riefen nach Sanitätern. Leuchtkugeln platzten. Überall schwärmten Menschen über den Hügel.
    »Pioniere«, flüsterte Pancho.
    Vier Männer kamen den Weg heruntergerannt und erwiderten das Feuer unserer Leute mit Pistolen. Sie rannten unbehelligt durch die Öffnung im Stacheldraht; sie mußten den Gatling-Unterstand erwischt haben. Sie sprangen über den Furchengraben und rannten auf uns zu. Gewehrkugeln spritzten überall um sie herum.
    Sie würden den ersten Graben ein paar Meter von der Stelle erreichen, wo wir waren. Es bestand keine Möglichkeit, daß sie uns verfehlten.
    »Gott vergebe mir«, murmelte ich und zog den Stift aus einer Granate und warf sie auf sie.
    Mein Ziel war gut, aber mein Timing war schlecht. Die Granate traf einen von ihnen voll vor die Brust. Sie sprang ihm vor die Füße, und ohne im Schritt innezuhalten, trat er sie genau auf uns zurück. Sie sprang einmal und fiel in den Graben zwischen mir und Pancho. Sie war nahe genug, daß man den Zünder zischen hören konnte.
    Ich hätte den Helden spielen und mich mit dem Körper darüberwerfen können, um Pancho zu

Weitere Kostenlose Bücher