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Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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die Dunkelheit. Ich erkenne: Wir befinden uns im gleichen Haus, draußen liegt der gleiche Schnee, und offenbar handelt es sich um die gleiche, frostige Nacht. Und doch ist irgendwie alles ganz anders. Es gibt hier tatsächlich kein Sofa. Die Ecke, wo der Fernseher stehen müsste, wird von einem riesigen Weihnachtsbaum eingenommen, davor liegt Spielzeug. Es sieht so aus, als wäre hier heute Abend eine Horde von Kindern beschenkt worden.
    Ich erkenne, dass die Wand zum benachbarten Esszimmer entfernt worden ist. Mutter hatte auch immer den Plan, die beiden kleinen Räume zu einem großen Wohn- und Esskomplex zu verbinden. Offenbar ist das jetzt auf wundersame Weise geschehen. Aber wie? Und wer hat das veranlasst?
    «In der Welt, in der du nicht geboren wurdest, ist das hier auch nicht der Sitz der Jakobis», erklärt Abel. «Aktuell gehört die Villa einem vermögenden Zahnarzt. Er lebt hier mit seiner Familie.»
    Ich schweige verblüfft.
    «Nette Leute, übrigens», fährt Abel fort. «Die beiden haben vier Kinder. Du kannst den Hausherrn auch gleich kennenlernen. Er glaubt nämlich, Geräusche gehört zu haben und wird jeden Moment die Treppe herunterkommen.»
    Noch immer bringe ich keinen Ton heraus.
    «Hallo? Ist da jemand?», fragt eine tiefe Männerstimme. Man hört Schritte auf der Treppe.
    «Was jetzt?», flüstere ich hektisch in die Dunkelheit.
    Bevor Abel etwas erwidern kann, werden die Flügeltüren geöffnet, und das Licht flammt auf.
    Ein kräftiger Mittvierziger betritt den Raum. Er hat einen Golfschläger in der Hand. Sieht lässig aus. Als sich unsere Blicke treffen, ist mir klar, dass er das Ding auch benutzen wird.
    «Ich kann alles erklären», sage ich, während er wortlos auf mich zukommt. Wie genau ich das hier erklären will, ist mir selbst schleierhaft. Zunächst einmal möchte ich nur vermeiden, eins mit dem Golfschläger übergebraten zu bekommen. Bei meinem Glück wird der Kerl bestimmt die Nase treffen.
    «Nun warten Sie doch bitte einen Moment!», sage ich flehentlich, hebe abwehrend die Hände und weiche dabei zurück.
    Der Kerl marschiert unbeeindruckt weiter. Als ich damit rechne, dass er nun seine Waffe heben und auf mich eindreschen wird, geschieht jedoch etwas Seltsames: Er geht an mir vorbei, als wäre ich Luft.
    Dann kontrolliert er, ob das Fenster verschlossen ist.
    «Schatz? Was ist denn? Alles okay?», ruft eine ängstliche Frauenstimme aus der oberen Etage.
    «Ja. Alles okay, Liebes. Schlaf weiter! Es war nichts. Wahrscheinlich nur der Wind», antwortet er, löscht das Licht und zieht die Tür zu.
    Wieder Schritte auf der Treppe, dann ist es still.
    «Was war denn das?», frage ich leise.
    «Du kannst in normaler Lautstärke sprechen», erwidert Abel. «Die Menschen in dieser Welt können dich weder hören noch sehen. Es gibt dich ja bekanntlich nicht – du erinnerst dich, oder?»
    «Aber er hat mich doch gehört. Das Geräusch, als ich aufs Parkett geknallt bin. Deswegen ist er doch gekommen, oder?»
    «Nein. Er hat nur geglaubt, etwas zu hören. Für ihn sind wir Gespenster. Aber die Tatsache, dass er uns weder hören noch sehen kann, heißt ja nicht, dass er nicht trotzdem eine Ahnung davon hat, dass wir da sind.»
    «Das ist wirklich abgefahren», sage ich tief beeindruckt.
    «Würde ich so nicht sagen. Es gibt Dinge, die sind noch viel abgefahrener. Zum Beispiel … das hier.» Er klatscht in die Hände, und im gleichen Moment stehen wir vor einem Reihenhaus in einer weihnachtlich geschmückten Siedlung. Keine Ahnung, wo genau wir uns befinden. Ich trage nur Hemd und Hose und bin obendrein auf Socken unterwegs. Noch ist mir nicht kalt, aber das wird sich bestimmt in ein paar Sekunden ändern. Auch Abel ist leicht bekleidet.
    «Keine Sorge», sagt er. «Gespenster kriegen keinen Schnupfen. Da du nicht existierst, hast du auch kein Kälteempfinden. Übrigens auch keinen Hunger, keinen Durst und keinen Wunsch nach Schlaf.»
    «Dann dürfte mir ja meine Nase auch nicht mehr weh tun», sage ich vorwitzig und will den Verband betasten. Erstaunt stelle ich fest, dass der Verband weg ist. Meine Nase fühlt sich an wie neu.
    «Wer nicht existiert, kann auch keine angebrochene Nase haben», erklärt Abel. «Und es wäre schön, wenn du dir ab jetzt mal ein paar Dinge selbst erklären könntest. So blöd bist du ja nun auch wieder nicht, oder?»
    «Schon okay», sage ich. «Ich glaube, ich habe das System verstanden.»
    «Fein», erwidert Abel zufrieden.
    «Und wo sind wir hier

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