Und hinter dir die Finsternis
entfernten Städten angenommen, was ihnen eine Ausrede verschaffte, sich nur zweimal im Jahr zu Hause blicken zu lassen. Nun mussten sie aber schon zum zweiten Mal
innerhalb weniger Monate herkommen. Das erste Mal zur Beerdigung ihrer Schwester, und jetzt zur Beerdigung ihrer Mutter.
Gladys Leichnam befand sich im Beerdigungsinstitut. Es war keine Totenwache vorgesehen, doch das Begräbnis sollte, auf Bitten seines älteren Sohnes, dessen Tochter sich gerade einer unaufschiebbaren Blinddarmoperation unterziehen musste, erst am Freitag stattfinden. Die Eltern wollten sie nicht allein lassen.
Nachbarn hatten angerufen, um ihr Beileid auszusprechen; er hatte Brenda aufgetragen, Nachrichten entgegenzunehmen. Doch um Viertel vor neun kam sie ins Zimmer und meldete zögernd, dass ein gewisser Mr. Greco am Telefon sei und darauf bestehe, mit ihm zu sprechen.
Althorp wollte schon ablehnen, doch dann fragte er sich, ob Gladys vielleicht dem Mann noch Geld schuldete. Möglich war es. Die Krankenschwester hatte berichtet, dass er sie noch vor Kurzem besucht hatte. Er nahm den Hörer auf. »Charles Althorp.« Er wusste, dass seine Stimme einschüchternd wirkte. Er war auch ein bisschen stolz darauf.
»Mr. Althorp«, begann Nicholas Greco, »ich möchte Ihnen zunächst mein herzliches Beileid zum Verlust Ihrer Frau aussprechen. Mrs. Althorp war eine liebenswerte und tapfere Frau und sie hat etwas in Bewegung gesetzt, was meiner Meinung nach bald dazu führen wird, dass ein Mörder gefasst wird.«
»Was reden Sie da? Carrington sitzt doch schon im Gefängnis.«
»Das ist genau das, worauf ich hinauswill, Mr. Althorp. Peter Carrington sitzt im Gefängnis. Aber sitzt er auch zu Recht dort? Oder, anders gesagt, sollte nicht ein anderer ebenfalls im Gefängnis sitzen? Ich bin mir bewusst, dass dies ein unglücklicher Augenblick für einen Besuch ist, aber könnte ich Sie vielleicht heute im Lauf des Tages auf ein paar Minuten sprechen? Ich habe eine Verabredung um elf Uhr
bei Mrs. Kay Carrington. Wäre es Ihnen recht, wenn ich um halb eins zu Ihnen komme?«
»Kommen Sie um zwölf. Ich gebe Ihnen eine Viertelstunde.« Althorp knallte den Hörer auf die Gabel, setzte seine Kaffeetasse ab und erhob sich. Er ging zu seinem Schreibtisch, auf dem Bilder von seiner Frau und seiner Tochter standen.
»Es tut mir leid, Gladys«, sagte er laut. »Es tut mir leid, Susan.«
67
ICH SASS IN DER KÜCHE, als Vince um halb acht vorbeikam, um den Schlüssel für das Pförtnerhaus zu holen. Um neun Uhr rief er wie verabredet an. Gary Barr war mit dem Staubsauger im ersten Stock unterwegs, als ich ihm die Nachricht mitteilte. »Mr. Slater möchte, dass Sie in die Stadt fahren und Akten aus dem Büro von Peter holen«, sagte ich ihm. »Es besteht die Möglichkeit, dass einer der Manager mit Ihnen zurückfährt, also nehmen Sie bitte den Mercedes. Mr. Slater wird Ihnen sagen, wo Sie in der Tiefgarage parken können.«
Ich weiß nicht, ob Barr Verdacht schöpfte, jedenfalls ließ er sich nichts anmerken. Er nahm das Gespräch an einem der Telefone im Haus entgegen und ließ sich von Vincent die Parkmöglichkeit erklären. Ein paar Minuten später sah ich von einem der Fenster im oberen Stockwerk, wie Barr mit dem Mercedes am Pförtnerhaus vorbeifuhr und in die Straße einbog.
Vincent musste ihn auch von irgendwo aus beobachtet und abgewartet haben, bis er verschwunden war, denn kurz darauf sah ich seinen Cadillac am Herrenhaus vorbeifahren und nach links abbiegen. Ich nahm an, dass er irgendwo hinter dem Pförtnerhaus parken wollte, wo man das Auto vom Herrenhaus aus nicht sehen konnte. Nun war es meine Aufgabe, Jane davon abzuhalten, aus diesem oder jenem Grund
kurz hinüber in ihr Haus zu laufen, bevor ihre übliche Nachmittagspause begann.
Es gab eine einfache Lösung für das Problem. Ich sagte ihr, ich hätte Kopfschmerzen und bat sie, für mich ans Telefon zu gehen und Nachrichten entgegenzunehmen, außer wenn Mr. Greco anriefe.
»Mr. Greco?«
Sie sah mich erschrocken an, und mir fiel wieder ein, dass Greco schon mit Gary Barr gesprochen hatte, als er von Mrs. Althorp engagiert worden war.
»Ja«, sagte ich. »Ich erwarte ihn um elf Uhr.«
Die arme Frau blickte ganz verängstigt und verwirrt drein. Falls Vince recht hatte, und Gary tatsächlich das Hemd gestohlen hatte, dann hatte Jane nichts damit zu tun, dessen war ich mir sicher. Doch dann erinnerte ich mich auch, dass sie unter Eid ausgesagt hatte, dass Gary in der Nacht, in der
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