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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoffrey Ball
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San Jose ab und wir rauschten bald über Silicon Valley. Als in der Ferne die Santa-Cruz-Berge verschwanden, sah ich unter mir den Ort, an dem ich aufgewachsen war und wo ich meine erste Arbeit gefunden hatte. Ich dachte an den Weg, der vor mir lag. Diese Abreise war anders als jene zum Studium oder zur Arbeit in Colorado. Ich wusste diesmal nicht, was mich erwartete. Sabina sollte im darauffolgenden März zu mir nach Innsbruck kommen. Wir mussten zuerst noch unsere Autos verkaufen, unser Hab und Gut in einem Schiffscontainer verstauen und den Verkauf unseres Hauses abschließen.
    Das wahre Glück während dieser gesamten Zeit war meine Frau. Sie ist nicht nur ein großartiger Mensch, sondern auch Europäerin. Sabina hat eine Doppelstaatsbürgerschaft und war mit ihrer Mutter aus Polen in die Vereinigten Staaten geflüchtet. Der Umzug würde sie wieder näher zu ihrer Familie in Polen bringen. Wir dachten auch, dass eine Arbeitspause für Sabina vielleicht unserer bisher erfolglosen Familiengründung auf die Sprünge helfen könnte. Außerdem, so wussten wir, gab es hervorragende Möglichkeiten einer Fruchtbarkeitsbehandlung in Europa, sollte es denn nötig sein.
    Also, Europa! Acht gegeben! Wir kommen!

Sichere Landung und Neuanfang
    „Talk about your plenty, talk about your ills, one man gathers what the others spill.
    Ashes, ashes all fall down.“
    Jerry Garcia
    Ich landete in Innsbruck, Ingeborg holte mich vom Flughafen ab, und wir fuhren zu ihrem Haus in Axams, einem kleinen Bergdorf auf einem Plateau mit Blick auf die Tiroler Hauptstadt. Gemeinsam mit ihrem Mann Erwin aßen wir gemütlich zu Abend und fuhren anschließend zu meiner vorläufigen Wohnung, die in der Nähe der Firma lag und die ich behalten konnte, bis ich eine bessere gefunden hatte. Sie organisierte mir auch ein Mobiltelefon und setzte sogar die SIM -Karte eigenhändig ein. Eine Geschäftsführerin, die anpackt: Ich war beeindruckt.
    Ingeborg und Erwin Hochmair sind Legenden im Bereich der Hörhilfen und Implantate. 1974 entwarf Ingeborg Desoyer ein Cochleaimplantat, brauchte aber noch einen Signalprozessor und ein telemetrisches System. Bei ihrer Suche traf sie auf Erwin und bat ihn, die Elektronik zu entwerfen, was er auch tat. Ingeborg brauchte den Prozessor, Erwin baute ihn. Schon kurze Zeit später heirateten sie. 1977 setzten sie in Wien das erste hybride Multikanal-Cochleaimplantat ein. Als Erwin ein Lehrstuhl für Physik an der Universität Innsbruck angeboten wurde, packten sie auch das Implantat ein, und Ingeborg betrieb ebenfalls Forschung an der Universität. Ingeborg und Erwin forschten später auch in Stanford und waren am frühen 3M-Innenohrschneckenimplantat beteiligt. Sie drückten beide der Technologie, die für Implantate verwendet wird, ihren Stempel auf. Ohne ihre Pionierarbeit gäbe es die Soundbridge nicht. Im Jahre 1989 gründeten sie MED - EL , um ihre Forschung marktfähig zu machen.
    Ingeborg und ich haben viel gemeinsam. Wir lieben beide die Forschung und die Detailorientierung im wissenschaftlichen Betrieb, sind aber vor allem angetrieben vom Verlangen, Geräte zu entwerfen und zu bauen, die der Gesellschaft und schwerhörigen Menschen weiterhelfen. Wir mussten beide in die Geschäftswelt einsteigen, um den Traum zu verwirklichen, Technologie aus dem Labor jenen Menschen zugänglich zu machen, die sie am allermeisten brauchen. Wir mussten dafür beide die Welt der Wissenschaft verlassen.
    Ich kenne niemanden, der mit mehr Hingabe und Motivation arbeitet, als Ingeborg. Sie übernimmt von Bob Katz, der einen Ruf als Nachtarbeiter hatte, diesen Titel. Vielleicht ist sie auch ein Cyborg mit ultrastarken Batterien! Wie dem auch sei: Ihre Leistung ist beachtlich. MED - EL ist eines der führenden Unternehmen in diesem Geschäft und sicherlich der erfolgreichste Hersteller von Implantaten in Österreich. Die Firma, die sie von null aufbaute, beschäftigt heute knapp eintausend Mitarbeiter und vermutlich noch einmal so viele in der Zulieferindustrie. Ihre Produktlinien werden in fast einhundert Ländern eingesetzt, um gravierende Schwerhörigkeit zu beheben. MED - EL ist in den meisten Ländern auch Marktführer. Ich dachte immer, dass Ingeborgs Krönung als CEO von MED - EL die bahnbrechende Vermarktung des ersten Prozessors, für den man nicht Batterien an einem Gürtel mitführen musste, im Jahr 1991 war. MED - EL produzierte damals einen Prozessor, der hinter dem Ohr getragen werden konnte und mit einem Haken befestigt

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