... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
sahen extrem müde aus, so als hätten sie die letzten Nächte durchgearbeitet. Sie schienen auf einem anderen Planeten zu weilen und waren offenbar an einem Punkt angekommen, wo sie sich etwas zu weit von der Realität entfernt hatten.
Ich hatte keine Ahnung, wovon diese Burschen sprachen, und konnte nicht verstehen, wie sie denn mit Listen von interessanten Online-Computer-Knoten im sogenannten „Netz“ irgendein Geschäft machen wollten. Es war ja sogar für sie selbst schwierig, ihre Pläne zu beschreiben, wie mir schien. Aber nicht nur das. Um ehrlich zu sein, hielt ich die Idee von Computer-Suchlisten für ziemlich bescheuert. Warum sollte irgendwer jemals für Listen und Kategorien für gute Webnodes bezahlen? Heute ist es fast unmöglich, sich eine Zeit vor dem Internet vorzustellen, aber mit Listen von Telefonmodems und Nummern Geld verdienen zu wollen, wirkte damals ziemlich lächerlich.
Also sagte ich ihnen, im Augenblick hätte ich sehr wenig Zeit, aber würde vielleicht später darauf zurückkommen. Von diesem Typ Forscher gab es viele in Stanford, und diese zwei unterschieden sich in nichts von den anderen. Im Gegenteil, ihr Projekt fiel mir nicht als besonders „heiß“ oder vielversprechend auf. Ein paar Jahre später erfuhr ich, dass diese zwei Burschen weiter an ihrem Projekt gearbeitet und schließlich eine kleine Computerfirma namens „Yahoo“ gegründet hatten. Das hat sich dann sicher bezahlt gemacht für sie!
Solche interessanten Begegnungen hatte man in Stanford. 1
1999 hatte ich meine Arbeit für den Master Degree fertig. Mein Schwerpunkt lag auf der Computerwissenschaft, das heißt, mich interessierte, wie sich die Möglichkeiten der Rechner für die Lösung komplexer Probleme heranziehen ließen. Es machte mir Spaß, unzählige bestehende Datenmengen zusammen mit Annahmen und/oder möglichen Eingaben einzutippen und Modellresultate zu berechnen. Mich interessierte auch die Umwandlung riesiger Datenmengen in die digitale Form. Mich faszinierte die probabilistische und deterministische Statistik und die Möglichkeit, mit Hilfe des Computers mögliche zukünftige Resultate zu projizieren. Ich schrieb mehrere Software-Programme und versuchte existierende Datenbanken zu verbessern und zu verfeinern. Ein Kurs im linearen Programmieren begeisterte mich.
Lineares Programmieren ist eine Übung, bei der man versucht, gewünschte Ergebnisse zu maximieren und gleichzeitig andere Faktoren innerhalb eines definierten Rahmens von Beschränkungen zu minimieren. Bei einfachen Problemen ist das nicht kompliziert, sobald aber ein Problem mehrdimensional wird, beginnen die Schwierigkeiten. Manchmal waren die durch das Programm generierten Antworten alles andere als logisch. Durch das lineare Programmieren und Datensammeln wurde mir klar, dass das Schlüsselelement Folgendes war: Man erhielt oft nicht die „offensichtliche“ Antwort, bevor man nicht alle denkbaren Lösungsmöglichkeiten innerhalb der Beschränkungen vernünftiger Randbedingungen vorgegeben hatte. Anders ausgedrückt, bevor man zu dem Punkt gelangt, an dem man bei komplexen Aufgaben mit vielen Varianten eine offensichtliche Lösung erkennen kann, muss man sehr detailliert alle möglichen Lösungen herausfiltern.
Problemlösung auf diesem Niveau war eine Wissenschaft mit atemberaubender Reichweite. Mit dem Potential eines PC s diese Anwendungsmöglichkeiten auszuloten, die die Informationen der riesigen Datenbanken zusammen mit höhergradiger Problemlösung boten, faszinierte mich. Ich dachte, dass die Digitalisierung der Daten uns zu besserem Problemverständnis und neuen Einsichten führen würde. Den ultimativen Kick gaben mir die mehrdimensionalen Probleme. Daher schrieb ich mich in Abendkurse für Computerwissenschaft, Informationstechnologie, Programmieren, Aufbereitung von Datenbanken und Statistik ein.
Trotz meiner Vollzeitarbeit für Dr. Goode fand ich noch Zeit dafür. Da ich die meisten meiner Kurse auf die Abende und Wochenenden legte, war ich eigentlich ein Vollzeit-Graduate-Student am Abend und ein Forscher bei Tag. Zusätzlich arbeitete ich noch als Konsulent, um für die Studiengebühren und Bücher Geld zu verdienen. Ich versuchte auch ein paar Bilder zu verkaufen, denn die Grad School war wirklich extrem teuer.
Eine Firma, bei der ich als Konsulent arbeitete, war die ReSound Corporation. ReSound hatte begonnen, Datenbanken mit Patientendaten heranzuziehen, um Parameter zu definieren, mit deren Hilfe Hörgeräte
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