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Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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jetzt gelandet?»
    «Köln. Ein Vorort von Köln, um genau zu sein. Hier wohnt …» Er räuspert sich. «… Bartholomäus Jakobi mit seiner Familie.»
    Schockiert starre ich Abel an.
    «Ich habe dich nicht umsonst davor gewarnt, dass diese Sache hier mit abgründigen Erkenntnissen verbunden sein könnte», beeilt sich Abel zu erklären. «Aber wenn du willst, können wir jederzeit aussteigen.»
    «Mein Vater wäre noch am Leben, wenn ich nicht geboren wäre?», frage ich fassungslos.
    Abel nickt stumm.
    «Aber … warum?»
    «Ist eine längere Geschichte. Wie gesagt, du musst sie dir nicht anhören, wenn du nicht willst. Ich könnte jetzt in die Hände klatschen, und im Handumdrehen befinden wir uns wieder im Haus deiner Mutter.»
    Ich betrachte das Reihenhaus und sehe, dass in einem der unteren Zimmer das Licht angeschaltet wird. Hinter dem schweren Vorhang ist die Silhouette eines Mannes zu erahnen.
    Fragend sehe ich Abel an.
    «Ja. Das ist dein … Vater. Er schläft nicht immer gut. Ist ja auch nicht mehr der Jüngste mit fast fünfundsiebzig.»
    Gebannt schaue ich zum Fenster. Ich habe einen Kloß im Hals.
    «Lass uns reingehen», sage ich nach einer Weile.
    Abel nickt und klatscht in die Hände.

[zur Inhaltsübersicht]
    Gott zaubert
    Als ich meinen vor fünf Jahren verstorbenen Vater sehe, versagen mir die Beine. Ich falle um wie ein nasser Sack und krache mit dem Hinterkopf auf den Küchenboden. Ein Knirschen. Keine Ahnung, ob das die Fliese war oder mein Schädelknochen. Vater, der gerade eine Flasche Saft aus dem Kühlschrank genommen hat, wirkt für einen Moment irritiert. Dann gießt er sich schulterzuckend ein und setzt sich an den kleinen Küchentisch.
    Während ich mich aufrappele, rekapituliere ich Abels Ausführungen von eben und beeile mich, meine Erkenntnisse in Worte zu fassen: «Da ich nicht existiere, kann ich mir in dieser Welt keinen Schädelbasisbruch zuziehen. Außerdem werde ich nicht ohnmächtig. Richtig?»
    Abel nickt zufrieden und zeigt mir seinen erhobenen Daumen.
    Ich lehne mich gegen die Küchenanrichte und beobachte Vater dabei, wie er müde an seinem Orangensaft nippt.
    «Er sieht kaum älter aus, als ich ihn in Erinnerung habe», stelle ich fest.
    «Er treibt Sport, raucht nicht und trinkt nur selten Alkohol», erwidert Abel. Als er mein fragendes Gesicht sieht, fügt er hinzu: «Das heißt nicht automatisch, dass er in einem anderen Leben mit dem Trinken angefangen hat, nur weil er mit deiner Mutter verheiratet war.»
    «Und was heißt es dann?», frage ich schnippisch.
    «Nichts. Es gibt viele Gründe, warum ein Leben die eine oder andere Richtung nimmt. Vielleicht fühlte er sich einfach nur dem beruflichen Druck nicht gewachsen.»
    «Hat er denn nicht hier denselben beruflichen Druck?», wende ich ein.
    Abel schüttelt den Kopf. «Nein. Er ist ein unscheinbarer Professor für Psychologie, der ein sehr ruhiges und beschauliches Leben führt.»
    «Beschaulich? Unscheinbar? Und was ist mit den vielen Vorträgen, die er überall auf der Welt gehalten hat, nachdem sein Buch über die verkaufspsychologische Wirkung der Spektralfarben erschienen war?»
    «Das Buch ist nie geschrieben worden», antwortet Abel. «In diesem Leben sind die wissenschaftlichen Arbeiten deines Vaters eher mittelmäßig.»
    «Warum hat er das Buch nicht geschrieben?»
    «Als er deine Mutter heiratete, weil sie mit dir schwanger war …»
    «Moment», unterbreche ich. «Ich kenne die Geschichte so, dass die beiden längst verlobt waren, als Mutter schwanger wurde. Und sie wären auch schon verheiratet gewesen, wenn nicht mein Großvater väterlicherseits gestorben wäre, weshalb die Hochzeit verschoben werden musste.»
    «Das ist die offizielle Version», entgegnet Abel. «Tatsächlich hat er sie geheiratet, weil sie schwanger war. Sie hat sofort ihr Studium an den Nagel gehängt und sich ganz auf die Rolle der Hausfrau und Mutter konzentriert. Deshalb gab sie ihm ihre Aufzeichnungen für die Magisterarbeit. Ihr war der Abschluss nicht mehr wichtig. Sie dachte, vielleicht würde ihr frischgebackener Ehemann etwas mit ihren Ideen über die verkaufsfördernde Wirkung der Spektralfarben anfangen können.»
    «Mutter hat die Theorie erfunden?» Ich bin baff.
    «Nicht ganz», erwidert Abel. «Es war eine Gemeinschaftsleistung. Sie hat den Impuls geliefert, aber dein Vater hat die Idee deiner Mutter weiterentwickelt und wissenschaftlich unterfüttert.»
    Mit einem leisen Knarren öffnet sich die Küchentür,

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