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Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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auch die Polizei für die Antwort interessieren. Was dann? Soll ich denen die Wahrheit sagen?»
    Ich überlege und schweige.
    «Tun wir mal so, als täte ich das», fährt Abel fort. «Ich sage denen ganz einfach: Ich bin Gott. Ich kann so was. Was würde dann passieren? Wäre meine Casino-Nummer Grund genug, mir abzukaufen, dass ich der eigentliche Herrscher der Welt bin? Kämen die Vertreter der Weltreligionen zu dem Schluss, dass ich die Wahrheit sage? Glaubst du, dass sie mich zu ihrem gemeinsamen Oberhaupt ernennen würden? Dass ab diesem Tag alle Menschen nur noch einen Gott hätten, egal welcher Religion sie vorher angehörten?»
    «Da wäre ich mir jetzt nicht so sicher», sage ich.
    «Dann sind wir ja einer Meinung. Wahrscheinlicher ist nämlich, dass man versuchen wird, mich zu diskreditieren, zu verklagen oder gleich zu ermorden. Weil die meisten Menschen nämlich so ticken wie du und mein Sohn: Sie glauben nicht an einfache Lösungen. Und das hat nichts mit Religionszugehörigkeit zu tun, wie du am Beispiel von Christian sehen kannst. Man mag zur Bibel stehen, wie man will, aber in diesem Punkt liegt sie richtig: Schick den Menschen einen Gott, und sie werden einen guten Grund finden, ihn ans Kreuz zu nageln.»
    Ich schweige. «Vielleicht muss dein Gottesbeweis einfach noch imposanter ausfallen», gebe ich zu bedenken. «Irgendwie … göttlicher. Ich meine: Gut möglich, dass es nicht ausreicht, ein paar Casinos zu sprengen, um die Menschheit von deiner Existenz zu überzeugen.»
    «Aha. Und was denkst du, womit man die Welt verändern kann?», fragt Abel. «Vielleicht mit Naturkatastrophen?»
    Ich zucke mit den Schultern. «Ich weiß nicht. Ja. Vielleicht.»
    «Okay, was hättest du denn gern?», fragt Abel spöttisch. «Eine Sintflut? Eine Seuche? Eine Dürre? Heuschreckenplagen werden auch immer wieder gern genommen. Oder würde dir schon eine Sonnenfinsternis reichen?»
    Ich sehe ihn ratlos an. «Keine Ahnung», sage ich.
    «Merkst du was, Jakob? Es ist gar nicht so leicht, Wunder zu vollbringen, die der Menschheit den richtigen Weg weisen. Wenn beispielsweise die Polkappen nicht sowieso durch die Erderwärmung schmelzen würden, sondern weil ich es ihnen befehle, dann hieße das noch lange nicht, dass die Menschen deshalb an einen Gott glauben. Eher im Gegenteil.»
    Ich überlege angestrengt. «Du könntest etwas prophezeien», schlage ich vor. «Ein weltbewegendes Ereignis, von dem ein normaler Mensch nichts wissen kann.»
    «Was heißt denn: ein normaler Mensch?», fragt Abel. «Jemand, der etwas Weltbewegendes weiß, dem würde man doch zuerst einmal Geheimwissen unterstellen. Oder etwa nicht? Nehmen wir an, ich sage einen Bürgerkrieg in einem kleinen Land voraus. Was würde passieren? Ganz einfach: Die schleppen mich in ein Militärlager und werden aus mir herauszuquetschen versuchen, woher ich diese Informationen hatte. Und die Erklärung, dass ich Gott bin, wird ihnen höchstwahrscheinlich nicht reichen.»
    «Du musst ja nicht gleich eine dermaßen brisante Information veröffentlichen …», erwidere ich und wäge im Geiste die Möglichkeiten ab. «Vielleicht wäre es doch besser, eine Naturkatastrophe vorauszusagen.»
    Abel lächelt. «Gut. Angenommen, im Großraum Los Angeles würde es in naher Zukunft ein gewaltiges Erdbeben geben. Eine Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes. Begleitet von Tsunamis und sintflutartigen Regenfällen würden weite Teile der Stadt im Meer versinken. Die Nachrichten sähen aus, als hätte Hollywood seine besten Spezialeffekte aufgeboten, um den eigenen Untergang spektakulär in Szene zu setzen. Aber die Bilder des in den Fluten des Pazifik versinkenden Hollywood-Schriftzuges wären bittere Realität.»
    «Nicht schlecht», sage ich und nicke anerkennend. «So könnte ein Schuh draus werden.»
    Abel nickt amüsiert. «Im Falle einer solchen Katastrophe müsste ich mich fragen lassen, warum ich sie nicht verhindert habe. Und da ist was dran. Ein Gott, der es nötig hat, ein paar Millionen Leben zu opfern, um seine Existenz zu beweisen, den braucht kein Mensch.»
    Ich schweige, leicht betreten.
    Abel zuckt mit den Schultern. «Das ist mein Problem», sagt er. «Wenn ich nicht in diesem Körper feststecken und langsam meine Kräfte verlieren würde, könnte ich dir wahrscheinlich sogar einen überzeugenden Gottesbeweis liefern. Aber dazu wird es wohl nie kommen, weil du einen Beweis für meine Existenz brauchst, bevor du bereit bist, mir zu helfen, diesen Beweis

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