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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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schon gesprochen.«
    »Lass uns noch einmal darüber sprechen.«
    »Am dreizehnten September hat dein Vater mich gegen fünf Uhr angerufen und mich gefragt, ob du über Nacht bei mir bleiben könntest. Er sagte, er habe eine Verabredung mit jemandem. Du warst ein bisschen unglücklich darüber, weil er dir eigentlich versprochen hatte, dass ihr beide gemeinsam ein neues Rezept zum Abendessen ausprobieren würdet. Er hat dir auch versprochen, dass er das irgendwann wiedergutmachen
wird. Aber am nächsten Tag ist er nicht gekommen, um dich abzuholen, und hat auch nicht angerufen, und dann hat die Polizei mich verständigt, dass sein Wagen hoch oben an der Steilküste über dem Fluss gefunden wurde und dass seine Brieftasche auf dem Vordersitz lag.«
    »Hat man je versucht zu ermitteln, mit wem er verabredet war an diesem dreizehnten September?«
    »Damals ist die Polizei davon ausgegangen, dass er diese Geschichte nur erfunden hat, damit er dich bei mir unterbringen konnte.«
    Ich hatte das Gefühl, dass ich überhaupt nicht weiterkam mit diesem Gespräch. Ich hoffte die ganze Zeit, dass womöglich irgendein Fragment einer vergessenen Erinnerung in Maggies Bewusstsein auftauchen könnte, doch dazu kam es einfach nicht.
    Bei einer Tasse Tee fasste ich schließlich den Entschluss, dass die Zeit gekommen war, Maggie von meinem Abenteuer als sechsjähriges Mädchen in der Kapelle zu erzählen.
    Wie erwartet reagierte sie darauf mit der Bemerkung, dass ich für ihren Geschmack immer zu abenteuerlustig gewesen sei. Seltsamerweise beließ sie es bei diesem einen Kommentar.
    Ermutigt von dieser milden Reaktion, erzählte ich ihr dann noch von dem Streit zwischen der Frau und dem Mann, den ich mitgehört hatte, was ich ursprünglich für mich behalten wollte. »Ich wusste sofort, welche Melodie der Mann pfiff, obwohl es nur die eine Liedzeile war«, sagte ich, »weil du sie mir immer vorgesummt hast, wenn du von Mutters Auftritt bei der Schulaufführung erzählt hast.«
    Maggie warf mir einen Blick zu, aus dem ich nicht klug wurde.
    »Was hast du?«, fragte ich sie.
    »Kay«, rief sie, »das hättest du deinem Vater sagen müssen! Als sie sich noch nicht lange kannten, habe ich ihm von der Schulaufführung erzählt und geprahlt, wie wunderbar sie
dieses Lied gesungen hatte. Daraufhin hat er sie gebeten, es ihm vorzusingen, und von da an nannte er es ›ihr Lied‹. Sie haben es sogar für den ersten Tanz auf ihrer Hochzeit ausgesucht. Das weißt du bestimmt.«
    »Maggie, ich wusste von der Aufführung, aber an mehr kann ich mich nicht erinnern. Du hast mir nie erzählt, dass Daddy es ›ihr Lied‹ nannte oder dass sie auf ihrer Hochzeit zu dem Lied getanzt haben«, protestierte ich.
    »Nun, das ist auch nicht so wichtig. Aber als dein Vater damals mit dir hier auf dem Anwesen war, um die Außenbeleuchtung für die große Party in Ordnung zu bringen, hat er dich danach bei mir abgesetzt. Ich erinnere mich genau, dass er richtig schwermütig wirkte. Er erzählte mir, dass er bei den Carringtons jemanden dieses Lied habe pfeifen hören und er sich anschließend mit ihm unterhalten habe. Ich vermute, dass dein Vater ihm erzählt hat, warum ihn dieses Lied so traurig gestimmt hat.«
    »Hat er gesagt, wer dieser Mann war?«, fragte ich.
    »Ja, aber ich kann mich nicht an den Namen erinnern.«
    »Maggie, das ist wahnsinnig wichtig. Denk darüber nach. Bitte versuch dich zu erinnern.«
    »Ich will es versuchen, Kay. Ich verspreche es dir.«
    Eine Frage musste ich noch stellen. »Maggie, könnte es Peter gewesen sein?«
    »Nein. Bestimmt nicht«, antwortete Maggie. »Daran würde ich mich erinnern, wenn es Peter Carrington gewesen wäre. Er war der strahlende junge Prinz in der ganzen Gegend hier. Deshalb war ich auch so enttäuscht bei dem Gedanken, dass er dieses arme Mädchen ermordet haben sollte. Nein, ich bin absolut sicher, dass er nicht derjenige war, den dein Vater erwähnt hat!«
    Sie sah mich an. »Kay, was hast du?«, fragte sie. »Warum weinst du denn?«
    Peter war es nicht, dachte ich erleichtert. Peter war es nicht! Es war irgendein anderer Mann, der damals in der
Kapelle erpresst wurde. Aber mein Gott, wenn ich Daddy damals von meinem Aufenthalt in der Kapelle erzählt hätte, und er hätte das der Polizei berichtet, dann wäre er jetzt vielleicht noch am Leben, und Peter säße nicht in Untersuchungshaft.

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    VINCENT SLATER WAR ÜBERZEUGT, dass Gary Barr derjenige war, der Peters Smokinghemd aus Elaine Carringtons

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