Und ich erobere dich doch!
größere Verachtung in ihm erwecken können, denn auch er war Ziel anzüglicher Angebote von weiblichen Angestellten geworden, die sich dadurch erhofften, ihre Karriere schneller voranzutreiben. Seiner Erfahrung nach waren es vor allem die intelligenten Frauen wie Flora Bennett, die sich als kalkulierend und somit als die gefährlichsten erwiesen.
In aller Eile machte Flora sich fertig und zog sich an. Angelos Rufe, die zu ihr nach oben drangen, ignorierte sie, tuschte sich sorgfältig die Wimpern und legte auch noch Lippenstift auf.
„Ich komme ja schon!“, rief sie schließlich und hastete auf Sandaletten mit hohen Absätzen die Treppe hinunter.
Angelo war die ganze Zeit über ungeduldig in der Diele auf und ab marschiert. Als er Flora kommen hörte, drehte er sich in ihre Richtung um – und sah vorerst nur ein Paar endlos lange und faszinierende Beine auf der Treppe.
„Das ist ein extrem kurzer Rock“, bemerkte er harsch.
„Nein, ist er nicht. Ich trage keine extrem kurzen Röcke“, fauchte sie sofort. „Ich habe nur extrem lange Beine.“
Eine völlige unnötige Information, denn Angelo stellte sich diese extrem langen Beine bereits um seine Hüften geschlungen vor, und sein Körper reagierte entsprechend. So erregt, dass es schmerzhaft war, unterdrückte er den Fluch und riss die Haustür auf. „Lass uns endlich gehen.“
Verblüfft sah Flora auf die große Limousine, die am Straßenrand auf sie wartete. Sie kletterte auf die Rückbank und war nicht überrascht, als Angelo seinen Laptop aufklappte und zu arbeiten begann. Sein Handy klingelte immer wieder, und in mehreren verschiedenen Sprachen gab er Anweisungen.
Dieser Mann war ein Arbeitstier mit unerschöpflicher Energie. Als Frau würde man schon wirklich hart und stur sein müssen, um überhaupt die Chance zu haben, gegen ihn zu bestehen, aber Flora war sicher, dass sie das nötige Rückgrat dafür besaß. Sie sagte sich, es störe sie nicht, dass er sie ignorierte, nahm die Tageszeitung auf, die auf dem Sitz neben ihr lag, und las während der Fahrt.
Es wurde Nachmittag, bevor sie bei Dr. Natalie Ellwoods Praxis in der gehobenen Londoner Wohngegend ankamen. Nervös saß Flora in dem Warteraum, während Angelo weiter auf seinem Laptop arbeitete. Wenn jetzt jemand Flora warnen würde, dass eine Springflut im Anmarsch sei, hätte sie Angelo nur zu gern mit seinem Handy in der Hand ertrinken lassen! In ihrem Leben hatte sie so einige hart arbeitende Leute getroffen, aber Angelo van Zaal schlug sie alle. Mariskas möglicher Adoptivvater war ein echter Workaholic!
„Angelo!“ Eine elegante Brünette in einem perfekt sitzenden Hosenanzug kam strahlend lächelnd ins Wartezimmer und begrüßte Angelo mit herzhaften Wangenküssen.
„Flora, das ist Dr. Ellwood. Natalie, deine neue Patientin“, stellte Angelo die beiden einander vor.
„Kennen Sie Angelo schon lange?“, fragte Natalie, als sie Flora voran in ihr Sprechzimmer trat.
„Nein, noch nicht lange. Und Sie?“, konnte Flora nicht widerstehen zu fragen, auch wenn ihr der Ehering am Finger der anderen aufgefallen war.
„Ach, schon ewig. Wir waren zusammen auf der Universität. Angelo gehört zu meinen ältesten Freunden.“ Während Natalie munter erzählte, musterte sie Flora mit unverhohlener Neugier.
Dann fand die Untersuchung statt, mehrere Tests wurden vorgenommen. Natalie und ihre Helferin waren beide ausgesprochen nett, und schließlich saß Flora wieder vor dem Schreibtisch der Ärztin.
„Und?“, fragte sie nervös.
„Ja, eindeutig. Sie sind schwanger.“
Floras Gesicht verlor alle Farbe. „Sind Sie absolut sicher?“
„Definitiv.“ Die Ärztin räusperte sich leise. „Die Schwangerschaft war nicht geplant?“, fragte sie behutsam.
Flora war zu schockiert, sie schüttelte nur stumm den Kopf. Schwanger! Von Angelo van Zaal! Mit trockenem Mund ließ sie die Ärztin wissen, dass sie nicht weiter darüber reden wollte, und verließ mit weichen Knien das Sprechzimmer.
Angelo telefonierte schon wieder, als sie in das Wartezimmer zurückkam, dieses Mal in Französisch. Sie fing Wortfetzen auf – etwas von defekten Teilen und inkompetenten Lieferanten –, bevor sich ihre Blicke trafen. Der Schock musste von ihrem Gesicht abzulesen sein, denn sie konnte genau den Moment bestimmen, in dem es Angelo ebenfalls klar wurde. Er murmelte etwas erstaunlich Unzusammenhängendes ins Telefon, klappte es zu und sprang auf.
Flora vergaß immer wieder, wie groß er war. Jetzt,
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