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Und fürchtet keine Finsternis

Und fürchtet keine Finsternis

Titel: Und fürchtet keine Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe & Jack Haldeman
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vorstellen konnten.
    Während wir uns in Richtung Ausgang bewegten, erhaschte ich einen Blick von dem Hummer im Unterholz. Zehn Jahre an einer Stelle kamen mir wie eine lange Zeit vor, aber ich hatte keine Ahnung, wie groß ihre Lebenserwartung sein mochte. Ich hätte schwören können, daß er uns beobachtete.
    Als wir an der Luftschleuse ankamen, zeigte Sucht/Findet uns, wie man einen Schlitten rief, indem man den Schlüssel benutzte. Wir verabschiedeten uns, und als ein Schlitten kam, stiegen wir ein.
    Als erstes nahm ich mehrere Atemzüge von der sauberen Luft. Nach der übelriechenden Atmosphäre im savroti- schen Sektor war es ein reines Vergnügen, einfach nur wieder zu atmen.
    »Das war knapp, Amigo mio«, sagte Pancho, während wir uns anschnallten. »Ich dachte schon, du hättest da drinnen Aussichten auf eine schnelle Graduierung.«
    »Es war nur ein Mißverständnis«, sagte ich und fühlte mich ein bißchen verlegen angesichts der ganzen Angelegenheit.
    »Ein solches Mißverständnis kann einen umbringen«, sagte Pancho.
    »Wo fahren wir als nächstes hin?« fragte ich, bestrebt, das Thema zu wechseln.
    Pancho sah auf seine Digital. Uns blieben noch ein paar Stunden, bis wir wieder im Schlafraum zurückerwartet wurden. »Schauen wir uns einfach ein bißchen um«, schlug er vor.
    »Mir recht.« Ich veränderte die Stellung des Hebels neben mir, und wir setzten uns in Bewegung.
    Die ersten beiden Stellen, an denen wir anhielten, waren eine Enttäuschung. Der Schlüssel informierte uns salopp, daß wir sofortige irreparable körperliche Schäden erleiden würden, wenn wir einträten. Er versuchte aber nicht, uns aufzuhalten.
    Wir streiften umher und fanden endlich einen vielversprechenden Sektor auf der 0,8 G-Ebene. Der Schlüssel teilte uns mit, daß wir eine Woche lang würden bleiben können, ohne Schaden zu nehmen. Wirkte wie ein guter, sicherer Tip. Gemeinsam traten wir in die Luftschleuse.
    Noch bevor die innere Tür sich öffnete, hatte ich die unangenehme Empfindung, daß etwas falsch war. Es war aber nur ein vages Gefühl, nichts, worauf ich den Finger legen konnte. Die innere Tür schwang auf, und wir traten ein. Das unwohle Gefühl verstärkte sich.
    Vor uns lag eine öde Landschaft. Die Erde war unfruchtbar und ausgedörrt, hier und da bedeckt mit Büscheln toten Grases. Knorrige Bäume hoben sich als scharfe Umrisse gegen den bleichen, wolkenlosen Himmel ab. Alles wirkte abgerissen, alt, sterbend. Es waren keine Außerirdischen in Sicht.
    Diese Welt war deprimierend, nicht nur von einem menschlichen Standpunkt aus, sondern aus jeder Sicht, die ich mir vor stellen konnte. Sie kündete von Tod, von Schmerz, von Verlust. Sie kündete von einstmals großen Dingen, die jetzt für immer vergangen waren. Leben wurde zu Tod, Schönheit zu Chaos. Es führte alles hierhin, in eine mit Narben gezeichnete Welt unendlicher Traurigkeit und zerbrochener Träume.
    Ich unterdrückte ein Schluchzen: so sehr berührte es mich. Ich konnte die Verheißung spüren, die dieses Land einmal besessen hatte und die jetzt für alle Ewigkeit dahin war. Ich stand am Rande einer toten und sterbenden Rasse, und es erfüllte mich mit Trauer.
    Ein Lied kam mir in den Sinn, ein Lied ohne Worte, ein Lied ohne Musik. Es sang den Ruhm einer Rasse, die viel älter war als die Menschheit. Eine volkreiche, weit ausgedehnte Rasse, die mehr Sternensysteme erreicht hatte, als es Menschen auf Springworld gab. Sie hatten ihre Äonen der Herrlichkeit gehabt, Jahrhunderte goldenen Lebens. Jetzt war es vorüber, ein bloßes Aufflackern im endlosen Bau der Zeit, kaum bemerkt, kaum erinnert. Ihre Träume waren im Winde verstreuter Staub.
    Ich dachte an die Menschheit, als das Lied der Vergeblichkeit meinen Geist erfüllte. War es immer so? Ging es immer zugrunde und fiel?
    Die Antwort kam: Ja.
    Träume, denen übel mitgespielt worden war, zugrunde gegangene Hoffnungen. Alles Staub und Asche.
    Ich wandte mich zu Pancho um. Er schluchzte ungehemmt, während Tränen seine Wangen hinunterliefen. Auch er hörte das Lied.
    Es ist das einzige Lied, das es gibt.
    Ich wischte mir die Tränen aus den Augen, versuchte zu sprechen. Die Worte blieben mir in der Kehle stecken. Ich packte Pancho, stieß ihn zurück zur Luftschleuse. Er protestierte nicht. Er war weit darüber hinaus. Es kostete meinen ganzen Willen, einfach nur den Schlüssel in die Tür zu stekken. Ich war zerrissen, angezogen vom Lied unentrinnbaren Todes.
    Es griff nach dem Stoff meiner

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