Und hinter dir die Finsternis
dort als Abstellräume benutzt, sozusagen als Dachboden, in den man all die Sachen abstellt, die einem nur noch im Weg sind. Die Jungs haben mir erzählt, man könnte ein ganzes Haus mit dem Zeug ausstatten, das dort oben gestapelt ist, angefangen von Sofas, Sesseln, Teppichen, Geschirr, Bestecken, Ölschinken und Nippes bis zu Familienpapieren und Korrespondenzen, die bis ins neunzehnte Jahrhundert zurückgehen.«
»Wahrscheinlich haben die noch nie etwas von Garagenverkäufen und eBay gehört«, kommentierte Moran. »Moment mal, jetzt sehe ich, was das ist. Das ist eine Zeichnung vom hinteren Teil des Carrington-Geländes, der Ort, an dem die Leiche des Mädchens gefunden wurde, nur dass da überall Büsche eingezeichnet sind.«
»Richtig. Genau genommen ist es eine Kopie einer Originalskizze.«
»Was ist damit?«
»Schauen Sie mal auf den Namen in der Ecke.«
Moran hielt das Blatt näher an die Lampe auf Barbara Krauses Schreibtisch. »Jonathan Lansing! Das ist doch dieser Landschaftsgärtner, der Typ, der sich nicht lange, nachdem Susan Althorp verschwunden ist, im Hudson versenkt hat. Das ist der Vater der jetzigen Mrs. Carrington.«
»Ganz genau. Er wurde wenige Wochen nach Susan Althorps Verschwinden von den Carringtons entlassen und hat anscheinend Selbstmord begangen. Ich sage ausdrücklich anscheinend, seine Leiche ist nämlich nie aufgetaucht.«
Moran starrte seine Vorgesetzte an. »Sie wollen doch nicht
andeuten, dass es einen Zusammenhang zwischen ihm und Susan Althorp gibt?«
»Nein, will ich nicht. Wir haben den Kerl, der sie umgebracht hat. Aber dieser Lansing war derjenige, der vorgeschlagen hat, den Zaun diese fünfzehn Meter vom Bürgersteig abzurücken. Wenn ich mir jedoch das hier anschaue, dann scheint er nicht die Absicht gehabt zu haben, den Streifen zwischen Zaun und Bürgersteig einfach ungestaltet zu lassen. Auf dieser Skizze sieht man deutlich, dass er auf der Außenseite des Zauns Stauden und Büsche vorgesehen hatte.«
»Dann wurde er gefeuert, und die Familie hat stattdessen nur ein paar Grassamen daraufwerfen lassen«, schlussfolgerte Moran.
»So sieht es aus«, stimmte Krause zu. Sie legte die Skizze zurück in die Aktenmappe. »Ich weiß auch nicht …«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu Moran. »Ich weiß es einfach nicht …«
33
AM DIENSTAG, DEM TAG nach der Anklageerhebung, nahm Philip Meredith morgens den Zug von Philadelphia nach New York. Er war sich der Tatsache bewusst, dass Fotos von ihm auf den Titelseiten der Sensationspresse prangen könnten, und trug vorsichtshalber eine dunkle Sonnenbrille. Er hatte keinerlei Bedürfnis, von Fremden erkannt und vielleicht sogar angesprochen zu werden. Er wollte keine Anteilnahme oder Mitleid von anderen. Er hatte Peter Carrington seit der Beerdigung seiner Schwester nicht gesehen. Zur Gerichtsverhandlung war er nur gegangen, weil er erleben wollte, wie dieser in Handschellen vorgeführt und des Mordes angeklagt werden würde. Sein Ausbruch hatte ihn selbst ebenso erstaunt wie alle anderen im Saal.
Nachdem es aber einmal geschehen war, hatte er nun den Entschluss gefasst, seine Anschuldigung weiterzuverfolgen und konkrete Schritte zu unternehmen. Wenn Nicholas Greco es zuwege gebracht hatte, im Fall Althorp einen entscheidenden Zeugen gegen Peter Carrington ausfindig zu machen, würde er es vielleicht auch schaffen, klare Beweise für die Annahme zu finden, dass Grace ebenfalls ermordet worden war.
Er stieg in der Penn Station aus, Ecke Thirty-third Street und Seventh Avenue, und wäre lieber zu Fuß bis zu Grecos Büro an der Madison Avenue zwischen Forty-eighth und
Forty-ninth Street gelaufen. Doch da es in Strömen regnete, sah er davon ab und stellte sich in die Warteschlange vor dem Taxistand. Wenn es so regnete wie heute, musste er häufig an den Tag denken, an dem Grace beerdigt wurde. Natürlich war es nicht so kalt gewesen, denn es war damals früher September, doch hatte es auch den ganzen Tag geregnet. Man hatte sie im Familiengrab der Carringtons im Gate of Heaven Cemetery in Westchester County bestattet. Das war die zweite Entscheidung, die er für sich getroffen hatte: Er wollte ihre sterblichen Überreste nach Philadelphia überführen lassen. Sie soll bei den Menschen liegen, die sie liebten, dachte er, bei unseren Eltern und Großeltern.
Endlich war er der Erste in der Schlange. Er stieg in das nächste Taxi und nannte die Adresse. Er war lange nicht mehr in Manhattan gewesen und war überrascht
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