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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Land, hatte man einen Priester aus diesem Haus geschleppt und auf dem Rasen zu Tode geprügelt. Als ich mich in unserer Suite auf das Bettlegte, fühlte auch ich mich, als wäre ich in Stücke geschlagen worden.
    Hatte mein Mann, Peter Carrington, mich tatsächlich nur so schnell geheiratet, weil er damit sicherstellen wollte, dass ich nicht gegen ihn aussagen könnte?
    Wäre es möglich, dass all seine Liebeserklärungen nur dem Kalkül eines kaltblütigen Mörders entsprangen, der mich lieber geheiratet hatte, statt mich ebenfalls zu ermorden?
    Ich sah Peter vor mir, wie er in seiner Haftzelle stand und mich mit leuchtenden Augen anblickte, die von seiner Liebe zeugten. War das nur eine Maske, hinter der er sich über
mich lustig machte, über mich, Kay Lansing, Tochter des Landschaftsgärtners, die so unsäglich dumm gewesen war zu glauben, dass er sich auf den ersten Blick in sie verliebt hatte?
    Niemand ist blinder als diejenigen, die nicht sehen wollen , ging mir durch den Kopf.
    Ich legte die Hand auf meinen Bauch, eine Geste, die fast schon zum Reflex geworden war gegen Gedanken oder Situationen, mit denen ich mich nicht auseinandersetzen wollte. Ich war mir sicher, dass das Kind ein Junge sein musste, nicht weil ich lieber einen Jungen als ein Mädchen gehabt hätte, sondern weil ich einfach wusste, dass es ein Junge war. Ich wusste, dass ich Peters Sohn in mir trug.
    Peter liebt mich, sagte ich mir. Es gibt keine andere Antwort.
    Mache ich mir etwas vor? Nein. Nein. Nein.
    Halte fest an dem, was du hast, denn das ist das Glück . Wer hat das gesagt? Ich habe es vergessen. Aber ich werde an meiner Liebe zu Peter festhalten und an meinem Glauben an seine Gefühle. Ich muss es tun, denn in meinem tiefsten Inneren weiß ich, dass dies die Wahrheit ist.
    Schließlich hatte ich mich doch etwas beruhigt. Ich glaube sogar, dass ich kurz eingenickt bin, denn das Klingeln des Telefons auf dem Nachttischchen schreckte mich auf. Es war Elaine.
    »Kay«, sagte sie. Ihre Stimme bebte ein wenig.
    »Ja, Elaine.« Ich hoffte, dass sie nicht in ihrem Haus war und mich gerade jetzt besuchen wollte.
    »Kay, ich muss mit dir reden. Es ist wahnsinnig wichtig. Darf ich in fünf Minuten bei dir vorbeikommen?«
    Mir blieb keine andere Wahl, als mit Ja zu antworten. Ich stand auf, klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht, legte Wimperntusche auf, zog meine Lippen mit einem dezenten Stift nach und ging nach unten. Es mag vielleicht verrückt wirken, dass ich mir diese Mühe für Peters Stiefmutter machte, aber ich hatte zunehmend das Gefühl, dass zwischen mir und
Elaine ein unterschwelliger Revierkampf tobte. Peter saß im Gefängnis, und ich selbst hatte erst vor Kurzem die Szene betreten, und so hatte sie sich angewöhnt, im Haus ein- und auszugehen, als ob es wieder ihr eigenes wäre.
    Als sie jedoch an diesem Abend das Haus betrat, hatte ihr Gebaren gar nichts von einer Schlossherrin, die ihre alte Stellung wiederzugewinnen sucht. Elaine war leichenblass, ihre Hände zitterten. Es war deutlich, dass sie nervös und in größter Aufregung war. Ich sah, dass sie eine Plastiktüte unter dem Arm trug.
    Sie hielt sich nicht lange mit einer Begrüßung auf. »Kay, Richard steckt in schrecklichen Schwierigkeiten. Er hat wieder gespielt. Ich brauche eine Million Dollar, und zwar sofort.«
    Eine Million Dollar! Das war mehr Geld, als ich je in meinem ganzen Leben verdient hätte, wenn ich weiter in der Bücherei gearbeitet hätte. »Elaine«, protestierte ich, »erstens besitze ich auch nicht annähernd so viel Geld, und dann ist es auch zwecklos, Peter darum zu bitten. Er hat mir gesagt, dass er es sehr töricht von dir findet, Richard immer wieder aus der Klemme zu helfen. Er meint, erst wenn du dich endlich einmal weigerst, Richards Schulden zu bezahlen, wird er etwas gegen seine Spielsucht unternehmen.«
    »Wenn Richard seine Schulden nicht begleicht, wird er nicht lange genug leben, um etwas gegen seine Sucht zu tun«, sagte Elaine. Sie schien am Rand eines hysterischen Anfalls zu sein. »Hör zu, Kay. Ich habe Peter jetzt fast dreiundzwanzig Jahre lang geschützt. Ich habe gesehen, wie er nach Hause kam, in der Nacht, in der er Susan umgebracht hat. Er war am Schlafwandeln, und es war Blut an seinem Hemd. Ich wusste nicht, in welcher Art von Schwierigkeiten er steckte, aber ich wusste, dass ich ihn schützen musste. Ich habe das Hemd aus dem Wäschekorb genommen, damit das Mädchen es nicht sehen würde. Wenn du mir nicht glaubst,

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