Und hinter dir die Finsternis
Sie zunächst von der Annahme aus, dass mein Mann unschuldig ist, und schauen Sie sich dann von Neuem die Fakten zu diesen drei Todesfällen an. Ich versichere Ihnen, dass ich meinerseits dasselbe tun werde.«
Als wir an diesem Abend im Bett lagen, weinte Peter in meinen Armen. »Ich habe dich nicht verdient, Kay«, flüsterte er. »Ich habe dich nicht verdient.«
Drei Stunden später wurde ich wach. Peter war nicht im Bett. Mit einer bösen Vorahnung hastete ich quer durch den Salon in das andere Schlafzimmer. Dort war er auch nicht. In diesem Moment hörte ich von draußen auf der Auffahrt das Geräusch quietschender Reifen. Ich rannte zum Fenster und sah gerade noch, wie Peters Ferrari in Richtung des Eingangstors verschwand.
Eine Viertelstunde später rasten Streifenwagen, die von seinem elektronischen Armband automatisch alarmiert worden waren und ihn über GPS orten konnten, zum Anwesen der Althorps und stoppten auf dem gefrorenen Rasen vor der Villa, auf dem Peter kniete. Als ein Polizeibeamter versuchte, ihn zu verhaften, sprang Peter auf und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht.
»Er war am Schlafwandeln«, erklärte ich Conner Banks am nächsten Morgen, als Peter erneut zur Anklageerhebung vor dem Richter erscheinen musste. »Sonst hätte er nie das Grundstück verlassen.«
Wieder wurde Peter in einem orangefarbenen Häftlingsoverall in den Saal geführt. Diesmal hatte man ihm zusätzlich zu den Handschellen auch noch Fußfesseln angelegt. Benommen hörte ich zu, als die neuen Anklagen vorgelesen wurden: »Fluchtversuch und Verletzung der Kautionsauflagen … Angriff mit Körperverletzung auf einen Polizeibeamten … erhöhte Fluchtgefahr.«
Der Richter brauchte nicht sehr lange, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Die Kaution von zwanzig Millionen Dollar wurde eingezogen. Ab sofort musste Peter in Haft bleiben.
»Er ist ein Schlafwandler«, drang ich auf Banks und Markinson ein. »Verstehen Sie denn nicht, ein Schlafwandler!«
»Nicht so laut, Kay«, warnte Banks. »Auf Schlafwandeln kann man in diesem Land keine Verteidigung gründen, glauben Sie mir. Tatsächlich ist es so, dass in diesem Land zurzeit zwei Männer eine lebenslange Strafe absitzen, weil sie jemanden im Zustand des Schlafwandelns getötet haben.«
42
NICHOLAS GRECO HATTE SICH die schockierende Videoaufzeichnung angeschaut, die die Polizei von der Szene gemacht hatte, in der Peter Carrington auf dem Rasen vor dem Haus der Althorps kniete und dann den Polizeibeamten angriff, der als Erster bei ihm war. Er begann sich zu fragen, ob es überhaupt noch einen Sinn habe, seine Verabredung mit Nancy und Jeffrey Hammond aufrechtzuerhalten, dem Ehepaar, das an dem Abend, an dem Grace Carrington ertrank, bei der Dinnerparty zu Gast gewesen war.
Nancy Hammond hatte sich bei ihm gemeldet, nachdem sie Grecos Nachricht auf dem Anrufbeantworter abgehört hatte. Sie sagte ihm, sie seien verreist gewesen, auf Verwandtenbesuch in Kalifornien, und lud ihn ein, bei ihnen vorbeizukommen.
Das Ehepaar wohnte in einer freundlichen Straße in Englewood, in der die meisten Häuser älter waren, mit breiteren Vordächern über dem Eingang und Fensterläden; die Art von Häusern, wie sie im späten neunzehnten Jahrhundert gebaut wurden. Greco stieg die fünf Stufen vom Bürgersteig hinauf und klingelte.
Nancy Hammond öffnete, stellte sich vor und bat ihn einzutreten. Sie war eine kleine Frau, die Greco auf Anfang vierzig schätzte, mit ersten grauen Strähnen im Haar, das vorteilhaft das etwas kantige Gesicht rahmte und abmilderte.
»Jeff ist gerade erst nach Hause gekommen«, sagte sie. »Er wird gleich da sein. Oh, da ist er ja.«
Jeffrey Hammond kam die Treppe hinunter. »Ist das die Art, wie meine Frau mich ankündigt?«, sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen. »Da ist er ja?«
Grecos erster Eindruck war der eines groß gewachsenen Mannes von Ende vierzig, der ihn an den Astronaut John Glenn erinnerte. Wie Glenn besaß er Lachfältchen in den Augenwinkeln. Sein Schädel war ziemlich kahl, und er unternahm keinerlei Versuch, dies zu verbergen. Greco hatte es schon immer besonders lächerlich gefunden, dass viele Männer sich mit der Unausweichlichkeit ihrer genetischen Veranlagung nicht abfinden konnten. Er konnte ein Toupet auf eine Meile Entfernung erkennen, und noch schlimmer war in seinen Augen, wenn ein Mann den Scheitel knapp über dem Ohr ansetzte und das Haar in langen Strähnen über die Glatze kämmte.
Greco hatte im Voraus
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