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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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dann sieh dir das hier mal an.«

    Sie legte die Plastiktüte auf den Couchtisch und holte etwas daraus hervor. Es war ein weißes Smokinghemd. Sie faltete es auseinander und hielt es hoch. Am Kragen und um die obersten drei Knöpfe herum waren dunkle Flecken zu sehen. »Verstehst du, was das hier ist?«, fragte sie.
    Ein leichter Schwindel erfasste mich, und ich sank auf die Couch. Ja, ich verstand, was sie dort in Händen hielt. Ich zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass es sich um Peters Hemd handelte und dass die braunen Flecken von Susan Althorps Blut herrührten.
    »Besorg mir das Geld bis morgen früh, Kay«, sagte Elaine.
    Plötzlich sah ich das Bild vor mir, wie Peter auf Susan losging. Im Autopsiebericht hatte es geheißen, dass sie einen harten Schlag gegen den Mund erlitten hatte. Genau so hatte er auch bei dem Polizisten zugeschlagen. Mein Gott, dachte ich, mein Gott. Es gibt keine Hoffnung für ihn.
    »Hast du Peter nach Hause kommen sehen, damals?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Bist du sicher, dass er geschlafwandelt hat?«
    »Ganz sicher. Er ist im Flur an mir vorbeigelaufen und hat mich nicht bemerkt.«
    »Wie spät war es, als er kam?«
    »Zwei Uhr.«
    »Weshalb warst du um diese Uhrzeit auf dem Flur?«
    »Peters Vater schimpfte immer noch über das viele Geld, das die Party verschlungen hätte. Ich hatte irgendwann genug und wollte in eines der anderen Schlafzimmer umziehen. In diesem Moment sah ich, wie Peter die Treppe heraufkam.«
    »Und dann bist du in sein Bad gegangen, um das Hemd zu holen. Was hättest du gemacht, wenn er dich dabei gesehen hätte, Elaine?«
    »Ich hätte ihm gesagt, dass ich ihn beim Schlafwandeln beobachtet hätte und mich nur vergewissern wollte, ob er wieder heil im Bett angekommen sei. Aber er ist nicht aufgewacht.
Gott sei Dank hab ich das Hemd an mich genommen. Wenn man es am nächsten Morgen im Wäschekorb gefunden hätte, wäre er verhaftet und verurteilt worden. Dann säße er wahrscheinlich heute noch im Gefängnis.«
    Elaine wirkte erleichtert. Vermutlich hatte sie jetzt die Gewissheit gewonnen, dass ich das Geld beschaffen würde. Sie faltete das Hemd ordentlich zusammen und steckte es wieder in die Plastiktüte, als wäre sie eine Angestellte in einem Kaufhaus, die gerade eine Ware erfolgreich verkauft hatte.
    »Wenn du Peter wirklich helfen wolltest, wäre es da nicht sinnvoller gewesen, das Hemd ganz verschwinden zu lassen?« , bohrte ich nach.
    »Nein, das war ja der Beweis, dass ich Peter damals gesehen hatte.«
    Eine Art Faustpfand, dachte ich. Etwas, womit man sich gegen schlechte Zeiten versichert. »Ich werde das Geld für dich besorgen, Elaine«, versprach ich, »aber nur, wenn du mir dieses Hemd dafür gibst.«
    »Das werde ich. Kay, es tut mir leid, dass ich so handeln musste. Ich habe Peter geschützt, weil ich ihn liebe. Jetzt muss ich meinen Sohn schützen. Deshalb musste ich herkommen und mit dir verhandeln. Wenn du einmal selbst ein Kind hast, wirst du das verstehen.«
    Vielleicht verstehe ich es bereits jetzt, dachte ich. Bis auf die Anwälte hatte ich noch niemandem erzählt, dass ich schwanger war. Es war zu früh, und außerdem wollte ich verhindern, dass es an die Presse durchsickerte. Ganz bestimmt war dies nicht der geeignete Augenblick, Elaine etwas von dem Kind zu verraten, dachte ich bitter; in dem Augenblick, da ich gerade mit ihr um ein blutiges Hemd feilschen muss, das den Beweis dafür liefert, dass sein Vater ein Mörder ist.

54
    VINCENT SLATER WAR bei einem geschäftlichen Abendessen in Manhattan gewesen und nicht zeitig genug wieder zu Hause, um Kays dringender Bitte, ihn zurückzurufen, noch entsprechen zu können. »Falls es heute Abend nicht mehr geht, dann rufen Sie mich bitte gleich morgen früh an«, hatte sie auf das Band gesprochen.
    Es war halb zwölf, als er die Nachricht abhörte. Er wusste, dass Kay relativ früh zu Bett ging, und beschloss, sie nicht mehr anzurufen. Was mochte es wohl sein, was so dringend war?, fragte er sich. In dieser Nacht wachte er, der ansonsten einen gesunden Schlaf hatte, gleich mehrmals auf.
    Um sieben Uhr in der Früh klingelte sein Telefon. Es war Kay. »Ich möchte nicht am Telefon darüber reden«, sagte sie. »Bitte kommen Sie doch bei mir vorbei, bevor Sie in die Stadt fahren.«
    »Ich bin schon angezogen und fertig«, sagte er. »Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Als er kurze Zeit später eintraf, führte ihn Kay in die Küche, wo sie gerade eine Tasse Kaffee trank. »Ich wollte Sie

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