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Und fürchtet keine Finsternis

Und fürchtet keine Finsternis

Titel: Und fürchtet keine Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe & Jack Haldeman
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hätte zu gerne gewußt, ob Savrotier menschliche Gesichtsausdrücke lesen konnten.
    »Wir finden es anheimelnd«, sagte Sucht/Findet. »Wenn ihr so freundlich sein wollt, mir zu folgen.« Indem er sich seiner vielen Arme bediente, hüpfte er mit affenartiger Geschwindigkeit in einen Baum und verschwand in der dichten Vegetation.
    »Wie gut bist du im Bäumeklettern?« fragte ich Pancho.
    »Ich denke, das werden wir bald herausfinden«, meinte er, während er zum nächsten Baum trat. Seine Rinde war glatt, nicht viel zum Dranfesthalten. »Gib mir 'nen Schubs, ja?« sagte er.
    Als er auf meinen Schultern stand, konnte er gerade eben den niedrigsten Ast erreichen. Mit einer Menge Gestrampel zog er sich hoch. Ungefähr da tauchte Sucht/Findet wieder auf und warf eine Ranke zu mir herunter.
    »Bitte vielmals um Entschuldigung«, sagte er, während ich hinaufkletterte. »Ich hatte vergessen, daß ihr nicht an unsere Wege gewöhnt seid.« Wir bewegten uns unbeholfen balancierend auf miteinander verbundenen Baumästen in den Dschungel hinein. Es war, als seien wir in einer anderen Welt.
    »Daheim haben wir es in den Bäumen bequemer«, erläuterte Sucht/Findet. »Bitte berücksichtigt das.«
    Ich konnte sehen, was er meinte. Die Baumäste bildeten ein riesiges Labyrinth über dem Boden. Es war nicht sehr schwierig, überall hinzukommen, vorausgesetzt, man hatte jede Menge Arme, um sich festzuhalten. Sucht/Findet bewegte sich mühelos, ja anmutig, die Arme in ständiger Bewegung.
    Unter uns der Dschungelboden war eine verschlungene Masse gefährlich aussehender Pflanzen. Alles schien mit einer Kollektion von Dornen und Stacheln übersät zu sein. Überall standen nadelscharfe Spitzen in die Höhe. Kein Wunder, daß sie in den Bäumen blieben!
    Etwas in den Dornensträuchern zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war grau, halb verborgen im Unterholz. Ich blieb stehen, versuchte, im trüben Licht einen besseren Blick zu erhaschen. Während ich hinsah, bewegte es sich.
    »Was ist das?« fragte ich. »Es sieht gefährlich aus.«
    Sucht/Findet hielt an, an drei Armen von einem stabilen Ast baumelnd.
    »Auf .unserem Planeten gibt es nichts Gefährliches«, sagte er. »Was siehst du denn?«
    Ich zeigte ihm das Wesen. Es war jetzt ins Gesichtsfeld getreten. Es hatte eine harte, chitinöse Schale und mehrere komplizierte Arme mit multiplen Gelenken, von denen einige wie Klauen spitz zuliefen. Wenn es nicht gefährlich war, wollte ich ganz bestimmt nicht etwas begegnen, das es war. Mehrere Knollen, die ich für Augen hielt, spähten unter gepanzerten Vorsprüngen in seinem Rückenschild hervor.
    »Wir nennen sie Hartschalen«, sagte Sucht/Findet. »Sie leben auf einer anderen Ebene. Euer Freund Carlos-Von- Der-Erde nennt sie Hummer. Nur die Linguisten können das aussprechen, was man für ihren wirklichen Namen hält. Er umfaßt das Klacken von Beißkiefern und ist äußerst schwierig hervorzubringen. Man weiß nichts über sie.«
    »Überhaupt nichts?« fragte Pancho.
    »Nichts. Sie kommunizieren nicht, jedenfalls nicht auf eine Art, die man festgestellt hätte. Sie scheinen sich damit zu begnügen, dazusitzen und zu beobachten. Jede Ebene hat einen oder mehrere von ihnen. Sie tun nichts. Sie sagen nichts. Es ist nichts über sie bekannt, außer daß sie körperlich sehr schwach sind. Sie werden leicht durch herabfallende Äste bewegungsunfähig gemacht oder fangen sich im Gewirr unserer Pflanzen. Wie sie unter so vielen verschiedenartigen Bedingungen auf all den Ebenen existieren, ist unbekannt. Man hat sie nie essen gesehen. Die hier ist seit zehn eurer Jahre auf dieser Ebene.«
    »Mir kommt eine Gänsehaut, wenn ich sie nur sehe«, sagte Pancho.
    »Was ist eine Gänsehaut?« fragte Sucht/Findet. »Das ist ein Wort, das ich nicht kenne.«
    »Gänsehaut. Frösteln. Sie machen mir Angst.«
    Sucht/Findet ließ wieder sein albernes Knurren ertönen. Anscheinend fand er etwas Komisches daran.
    »Ihr Menschen habt seltsame Worte und Konzepte. Um Angst zu haben, muß man sich vor etwas fürchten. Sich vor etwas zu fürchten, setzt das voraus, was ihr als >Konflikt< oder >Kampf< bezeichnet. Ein schrecklich verwirrendes Konzept. Wir haben kein Auffassungsvermögen dafür.«
    »Ich dachte, Konflikte seien etwas ganz Grundlegendes«, sagte Pancho.
    »Vielleicht sind sie das für euch Menschen, aber nicht für alle Rassen. Wir haben auf Savrot keine >Feinde<. Wir sind Vegetarier: unsere gesamte Nahrung stammt von den Bäumen. Wir haben nie das

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