Und ich erobere dich doch!
Erklärung, im Gegenteil. An seiner plötzlichen Wachsamkeit und Befangenheit war irgendetwas faul. „Mir ist es einfach nicht in den Sinn gekommen.“
„Das ist eine private Angelegenheit. Bregitta hätte nicht darüber sprechen sollen.“
„Hat sie aber. Ich kam mir ziemlich dumm vor. Warum wurde ich im Dunkeln gelassen?“ Entweder bildete sie sich das nur ein, oder Angelos Lippen verzogen sich tatsächlich verächtlich. „Warum, Angelo?“, wiederholte sie mit mehr Nachdruck.
Völlig unvermittelt sprang er auf. In voller einschüchternder Größe stand er da, Flora musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn ansehen zu können.
„Ich war mir nicht sicher, ob du von der Erbschaft wusstest, aber ich machte mir Gedanken darum, ob dein Wunsch, Mariska zu adoptieren, vielleicht von dem Erbe beeinflusst sein könnte, das sie eines Tages erhalten wird. Zudem hast du – in dem Fall, dass dir das Sorgerecht zugesprochen wird – das Recht, für Mariskas Erziehung regelmäßig eine nicht unerhebliche Summe aus dem Fund abzuziehen.“
Diese Informationen ließen Flora vorerst einmal verstummen. Sie wünschte, sie hätte ihn vielleicht falsch verstanden, doch wie üblich hatte Angelo sich kristallklar ausgedrückt. Es war wirklich erstaunlich. Der Mann, mit dem sie soeben Stunden im Bett verbracht hatte, der Mann, dessen Babys in ihr heranwuchsen, hatte keinerlei Scham, sie als Goldgräberin zu verdächtigen! Schlimmer noch … als kalkulierende Goldgräberin, die plante, ein unschuldiges Kind zu benutzen, um sich zu bereichern!
Wie konnte er sie nur in diesem Licht sehen? Schockiert und entsetzt schob sie ihren Stuhl ebenfalls zurück und erhob sich, den Rücken steif, die Miene angespannt. „Wie kommst du auf die Idee, ich wollte meine Nichte nur adoptieren, um an ihr Erbe zu gelangen? Was habe ich getan oder gesagt, um diesen Eindruck bei dir zu erwecken?“
Angelo spreizte die Finger. „Das brauchtest du gar nicht. Noch bevor Willem deine Schwester heiratete, kannte ich nicht nur ihren, sondern auch deinen Hintergrund“, gestand er grimmig.
„Der Bericht der Detektei“, zog sie sofort den richtigen Schluss. Ihr Mut sank. Sie konnte sich denken, worauf Angelo anspielte.
„Vor drei Jahren hast du mit deinem verheirateten Chef geschlafen und versucht, ihn zu erpressen“, fuhr er tonlos fort.
Flora wich zurück, als hätte er sie geohrfeigt. Doch was er ihr da vorwarf, war viel schlimmer als eine Ohrfeige. Angelo hatte eine höchst unschöne Episode in ihrem Leben wiedererweckt, die Flora für immer hatte vergessen wollen. Jetzt, Jahre später, erneut daran erinnert zu werden, noch dazu von jemandem, an dem ihr viel lag, war ein erniedrigender, kaum zu ertragender Schlag.
„So war es nicht, Angelo.“ Mit stiller Würde stand sie da, Skipper zu ihren Füßen. Der kleine Hund war unter dem Tisch hervorgekommen und hatte sich beschützend vor sein Frauchen gestellt. „Diese böswilligen Anschuldigungen wurden in einer Anhörung vor dem Arbeitsgericht vorgebracht und konnten nicht bewiesen werden. Ich habe nie mit meinem Chef geschlafen, und ich habe auch nie versucht, ihn zu erpressen!“
Angelo verzog nur unwirsch den Mund und wischte ihren Einwand mit einer knappen Handbewegung beiseite. „Das ist lange her, Flora. Mir ist durchaus klar, dass Menschen, vor allem junge Menschen, aus ihren Fehlern lernen und sich ändern können.“
Sein überheblich-gönnerhafter Kommentar brachte sie an ihre Grenzen, und es wunderte sie, dass sie nicht in die Luft ging. Sie biss die Zähne zusammen, versuchte, sich zu beherrschen und sich die nächsten Worte genau zu überlegen, doch vergeblich. Sie fühlte sich betrogen und beschmutzt. Die traumatischste Zeit ihres Lebens war ausgerechnet von dem Mann wieder aufgerührt worden, den zu lieben sie sich eingebildet hatte.
„Das werde ich dir nie vergeben, Angelo“, brachte sie hervor, die Augen wie glühende Smaragde auf ihn gerichtet. „Wie kannst du es wagen, mich wegen etwas zu verurteilen, das ich nie getan habe? Wie kannst du so blasiert sein und sagen, dass Leute aus ihren Fehlern lernen und sich ändern? Ja, ich bin älter geworden, aber geändert habe ich mich nicht. Allerdings habe ich eines aus dem Prozess damals gelernt – nämlich niemandem zu vertrauen. Wenn es hart auf hart kommt, steht man immer allein da!“
„Wir sollten das Thema besser wechseln, wenn du so aufgeregt bist“, versuchte Angelo, sie zu beruhigen. Ihm war allerdings auch
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