Und ich erobere dich doch!
verschwiegen. Unter den gegebenen Umständen war das unfair. Meinst du, ich wäre nach Amsterdam gekommen, wenn ich das vorher gewusst hätte?“
„Es steht noch nicht fest, was ich über dich denke.“
Gleichgültig zuckte sie eine Schulter. „Und du meinst, ich würde mich jetzt überschlagen, um einen guten Eindruck bei dir zu machen? Das ist mir ja so egal!“ Sie drehte sich auf den Rücken und richtete glitzernde grüne Augen auf ihn. „Eines allerdings sollte dir klar sein: Ich war noch Jungfrau, als du damals auf dem Hausboot mit mir geschlafen hast. Du hast es vielleicht nicht bemerkt, aber schon allein aufgrund dieser Tatsache ist eine angebliche Affäre mit meinem damaligen Chef völlig abstrus.“
„Jungfrau?“ Angelo musterte sie schockiert und ungläubig zugleich. „Ich war dein erster Liebhaber?“
„Jungfrauen tragen nur selten ein Schild um den Hals, um lüsterne Männer vorzuwarnen.“ Seine offensichtliche Skepsis ärgerte sie, und sie beschloss, keine weiteren Geheimnisse preiszugeben. Er hatte es gar nicht verdient!
„Ich bin nicht lüstern, und ich hatte auch keinen Grund anzunehmen, dass du noch unschuldig bist. Schließlich wusste ich, dass du eine ganze Zeit lang verlobt warst.“
Er glaubte ihr also noch immer nicht! „Peter respektierte mich“, behauptete sie überheblich. Dann nahm ihre Miene einen gequälten Ausdruck an. „Zumindest war das seine Entschuldigung.“ Sie senkte die Lider. Dieses Gespräch ging in eine viel zu persönliche Richtung.
Ihr Exverlobter und ehemaliger bester Freund hatte ihr eine Wunde zugefügt, die noch immer nicht verheilt war. Sie hatte Peter vertraut, und wohin hatte das geführt? Er hatte sie im Stich gelassen, als sie ihn am nötigsten brauchte. Und obwohl Peter jahrelang Teil ihres Lebens gewesen war, hatte sie seit der Trennung kein Wort von ihm gehört.
Angelo betrachtete ihr Gesicht mit gerunzelter Stirn, während sie es weiterhin vermied, ihn anzusehen. „Dir liegt noch immer an ihm, oder?“
„Bis zu unserer Trennung waren wir gute Freunde.“
„Das beantwortet meine Frage nicht.“
„Du hältst nichts von festen Bindungen oder Romantik. Somit brauchst du auch keine genauere Erklärung“, wiegelte sie ab.
Angelos Blick war scharf wie eine Stahlklinge. „Ich sehe dich dann morgen früh. Dir muss doch klar sein, dass du nicht so einfach gehen kannst. Was ist mit Mariska? Und mit deiner Gesundheit?“
Dass er sie an das kleine Mädchen erinnerte, das sie so sehr liebte, und im gleichen Atemzug auch noch auf ihre Schwangerschaft anspielte, war mehr, als sie verarbeiten konnte. Sich umzudrehen und zu gehen mochte als einzige Möglichkeit erscheinen, um den Schmerz zu lindern, den ihr seine Meinung über sie zufügte, aber die Vorstellung, Mariska zurückzulassen, zerriss sie schier. Flora schloss die Augen und rührte sich nicht mehr, bis das leise Klicken des Türschlosses ihr sagte, dass Angelo gegangen war.
Angelo mochte ja in rationalen Dingen unschlagbar sein, aber an den Gefühlen, die in Flora tobten, war nun mal nichts Rationales. Sie hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt, und jetzt musste sie zusehen, dass sie über ihn hinwegkam, musste sich von der gefühlsmäßigen Bindung und auch dem körperlichen Verlangen freimachen. Da allein ein Blick in sein faszinierendes Gesicht ausreichte, um schwindelerregende Sehnsucht in ihr auszulösen, stand ihr wohl eine echte Herausforderung bevor. Angelo van Zaal hatte sie tief verletzt, und sie kam sich dumm und albern vor, weil sie es zugelassen hatte.
Was für ein Mensch war das, der eher der skandallüsternen Klatschpresse glaubte, als dass er versuchte, die Wahrheit herauszufinden? Und nicht nur Angelo. Auch für Peter, der sie angeblich durch und durch gekannt hatte, war es bequemer gewesen, ihre Seite der Geschichte nicht zu glauben.
Peter und seine Familie waren entsetzt über die reißerischen Artikel, die Flora als gierige und rachsüchtige Frau darstellten, und die Verlobung war auf dem Scheiterhaufen von Misstrauen und Beschämung zu Asche verbrannt. Obwohl … wenn Flora ehrlich war, hatte ihre Beziehung zu Peter schon länger unter Druck gestanden.
Als sie sich an der Universität kennenlernten, war Flora gegen Sex vor der Ehe und Zusammenleben ohne Trauschein gewesen. Sie hatte nicht vor, sich einer potenziellen Enttäuschung auszusetzen. Ihre Eltern hatten auch jahrelang ohne Trauschein zusammengelebt, bevor ihr Vater ihre Mutter schließlich geheiratet
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