... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
fragte.
Ich las sehr viel, denn es machte mir mehr Spaß als ins Kino zu gehen oder fernzusehen. Wenn ich mit Freunden ins Kino ging, konnte ich nichts hören und verstand nichts. Der Ton in den Kinos war ja auch nicht laut genug für mich. Zu Hause hatte mir mein Vater spezielle Kopfhörer entworfen, und das ging besser. Er hatte auch einen Lautsprecher hergerichtet, den ich neben meinen Kopf stellte, sodass auch meine Brüder mithören konnten, aber ich las lieber.
Ich begann mein Freshman-Jahr mit allen Tolkien-Romanen, viel von Mark Twain (noch immer einer meiner Lieblingsschriftsteller), Shakespeare, den ich zwar schätzte, aber auch schwierig fand. Mr. Day hatte eine Liste mit allen Büchern, die ich in der High School gelesen hatte. Pro Monat las ich meist drei bis vier Bücher, je nach Länge und Schwierigkeit. Als ich die High School abschloss, hatte ich laut Mr. Days Liste 187 Bücher gelesen (und damit knapp mein Ziel von 200 bis zur Graduation verfehlt).
Die anderen Kinder konnten Steinbeck nicht leiden, aber ich las alle seine größeren Werke und Essays. Ich verschlang Mailer, Orwell, Conrad, Jung, Kesey, Dickens. Ich las die Biographien von Rommel, Churchill, Jefferson, Lincoln und The Art of War , Essays zur politischen Philosophie, Drehbücher, ja sogar ein paar Manifeste. Mr. Day gab mir auch Management-Bücher zu lesen, wie Peters‘ A Passion for Excellence , Bücher über Edison, Newton, Galileo, Einstein und Kidders fantastisches Soul of a New Maschine . Ich las Bücher über hydroelektrischen Antrieb, Wassersysteme, Kanalisation und die Elektrifizierung Kaliforniens. Auch solche Langweiler wie die Geschichte der Landwirtschaft im San Joaquin Valley standen auf der Liste. Mr. Day heizte meinen unersättlichen Appetit auf Lektüre an, der bis heute anhält.
Mich lesen und über das Gelesene schreiben zu lassen, war wahrscheinlich das Beste, was mir passieren konnte, auch wenn Mr. Day für diese Spezialmethode ein paar Regeln brechen musste.
Er erklärte dem Schulleiter: „Ich gebe ihm Bücher, und er liest und liest. Was könnte besser sein?“
Ich besuchte die Homestead High School von 1978 bis 1981. In der Hippie-Phase strömte die Kultur der Blumenkinder ins Silicon Valley. Das manifestierte sich nicht nur in den vielen Arts-and-Craft-Messen, sondern auch in dem Glauben, dass die Haare bei niemandem lang genug sein konnten, und einigen überoptimistischen Ansichten: dass es keinen Bus gab, der zu kaputt war, und dass man gar nicht zu viele streunende Hunde aufnehmen konnte. Jahrelang sahen wir, wenn Mom meine Brüder und mich in den purpurnen Mercedes verfrachtete, Kolonnen von Hippie-Vans und Volkswagen auf dem Highway 17 und jede Menge Anhalter, die nach Santa Cruz oder ins Cats-Restaurant in Los Gatos wollten. Ich fand die Hippies cool. Sie sagten immer „Peace!“ zu mir, oder, noch besser, „Peace, little man!“ Total cool! Sie waren sicher freundliche Leute, und die entspannenden Drogen, die sie nahmen, machten sie noch friedlicher. Dann kam die Discozeit, Kokain und Speed wurden Modedrogen, und alles war weniger friedlich. Und es wurde noch schlimmer, als die Motorradgang Hells Angels den Drogenhandel übernahm.
Plötzlich erschien das City of Sunnyvale Police Department in der Schule, um uns zu warnen. Die Botschaft war unmissverständlich: Wenn wir im Park waren, besonders in der Gegend des Stevens Creek Dam, oder sonst wo, und die Hells Angels oder irgendein Motorradclub zeigte sich, dann sollten wir davonlaufen. Das war die Botschaft: Lauft! Es war uns allen klar, dass das ungute Typen waren, und da wir die echt gefährlichen nicht erkennen konnten, liefen wir vor allen weg. Nach der Rolle der Angels bei der Tragödie des Altamont-Rock-Konzerts musste man uns das nicht zweimal sagen. Wann immer einer dieser Burschen auftauchte, verzogen wir uns sofort. Sicher waren nicht alle Leute, die sich schwarz anzogen und sich wie die Hells Angels benahmen, gefährlich. Aber Zweifel waren angebracht, wenn sich einer auf einer Maschine wie ein Drogendealer anzog und aufführte. Solange wir innerhalb der Stadtgrenzen blieben, waren wir okay, weiter draußen in den Hügeln war Vorsicht angebracht.
Als jemand, der in Kalifornien aufgewachsen ist, wo ja viele der Bikermoden ihren Ursprung hatten, verblüfft es mich immer wieder, wie diese Moden heute zum Mainstream geworden sind. Über den gegenwärtigen Trend, wie die Hells Angels auszuschauen, mit Tattoos und dieser Motorradmanie,
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