... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
Krankenhaus eingefädelt. Die VA ist weltweit der größte Käufer von Hörgeräten, und bei der hohen Inzidenz von Gehörlosigkeit im Militär wäre allein die Präsenz auf dem Militärmarkt schon ein Riesenerfolg gewesen. Nach meiner Rechnung hatten zwölf Millionen Menschen in den USA Zugang zu einer Finanzierung für die Soundbridge.
Ich sagte immer: „Wir müssen mehr Leute anstellen, um die Versicherungsanträge auszufüllen!“
Wir ließen nichts unversucht: Vertriebsverträge, strategische Partnerschaften, Lizenzbeteiligungen und noch viel mehr. Die anderen Firmen waren schlussendlich immer nur am implantierbaren Mikrofon und der komplett implantierbaren Technologie interessiert. Weil aber diese Technologie so neu war, taten sich die Interessenten bei der Bewertung äußerst schwer. Symphonix war seiner Zeit einfach zu weit voraus.
Im August 2002 fiel die Entscheidung von Medicare gegen uns aus: Man würde die Vibrant Soundbridge nicht finanzieren. Um noch etwas Salz in die Wunde zu streuen oder vielleicht nur um mich zu ärgern, ordneten sie die Vibrant Soundbridge als Hörgerät ein – genau die Art von Apparat, die zu ersetzen ich mein ganzes Leben lang gearbeitet hatte. Das war der Nagel im Sarg von Symphonix.
Viele Jahre später erfuhr ich, dass in dem Entscheidungsgremium drei Leute saßen. Davon stimmte einer für uns, und zwei stimmten dagegen. Von den zweien hatte einer enge Verbindungen zu unseren Hauptkonkurrenten, und auch der andere kam aus der Hörgeräteindustrie. Davon abgesehen, dass dieses Gremium offensichtlich befangen war, ist es besonders traurig, dass viele Hörgerätehersteller Implantaten feindselig gegenüberstehen, obwohl sich die beiden Produkte bestens ergänzen.
Ich erfuhr auch erst viel später, wie die Personen in diesem Gremium die Soundbridge aus Sicht von Medicare definierten. Sie erklärten Mittelohrimplantate schlichtweg zu Hörgeräten. Wie konnte das sein? Das sind doch zwei völlig unterschiedliche Technologien. Und wenn sie sich so ähnelten, wieso fürchteten dann die Hersteller von Hörgeräten die Implantate?
Ich ärgere mich heute noch über dieses Urteil, durch das in vielerlei Hinsicht Unrecht geschah. Es ist besonders für mich unverständlich, der ich mein ganzes Leben lang danach strebte, Gehörgeschädigten mit anderen Mitteln als Hörgeräten zu helfen, wie man unser Implantat als Hörapparat bezeichnen konnte. Es brach mir das Herz, dass zwei oder drei Leute an den Worten herumfeilschen konnten, bis von meiner Erfindung nichts mehr übrigblieb. Das werde ich nie verstehen.
7 In den ersten Versionen dieses Buches gefiel mir der Cyborg-Teil sehr gut. Er ist ja auch wahr. Ein Cyborg zu sein schien irgendwie cool und lustig. Ich wollte das ursprünglich sogar als Kapitelüberschrift verwenden. Vor der letzten Überarbeitung sah ich jedoch eine Episode von „The Cyborgs“ im VBS.TV (www.VBS.TV.com). Da ging es um einen Kerl, der eine Art „smart card“ in seinen Arm implantierte, um das Licht im Büro aufzudrehen. Danach waren Cyborgs für mich nicht mehr lustig, sondern nur dumm. Die VBS-Show hatte mein ganzes Konzept ruiniert.
8 So sollte z. B. ein Manager der Autofirma Y nicht Aktien seines Konkurrenzunternehmens X halten dürfen.
Zum Ersten, zum Zweiten und ... zum Dritten
„You do not merely want to be considered just the best of the best.
You want to be considered the only one who does what you do.“
Jerry Garcia
Auch wenn es rückblickend kaum verständlich erscheinen mag, war ich damals doch davon überzeugt, dass Symphonix nur an Wachstumsschmerzen litt und wir das Negative der Situation einfach ignorieren und durchtauchen sollten. Ich musste davon überzeugt sein, denn sonst wäre ich verrückt geworden. Die Kündigungen waren schrecklich gewesen, doch gegen Ende des Sommers 2002 war ich mir sicher, dass wir wieder auf Schiene waren. Der neue Marketingdirektor hatte Symphonix verlassen, weil er doch nicht nach Kalifornien ziehen wollte. Das überraschte mich nicht.
John Luna wurde befördert und übernahm den Verkauf. Den ganzen Mai, Juni, Juli und August kamen John und sein Team gut voran. Sie konnten eine Menge Aufträge an Land ziehen, steuerten die geplanten Verkaufsziele gut an bzw. erreichten sie. 9 Die Vorhersagen für das dritte und vierte Quartal waren sehr positiv. Ich war viel mit John herumgereist, um ihn als Firmensprecher zu unterstützen, und konnte den beginnenden Aufschwung miterleben. Der August 2002 war ein
Weitere Kostenlose Bücher