... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
kann ich nur den Kopf schütteln. Hätte man mir gesagt, dass richtig nette Leute eines Tages in schwarzen, halloweenartigen Outfits daherkommen, die fast identisch mit der Kluft der Drogendealer meiner Jugend sind, wäre ich äußerst verwundert gewesen. Mit Erstaunen betrachte ich all diese Leute, die sich genauso anziehen und auf Motorrädern herumfahren wie die Motorradfahrer, vor denen ich in meiner Jugend davonlief. Einerseits verstehe ich ja dieses „In-den-Bergen-Dahindonnern“, andererseits auch wieder nicht. Ich bin aber sicher, dass ich nicht der Einzige bin, der an der Westküste aufwuchs und den modernen Harley-Davidson-Kult ungläubig betrachtet.
Ich engagierte mich nicht nur beim YMCA und als Rettungsschwimmer, sondern betrieb auch viele andere Sportarten, wie Kajakfahren, Surfen, Skifahren, Schwimmen, Windsurfen und Fußball. Auch war ich Mitglied im Debattierklub und nahm an der Modellregierung für Jugendliche des Staates Kalifornien teil. Darüber hinaus arbeitete ich natürlich. Sei es als Hausarbeiter im Y, Techniker in Vertretung, Kartenlocher, Weihnachtsbaumverkäufer, Kopier- und Botenjunge oder Rettungsschwimmer. In meinen Junior- und Seniorjahren an der High School belegte ich schon Kurse am De-Anza-College und verbrachte die Hälfte meiner offiziellen High-School-Zeit am Junior College.
Einen meiner besten Jobs während der Jahre an der High School hatte ich in der Sunnyvale Filiale von Farrell’s Eisdiele und Restaurant. Mit fünfzehneinhalb Jahren hatte ich gerade meine Arbeitserlaubnis erhalten. Ich begann als Aushilfe und Tellerwäscher immer gleich nach der Schule, und innerhalb von zwei Monaten durfte ich erst Gäste empfangen, dann war ich Kellner.
Ich hatte gerade meine neuen Hörgeräte mit Richtmikrofonen erhalten, was mein Leben erleichterte. Ab 1980 begannen Audiologen Hörgeräte zu verkaufen, und meine Hörgeräte wurden besser. Ich ließ mir auch kleine Karten drucken, auf denen stand: „Ich bin heute Ihre Bedienung. Ich höre sehr schlecht, daher wäre es eine große Hilfe für mich, wenn Sie mich beim Bestellen anschauen könnten. Danke!“ Mit diesen Kärtchen wurden meine Trinkgelder viel höher.
Farrell’s war das In-Lokal für die lokale Bevölkerung. Untergebracht im alten Alpha Beta Supermarkt und Einkaufszentrum an der Ecke Fremont und Mary Avenue brodelte es vor Aktivität. Es ging lustig zu, man verkaufte Eisbecher, Burgers und Riesenportionen Pommes. Die Angestellten waren dafür bekannt, tolle Geburtstagsfeste auszurichten, und es gab kaum eine Familie in Sunnyvale, die nicht regelmäßig hinkam.
Doch leider näherte sich Farrell’s dem Ende seiner Glanzzeit. Chuck E. Cheese Pizza Time Theatre, eine Pizzarestaurantkette, hatte gerade eröffnet und zielte auf den Markt für Kindergeburtstagspartys. Statt nur Eis, Burgers und Kuchen gab es bei Chuck E. Cheese auch Pizza zur Begleitmusik einer mechanischen Ratte, die Lieder abspielte. Chuck E. Cheese-Läden waren nur eine Modeerscheinung, aber zunächst verbreiteten sie sich so schnell wie später die Starbucks Coffee Shops. Bei Chuck E. Cheese gab es zur Pizza Videospiele und nicht das hausgemachte Gesangs- und Gröhlrepertoire mit dem Livepianisten, das wir bei Farrell’s anboten.
Die Franchiserechte von Farrell’s wurden an die einzelnen Unternehmer verkauft, von denen jeder versuchte, sein Image zu modernisieren. Farrell’s hatte ursprünglich Eisbecher mit heißen Saucen, Schlagsahne und enorm viel Kalorien verkauft oder riesige, fette Burgers und Pommes. Plötzlich wurde in einem Geschäft eine Salatbar installiert, in einem anderen gab es neue Kaffeegetränke. Wir alle wussten, dass mit der tiefgefrorenen Pizza die Schwierigkeiten erst richtig beginnen würden. Der letzte Nagel im Sarg war dann der Aufkauf durch die Pepsi Co. Bis auf wenige erhaltene Restaurants in abgelegenen Orten wie Eugene, Oregon oder Hawaii verschwand die Kette Farrell’s. Ironischerweise gibt es auch kaum mehr Chuck E. Cheese Restaurants. Wenn Farrell’s sich nur eine Zeit lang hätte verstecken können und bei der Linie, absolute Spitzenqualität bei fettreichen Produkten anzubieten, geblieben wäre (o, der leckere Nussbecher!), hätten sie wahrscheinlich überlebt. Mit Farrell’s verschwand auch ein großer Teil des alten Sunnyvale.
1980 eröffnete das Sunnyvale Town Center, ein Megaeinkaufszentrum, dort, wo einst das Zentrum von Sunnyvale war. Einer der fragwürdigsten Beschlüsse der Gemeinderäte war die
Weitere Kostenlose Bücher