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Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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zu liefern.»
    «Stimmt. Da beißt sich die Katze in den Schwanz», bestätige ich.
    Wir schweigen eine Weile. Nur das leise Rauschen des Zuges ist zu hören. Draußen wird das Geräusch von der Winterlandschaft verschluckt. Man kann die Stille am Horizont spüren.
    «Was sagt denn dein Bauchgefühl?», fragt Abel.
    Ich zucke mit den Schultern. «Mal dieses, mal jenes. Deswegen höre ich nicht gern auf mein Bauchgefühl, sondern halte mich lieber an die Fakten.»
    «Das hatte ich befürchtet», sagt Abel und nimmt seinen letzten Schluck Kaffee. «Willst du vielleicht … aussteigen?»
    Sein Vorschlag überrascht mich.
    «Ich könnte es verstehen», fährt er fort. «Wenn Gott seine Probleme über Jahre nicht in den Griff bekommt, wie soll ein Mensch das dann in ein paar Tagen schaffen?»
    «Ich muss eine Nacht drüber schlafen», sage ich. «Ehrlich gesagt, habe ich gerade nicht die leiseste Ahnung, wie ich dir helfen soll.»
    «Ist okay», sagt Abel. «Denk in Ruhe über alles nach, und dann sehen wir weiter. Wenn du aussteigen willst, ist das kein Problem. Es geht ja nur um das Glück der gesamten Menschheit und um die Zukunft des Universums.»
    «Dann ist ja gut», sage ich.

    Zu Hause erwartet mich Ärger. Jemand hat die Eingangstür zu meiner Einliegerwohnung mit Krimskrams zugestellt. Das Zeug befindet sich unter einer Plane, die ihrerseits inzwischen unter einer Schneedecke verschwunden ist. Sieht aus, als hätte eine Lawine meinen Wohnungseingang touchiert. Ich befürchte, illegal entsorgter Müll könnte sich darunter befinden. Jetzt muss wahrscheinlich ich mich darum kümmern, dass das Zeug wegkommt.
    Mein Schlüssel klemmt. Ich stehe kurz vor einem Wutanfall, bemühe mich aber, ruhig zu bleiben. Es hilft ja nichts, wenn ich mich aufrege. Womöglich bricht mir dann der Schlüssel ab, und das bringt mich erst richtig in Rage. Wahrscheinlich ist nur Das Schloss eingefroren, denke ich. Ein Blick überzeugt mich vom Gegenteil. Und etwas anderes registriere ich irritiert: Das Schloss ist neu. Und es stammt, wie ich bei genauerem Hinsehen feststelle, nicht von demselben Hersteller wie mein Schlüssel.
    Stehe ich etwa vor dem falschen Haus? Ich trete zurück, um mich davon zu überzeugen, dass dies hier tatsächlich meine Wohnung ist. Dabei fällt mein Blick auch auf das, was ich gerade noch für einen Müllhaufen gehalten habe, und es überkommt mich eine schlimme Vorahnung. Ich befreie ein Stück der Plane vom Schnee und hebe sie vorsichtig hoch. Meine Vorahnung wird nun Gewissheit. Was da unter der Plane liegt, sind meine wenigen Habseligkeiten. Ein paar Umzugskisten mit Akten, Büchern und Kleidung, außerdem einige Bilder und kleinere Einrichtungsgegenstände. Mehr habe ich nach der Trennung von Ellen nicht mitgenommen. Ich mag es nicht, wenn die Möbel mich an meine gescheiterte Ehe erinnern. Deshalb habe ich auch ein möbliertes Apartment gemietet. Besser gesagt: Ich hatte es gemietet. Denn klar ist nun auch, dass meine Wohnungstür tatsächlich ein neues Schloss bekommen hat, weil Ellen in meiner Abwesenheit das alte hat austauschen lassen. Das hier ist ihre ganz persönliche Art, unseren Mietvertrag für beendet zu erklären. Ich könnte nun noch überprüfen, ob meine Praxis ebenfalls ein neues Schloss bekommen hat, aber das kann ich mir sparen. Wenn Ellen etwas macht, dann macht sie es richtig. Und da sie sowieso für die geleaste Einrichtung der Praxis gebürgt hat, gehört mir dort nicht einmal der Fußabtreter.
    Leichter Schneefall setzt ein.
    Ich könnte Ellens Mailbox jetzt entweder mit einer Hasstirade füllen oder ausführlich darüber jammern, dass sie mich im tiefsten Winter und kurz vor Weihnachten einfach so auf die Straße setzt. Ich bin sicher, beide Reaktionen würden sie darin bestätigen, dass sie mich mit dem Rauswurf genauso verletzt hat, wie ich sie verletzt habe, als ich nicht nur kein Geld, sondern auch keinen Sex von ihr wollte. Es wäre für sie der perfekte Beweis, dass ihre Rache funktioniert.
    Ich beschließe, ihr diesen Gefallen nicht zu tun. Als ihre Mailbox anspringt, gebe ich mich aufgeräumt und freundschaftlich: «Hi Ellen, hier ist Jakob. Du, ich habe gerade gesehen, dass du meine Sachen auf die Straße hast stellen lassen. Vielen Dank dafür. Ich wollte das sowieso alles wegwerfen. Das sind nur ein paar Akten, deine Liebesbriefe und unsere Hochzeitsfotos. Der ganze alte Plunder kann auf den Müll. Sag mir doch bitte, was die Abholung gekostet hat oder ob ich mich

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