... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
Papierstreifen aufgezeichnet. Dann wurden die Daten abgehakt und manuell in ein brauchbares Format übertragen. Eine mühsame, zeitaufwendige und fehleranfällige Methode. Auch wenn man das gut konnte, war es eine schrecklich langweilige Arbeit. Wenn wir Sekretärinnen um Hilfe baten, gab es sogleich irgendwelche Fehler, wofür sie nichts konnten. Viele Untersuchungen mussten zu bestimmten Zeiten über viele Stunden und sogar Tage durchgeführt werden. Man sah immer wieder Wagen schnell vor einem Labor vorfahren, den Forscher hineineilen und zehn Minuten später wieder herauskommen, weil gerade ein Testzyklus lief. Ich hatte ja bereits in Oregon in meinen Kursen für digitale Elektronik kleine digitale Kontrollgeräte gebaut, die eigentlich die Vorläufer von wissenschaftlichen Gerätetreibern waren. Bald konnte ich aufbauend auf meiner Arbeit an der Universität Oregon meine Software so programmieren, dass Daten aufgenommen und in ASCII -Files gespeichert wurden, oder manchmal sogar direkt in automatisierten Aufzeichnungsprogrammen. In einem weiteren Schritt schrieb ich Software, die Daten aufnehmen, parsen und formatieren konnte, sowie die erforderlichen Berechnungen durchführte. Diese Daten konnten dann rasch verarbeitet und elektronisch gespeichert werden.
So half ich einem der Ärzte im VA , alle Computer der Intensivstation zu vernetzen. Das waren noch die Zeiten vor dem Internet. Ich installierte einen „Knoten“, wodurch wir die Stanford-Labs mit den VA -Labs und -Büros via Modem und CompuServe oder mittels eines Modem-Links verbinden konnten.
Zur gleichen Zeit, als ich mäßig erfolgreich versuchte, Computer zu verknüpfen, hatte ich mit einem meiner Freunde, Dan Stein, der an der Stanford Anesthesiology forschte, in seinem Haus in Palo Alto begonnen, Bier zu brauen. Wir hielten uns für sehr gute Braumeister und erzeugten ein richtig dunkles Bier, das wir „Rasta Brau“ nannten, und auch ein paar helle Sorten. Ich stellte ein Zymurgy (eine Art Info des Bierbrauens) zum Einwählen im Computer her, die nur aus ein paar Texten bestand, die Leute lesen konnten. Wir bezeichneten das damals nicht als Website, denn es gab noch kein Web, umso weniger eine „Website“. Wie wir das nannten, weiß ich nicht mehr, aber man konnte sich von einem anderen PC aus in meinen einwählen und die Seiten anschauen, die ich hineingestellt hatte. Ich hängte ein paar Zettel an der Außenstelle der örtlichen Brauerei auf, und schon hatte meine „Site“ etliche Besucher, was ich natürlich nicht wusste. Meine „Site“ war – wie die meisten damals – eigentlich nur ein simples, schwarz-weißes Display. Viele Seiten waren damals einfach ASCII -Zeichen und ziemlich langweilig. Wir stellten einige einfache Bilder auf die Seite, und als sich die Leute beklagten, dass es dadurch zu langsam ginge, nahmen wir sie wieder herunter. Gute Informationen fanden sich kaum bei AOL oder sonst wo, und wir hatten Bücher, die gute Adressen zum Anwählen mit einem Modem anführten. Das alles war meist langsam, mühsam und häufig nicht der Mühe wert. In die Bibliothek zu gehen, war damals noch die bessere Lösung.
Eines Tages erzählte mir ein Arzt von zwei Bekannten, die ein Computerprojekt starteten.
„Du solltest mit ihnen reden, sie kennen deine Arbeit hier, du solltest sehen, was sie machen“, meinte er.
Das erstaunte mich zunächst, da ich meine Computerarbeit für ziemlich lausig hielt. Aber irgendwie fand ich diese zwei und traf sie ein paar Mal im Town and Country Village Shopping Center gegenüber von Stanford. Diese Burschen waren Stanford-Elektronik-Studenten. Sie sprachen über „Listen“ und behaupteten, mein Computer sei einer der populärsten im „Netz“.
„Im wo?“, fragte ich.
„Wir nennen es Netz“, sagten sie, und sie erzählten mir, wie sie diese Listen von Computer-Sites erstellten und wie das die Welt verändern würde.
„Du solltest dir überlegen, mit uns zu arbeiten“, sagten sie. Ich erinnerte mich, dass ich diese Leute schon vorher mal in Stanford gesehen hatte, als ich Hilfe suchte für die elektronischen Teile eines Projekts, an dem wir arbeiteten. Bob White hatte sie auch einmal erwähnt, aber offenbar hatte ich nicht so richtig zugehört.
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Um ehrlich zu sein, war ich mir nicht einmal sicher, woran genau sie denn nun arbeiteten. Sie machten damals den Eindruck von Graduate-Studenten, die einfach nur Hilfe für ihr Projekt suchten, und
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